Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx
nicht viele Eingeweihte. Seit wir nicht mehr wissen, wem wir trauen können, wagt keiner mehr, über seine Befürchtungen zu reden. Nur wenn wir merken … Wenn wir das sichere Gefühl haben, dass ein Kamerad unsere Sorgen teilt, dann sprechen wir ihn an. Eine Hand voll Verbündete haben wir auf diese Weise gefunden, aber es war ziemlich schwer, ein paar vertrauenswürdige Männer in einem Fähnlein zusammenzufassen, damit wir handlungsfähig sind.
Vielleicht gibt es noch andere Gruppen wie uns, aber jeder Versuch, das herauszufinden, sich außerhalb unserer kleinen Schar abzusprechen, ist gefährlich.«
Swetja sah die Soldaten an. »Wenn unser Land angegriffen wird, dann müsst Ihr ein Wagnis eingehen. Ihr müsst etwas tun!«
»Die Frage ist nur, was ?«, erwiderte Borija. »Wir wissen nicht, wer unser Gegner ist, und wir können nicht gegen Zauberei kämpfen. Trotzdem sitzen wir nicht untätig herum. Wir haben dafür gesorgt, dass unser Trupp in der Ballnacht auf Streife ist. Denn die größten Sterndeuter des Landes sind unter den Deveni zu finden, und die waren alle zum Ball der Königin geladen. Wir haben darauf gehofft, dass einer von ihnen das Übel erkennen wird und wir dann in der Nähe sind, um ihm beizustehen.
Den Rest wisst Ihr, dewa Swetjana. Die einzige Seele unter all den Edlen des Reiches, die feinfühlig genug war, um etwas von der Veränderung zu bemerken, und stark genug, um ihr zu trotzen, das wart Ihr.«
»Und Ihr habt mir geholfen, Hauptmann.« Swetja schlug die Augen nieder. »Es tut mir leid, dass ich Euch einen Vorwurf gemacht habe. Ich hatte nicht das Recht dazu.«
Borija tat den Einwand mit einer Handbewegung ab. »Ihr habt recht. Wir müssen etwas tun. Wir haben etwas versucht, und wir hatten gehofft, dabei auf einen Zauberer zu stoßen, der uns sagen kann, wie wir diesen Feind bekämpfen können. Wenn Ihr darüber nichts wisst, müssen wir uns damit abfinden, dass unser Vorhaben … nicht ganz den gewünschten Erfolg hatte.«
Er nickte Swetja zu und fuhr fort: »Wir brauchen also einen neuen Plan. Wir müssen davon ausgehen, dass jeder Deveni, der sonst noch auf dem Ball war, dem Einfluss unseres Feindes unterliegt. Sollen wir als Nächstes jeden Kundigen von Rang aufsuchen, der aus welchen Gründen auch immer nicht in der Hauptstadt war?
Allerdings können wir nicht davon ausgehen, dass diese Leute nur deswegen fehlten, weil sie von der Gefahr wussten. Und wenn wir den Falschen ansprechen, werden unsere Feinde erfahren, dass wir gegen sie arbeiten.
Ihr versteht unser Problem, dewa Swetjana? Wenn Ihr also einen Hinweis für uns hättet … Ihr habt etwas gesehen, Ihr habt eine Gabe, und wir können jede Hilfe gebrauchen.«
»Mein Vater«, setzte Swetja an. »Mein Vater meinte, ich hätte recht gehabt. Wegen des Styx. Vielleicht ist das die Ursache von allem.«
Sie erzählte den Männern von ihrer Beobachtung der Gestirne und von der Theorie, die sie mit den anderen Sterndeutern hatte besprechen wollen.
Borija schüttelte langsam den Kopf. »Selbst wenn das so ist, verrät uns das nur, was wir ohnehin schon wissen: dass eine Gefahr droht. Es verrät uns nicht, wie wir sie abwenden können. Oder gibt es auch dazu eine Prophezeiung? Können wir wenigstens sagen, was für eine Bedrohung genau der Styx uns ankündigt?«
»Nein«, sagte Swetja. »Aber irgendein anderer Sterndeuter weiß es vielleicht oder kann mehr herausfinden als ich. Ein älterer Gelehrter mit mehr Erfahrung.«
»Was uns zu unserer alten Schwierigkeit führt: Wen sprechen wir an? Wem können wir vertrauen?«
»Mein Vater!«, rief Swetja aus. »Er stand unter dem Bann dieser Macht, und er hat sie abgeschüttelt. Wenn wir zu ihm gelangen, kann er uns vielleicht helfen, jetzt, wo er meiner Warnung glaubt.«
»Vielleicht gibt es einen besseren Weg«, warf einer der Soldaten ein. »Diese andere Möglichkeit, über die wir gesprochen haben.«
»Das ist vor allem ein weiter Weg«, wandte Borija nachdenklich ein.
»Was?«, fragte Swetja.
Hauptmann Borija wandte sich wieder ihr zu. »Nun, natürlich haben wir bereits andere Pläne erwogen, falls der heutige Tag nicht das bringt, was wir uns erhofft haben. Falls wir in ganz Modwinja keinen Zauberer finden, der uns helfen kann.«
»Es gibt andere Länder«, sagte der Soldat. »Ältere Magie.«
Borija nickte. »Vielleicht. Wenn die Überlieferungen unseres Volkes der Wahrheit entsprechen, dann kamen unsere Vorfahren einst aus dem Osten, von jenseits der Wälder.
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