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Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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während die Jahre verstrichen, genauso nach ihr wie er sich nach dem Leben von einst zurücksehnte.
    Er ertrank in einem großen, dunklen Meer der Einsamkeit.

Eins
    Eigentlich sollte es ein Urlaub sein. Also unterhaltsam, erholsam, interessant.
    Auf jeden Fall nicht schaurig und Angst erregend.
    Nein, Angst war übertrieben. Zumindest ein wenig.
    Ein tückisches Sommergewitter, eine seltsame Straße, die sich durch einen dunklen Wald schlängelte, wo die Bäume aussahen wie Riesen in nebligen Rüstungen. Kayleen Brennan, Nachfahre der Bostoner Brennans, ließ sich durch solche Dinge nicht erschrecken. Sie war aus härterem Holz geschnitzt. Und genau das rief sie sich nun ungefähr alle zehn Sekunden ins Gedächtnis, während sie sich in dem Mietwagen durch die schlammige Brühe, die als Straße begonnen hatte, Meter für Meter hindurchkämpfte.
    Sie war eine Frau, die sich von der Vernunft leiten ließ. Dazu hatte sie sich im Alter von zwölf Jahren sehr bewusst und sehr klar entschlossen. Keine Flucht in Fantasiewelten für Kayleen, keine romantischen Träume oder unüberlegten Aktionen. Schließlich hatte sie beobachtet – und tat es nach wie vor –, wie ihre bezaubernde, anbetungswürdige und leichtgläubige Mutter dadurch immer wieder in Probleme geraten war.
    Finanzielle Probleme. Probleme mit dem Gesetz. Probleme mit Männern.
    Also war Kayleen mit zwölf Jahren erwachsen geworden und eine Erwachsene geblieben.
    Eine Erwachsene ließ sich von ein paar Bäumen und Gewitterblitzen keinen Schrecken einjagen. Oder von Nebelschwaden, die sich verdichteten und verdünnten, als würden sie atmen. Eine erwachsene Frau geriet nicht in Panik, weil sie eine falsche Abzweigung genommen hatte. Wenn eine Straße, so wie diese, zu schmal war, um gefahrlos wenden zu können, sollte man einfach weiterfahren, bis man wieder auf den richtigen Weg gelangte.
    Eine erwachsene, vernünftige Frau bildete sich bei einem Gewitter auch nicht ein, sie würde seltsame Laute hören.
    Wie zum Beispiel Stimmen.
    Ich hätte in Dublin bleiben sollen, sagte sie sich finster, während sie über eine Wurzel holperte. In Dublin mit den geschäftigen Straßen und den lärmenden Pubs hatte Irland so zivilisiert gewirkt, so modern und urban. Aber nein, sie hatte ja unbedingt auch das Umland kennen lernen müssen. Hatte einen Wagen gemietet, eine Straßenkarte gekauft und war auf Erkundungstour gegangen.
    Andererseits war das von Anfang an geplant gewesen. Sie hatte ihren Aufenthalt nutzen wollen, um das Land kennen zu lernen und vielleicht sogar die eine oder andere Rarität für das Familienunternehmen, den Antiquitätenladen in Boston, aufzustöbern. Sie wollte kreuz und quer durch die Gegend fahren, einen Ausflug ans Meer machen und die hübschen kleinen Dörfer und eindrucksvollen Ruinenstätten besichtigen.
    Nein, mangelnde Vorbereitung konnte man ihr, weiß Gott, nicht nachsagen. Hatte sie nicht für jeden Tag ihrer
Rundreise ein Zimmer in einer Frühstückspension gebucht? Bei rückbestätigten Reservierungen konnte man sicher sein, dass einen am Ende eines anstrengenden Reisetages keine Unannehmlichkeiten oder unliebsamen Überraschungen erwarteten.
    Und hatte sie ihre Reiseroute nicht bis in alle Einzelheiten ausgearbeitet und genau ausgerechnet, wie viel Zeit sie für die jeweiligen Sehenswürdigkeiten aufwenden würde?
    Aber sie hatte nicht damit gerechnet, sich zu verirren. Wieso auch? Der Wetterbericht hatte etwas Regen vorhergesagt, doch schließlich war sie hier in Irland, wo Regen fast an der Tagesordnung war. Von einem wilden, stürmischen, hinterhältigen Unwetter, das wie rasend an ihrem kleinen Auto rüttelte und die lange, wunderschöne Sommerdämmerung in wütende Dunkelheit verwandelte, hatte der Wetterbericht nichts erwähnt.
    Dennoch bestand kein Grund zur Sorge. Alles war vollkommen in Ordnung. Sie hinkte lediglich ihrem Zeitplan ein wenig hinterher, und daran war sie zum Teil selbst schuld. Auf dem Weg Richtung Süden war sie länger als geplant in Powerscourt Demesne geblieben. Und als sie dann in westliche Richtung weitergefahren war, hatte sie unterwegs zufällig einen alten Kirchhof entdeckt und einige Zeit dort verbracht.
    Sie war sicherlich nach wie vor im County Wicklow, irgendwo im Wald von Avondale. Und laut ihrem Reiseführer war in diesem bewaldeten Landstrich die Bevölkerungsdichte gering, und die wenigen Dörfer lagen weit voneinander entfernt.
    Alles in allem hatte es sich nach einer beschaulichen,

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