Im Notfall Buch aufschlagen: Tipps für alle möglichen Katastrophen (German Edition)
18000 Tote herzlich wenig interessieren und immer nach der Maxime handeln: Nach dem GAU ist vor der Wahl.
In Die letzten Kinder von Schewenborn beschäftigt sich Gudrun Pausewang vor allem mit dem Problem der Strahlenkrankheit, die durch Röntgen- oder Gammastrahlen auftritt. Das Buch beschreibt die verschiedenen Stadien der Strahlenkrankheit (Appetitlosigkeit, Übelkeit, Haarausfall, Haarausfall am ganzen Körper, unkontrollierte Blutungen im Mund, Totalzerstörung des Knochenmarks, Kreislaufversagen) und weist auf angemessene Gegenmaßnahmen wie Dekontamination, Bluttransfusion oder Stammzellentransplantation hin. Klar, dass diese Maßnahmen im Ernstfall nur sehr schwer durchzuführen sind. Aber wenigstens weiß man nun Bescheid.
Weiter gehende Informationen zum angemessenen Verhalten im Atomkrieg und nach dem Super-GAU sind außerdem der Broschüre Jeder hat eine Chance zu entnehmen. Diese verteilte das Bundesamt für zivilen Bevölkerungsschutz, ein Vorläufer des heutigen Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, 1961 gratis an alle Haushalte – es ist unverständlich, warum diese Broschüre heute nicht mehr erhältlich ist. Die Bundesregierung hat vieles getan, um den Schutz der Zivilbevölkerung vorzubereiten. Ihre Maßnahmen werden aber nur Erfolg haben, wenn ein jeder zur Mitarbeit und zur Selbsthilfe bereit ist, heißt es in dem Heft. Im Fall eines atomaren Überraschungsangriffs solle man sich flach auf den Boden werfen, möglichst längsseits einer starken Wand: «Von der Lichterscheinung abwenden und die Augen schließen! Gesicht, Nacken und Hände schützen!» Überrascht einen die Bombe im Freien, soll man sich ebenfalls flach auf den Boden werfen und wenn möglich einen Aktenkoffer über den Kopf legen, hier seien ebenfalls die Augen von der Lichterscheinung abzuwenden. Diese Ratschläge wirken angesichts der Urgewalt, mit der man es bei der Atomtechnologie zu tun hat, reichlich hilflos und deshalb wie das beste Argument gegen den Werbeslogan, dass deutsche Kraftwerke sicher seien und es sich bei Atomenergie um eine beherrschbare Angelegenheit handelt.
Ein Katastrophenfilm dauert 90 Minuten. Die Halbwertszeit des hochgiftigen Plutoniums, das Ende März im Boden um Fukushima Daiichi gefunden wurde, beträgt 20 000 Jahre.
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20. Zivilisationszusammenbruch DAS LEBEN OHNE STADTWERKE
So befriedigt man seine Grundbedürfnisse im Fall der Fälle.
Bei seinem Russlandfeldzug 1812 scheiterte Napoleon nicht am militärischen Geschick der Russen oder an den falschen Laufwegen seiner Angreifer, das eigentliche Problem waren die viel zu langen Nachschubketten. Der französische Kaiser konnte sein Heer während des gesamten Kriegs nicht ausreichend mit Nahrungsmitteln und Wasser, Munition und Waffen versorgen. Im Winterquartier im ausgebrannten Moskau erfroren die Soldaten, während des Rückzugs wütete der Typhus, nur 3000 der ausgezogenen 500 000 Männer der Grande Armée kehrten in die Heimat zurück. Historiker sprechen davon, dass Napoleon sein Reich «überdehnt» habe, sodass die Spannung irgendwann nicht mehr auszuhalten war und alles zusammenbrach.
Das Problem sollte Ihnen bekannt vorkommen! Das Gas für unsere Heizung kommt aus Russland, unser Rindfleisch aus Neuseeland und das Trinkwasser aus einem 150 Kilometer entfernten Speichersee. Der individuelle Konsument leidet unter ähnlich überdehnten Nachschubwegen wie Napoleon. Schon um unsere grundlegendsten Bedürfnisse zu befriedigen, sind wir auf ein hochkomplexes, globales und extrem störungsanfälliges System angewiesen, das bei der kleinsten Störung zusammenbricht. Dabei muss es sich nicht um einen Terroranschlag oder eine Pandemie handeln, es reichen auch 20 Zentimeter Neuschnee, um das öffentliche Leben in Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern lahmzulegen und ganze Siedlungen vom Netz zu nehmen. Besser Sie lernen schon jetzt, ohne die Stadtwerke zu leben – das erspart auch den Papierkrieg um überhöhte Nachforderungen, zehnprozentige Preissteigerungen und falsch ausgestellte Daueraufträge.
Die persönliche Mineralwasser-Quelle: In Halle an der Saale regnet es im Durchschnitt an 250 Tagen im Jahr, in Regensburg sind es 180 Tage. Das ist zwar manchmal ärgerlich, sorgt aber immerhin dafür, dass Sie nirgendwo in Deutschland länger als ein paar Kilometer gehen müssen, um an einen Fluss, Bach oder See zu gelangen. Von Ihren Sonntagsspaziergängen sollten Sie wissen, wo sich fließende
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