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Im Licht der roten Erde

Im Licht der roten Erde

Titel: Im Licht der roten Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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oder schlimm für den Kerl, der den Diebstahl begangen hat?«, fragte Mick.
    »Ich würde sagen, für den, der das genommen hat, bedeutet es nichts Gutes«, sagte Alistair.
    »Wer stiehlt denn einen Schädel?« Veronica schauderte.
    Digger stieß einen lauten Schrei aus und hielt kleine Knochen hoch. Die Männer berieten sich, dann legten sie die Knochen zurück auf den Vorsprung.
    »Wir nehmen an, dass Vögel diese kleinen Knochen verstreut haben, aber der Schädel ist verschwunden. Das ist nicht gut.« Ardjani kletterte zurück zur Gruppe.
    »Warum ist der Schädel denn so rot?«, fragte Susan an Beth gewandt.
    »Das ist Ocker. Die Barradja verwenden es aus zeremoniellen Gründen, um den Schädel zu verzieren und zu konservieren.«
    »Warum sollte jemand so etwas stehlen? Das ist mir gar nicht geheuer!«
    »Ich habe aufgehört, mich darüber zu wundern, was die Leute alles stehlen oder zusammentragen«, sagte Beth. »Sammler können sehr seltsame, obsessive Menschen sein.«
     
     
     
    Die Gruppe versammelte sich vor der Höhle und sah zu, wie Ardjani ein kleines Feuer in der Nähe der Felsmalereien entzündete. Er warf eine Handvoll grüner Blätter in die Flammen, wobei er das Feuer mit seinem Hut anfachte. Rauch stieg auf. Ardjani erhob die Stimme zu einem Lied, das über die heiligen Felsmalereien schwebte, vorbei an orangeroten Felsnasen in einen unvorstellbar blauen Himmel, wo es einen unauslöschbaren Eindruck hinterließ.
    Rusty, der bemerkte, wie neugierig die Gruppe war, setzte zu einer kurzen Erklärung an. »Ardjani entfacht diesen Rauch, damit uns die Ahnenwesen nicht folgen. Wenn man nicht genau das richtige Zeremoniell befolgt, kann es Probleme geben.«
    »Ziemlich urtümlich, nicht wahr?«, sagte Veronica zu Susan, während sie mit ihren Taschentüchern die zunehmende Anzahl an Fliegen verscheuchten, die ihnen zu schaffen machten. »Ich meine, das Millennium geht seinem Ende entgegen, wir spazieren im Weltraum umher, erkunden den Mars, und dieser alte Kerl hier vertreibt mit Rauch und Gesang die Geister, die seiner Ansicht nach in ein paar Felsen hausen. Und was diese Fliegen hier angeht: Es wird Zeit, dass der Abgeordnete Premierminister Tim Fischer und die Nationale Partei etwas dagegen unternehmen!«
    Susan lachte. Dieser Ausbruch war typisch für Veronica: eine unverblümte Kombination aus Humor, Absurdität und Skepsis. »Sei vorsichtig«, warnte Susan sie in gespieltem Ernst. »Du weißt nicht, wer uns hier draußen alles hören kann.«
     
    Ardjani setzte sich auf einen der Plätze im OKA , die durch Lilians und Jennifers Abwesenheit frei geworden waren. Die Sonne stand bereits recht tief. »Bald leuchtet das Gala-Licht. Wir brechen auf, bevor die Schatten aufziehen«, sagte er zu Billy.
    »Was meinst du damit?«, fragte Veronica.
    »Sieh mal, dort draußen, das wunderschöne Licht, wenn die Sonne tiefer sinkt. Ein ganz weiches Licht. Vielleicht siehst du die
rai
darin tanzen.« Er bemerkte, dass Veronicas Mund aufklappte, und beantwortete ihre unausgesprochene Frage. »Die
rai
sind kleine Geistwesen, magische Wesen, die uns helfen, aber auch bestrafen können. Manchmal schicken die
wandjina
sie als Träume zu uns.«
    »Wie die
mimi?
Von denen habe ich gehört.« Mick war froh, etwas zum Gespräch beitragen zu können.
    Ardjani grinste anzüglich in die Runde. »
Mimi-
Geister sind sexy. Sie bringen den Aborigines sexy Dinge bei.« Sein Grinsen wurde noch breiter.
    Veronica war begeistert. »Über diese Sorte Geister kann ich was in meiner Sendung bringen: die sexy
mimis!
«
    »Du bist unmöglich, Veronica«, sagte Susan. »Aber wenigstens ist das ein Schritt nach vorn, wenn es darum geht, die Kultur der Aborigines anzunehmen.«
    »Nun, vielleicht nicht gleich annehmen, nur darüber berichten!«
     
    Billy fuhr durch das lavendelfarbene Licht zu dem Treffpunkt, den sie mit Jennifer und Lilian ausgemacht hatten. Die Frauen warteten geduldig unter einem Baum. Der OKA hielt an, und Veronica half Jennifer mit ihrem Baby beim Einsteigen. Lilian setzte sich neben Susan, die sie zaghaft anlächelte.
    Das Baby lag bäuchlings auf Jennifers Schoß und schlief friedlich, den Kopf zur Seite gedreht, die Beine baumelten über die Knie seiner Mutter. Susan sah, wie Veronica die Hand ausstreckte und dem Baby zärtlich übers Köpfchen strich.
    Auch Lilian bemerkte es und rückte näher, um leise mit Susan zu sprechen. »Jennifer hat mir erzählt, dass deine Freundin versucht, mit Hilfe einer Nadel ein

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