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Im Reich der Vogelmenschen

Im Reich der Vogelmenschen

Titel: Im Reich der Vogelmenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt und E. Maine Hull
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geleistet. Jetzt würden sie es ablehnen, sich auf die eine oder die andere Seite zu schlagen.
    Es war besser, dachte Kenlon, sich Gedanken über die Fragen zu machen, die er dem Rat stellen wollte.
     

15
     
    Sie waren, wie Kenlon sah, nicht an der Spitze des Gebäudes angelangt, sondern befanden sich etwa auf halber Höhe. Eine offene Tür, eine sehr große Tür von wenigstens hundert Fuß Höhe und Breite, gähnte direkt vor ihm. Marmorstufen führten von ihr herab und endeten im Luftraum.
    Diese Tür bildete einen der zahlreichen Eingänge in einem Gebäude, dessen riesige Dimensionen erst jetzt richtig erkennbar waren. Das Gebäude war breiter, als es hoch war. Seine Höhe aber war enorm. Seine Spitze reichte in die Wolken, Teile waren hinter dichten Nebeln verborgen. Die Spitze des Gebäudes mußte wenigstens noch eine achtel Meile höher liegen.
    Der Bau stellte unzweifelhaft eine Stadt dar. Wohin Kenlon auch blickte, sah er Männer und Frauen mit Flügeln, einzeln oder in Gruppen, aber niemand befand sich in der Nähe der Tür, auf die er zudirigiert wurde. Kenlon starrte fasziniert auf die Frauen, obwohl die meisten so weit entfernt waren, daß er sie nicht klar erkennen konnte.
    Von den beiden, die ihm am nächsten waren, hatte die eine schwarzes, die andere goldblondes Haar. Das Haar war lang und flatterte beim Fliegen hinter ihnen. Kenlon mußte an Engel denken, aber er war doch froh, daß sie nicht näher kamen. Er wollte nicht enttäuscht werden, dachte er, als er mit den Füßen auf der Marmorterrasse landete.
    »Gehen Sie hinein, aber seien Sie vorsichtig«, sagte Laren.
    Offensichtlich sollte er in seinem Traggurt bleiben, der ihn an die Flieger kettete. Larens Warnung machte ihn gespannt auf das, was er drinnen vorfinden würde.
    Er betrat einen gut beleuchteten großen Raum. Fußboden, Wände und Decke waren mit großen ungeschützten Öffnungen versehen. Glänzende tunnelartige Gänge führten in die Tiefe oder gaben den Blick frei auf geschmackvoll eingerichtete Räume, die als Vorzimmer für Wohnungen dienen mußten, denn dahinter waren geschlossene Türen zu erkennen.
    Mit in den Nacken gelegtem Kopf, in der Art eines staunenden Touristen, schritt Kenlon voran, bis der Druck von Larens Hand auf seinem Arm ihn zurückhielt. Überrascht blickte er hinab. Vor ihm tat sich der Abgrund eines Tunnels auf, der durch keinerlei Geländer gesichert war. Es gab keine scharfe Kante, der Boden senkte sich in sanfter Kurve abwärts. Dahinter gähnte ein Schlund von vierzig Fuß Breite und drei Viertel Meilen Tiefe. Kenlon zuckte zurück und errötete, als Laren neben ihm leise lachte.
    Der Mann mit den Flügeln sagte: »Sie brauchen sich nicht zu fürchten. Selbst wenn Sie plötzlich abstürzten, würden die Träger Sie halten. Sie werden verstehen, daß die Behausungen in einer Welt, in der die Menschen Flügel haben, auf besondere Weise gestaltet sein müssen.«
    Kenlon nickte zustimmend.
    Laren fuhr fort: »Sie werden etwa hundert Meter tief hinabgebracht werden.« Und mit einem rätselhaften Lächeln setzte er hinzu: »Lassen Sie sich von dem Rat nicht allzusehr überraschen.«
    Bevor Kenlon antworten konnte, stieß sich Laren in den Schacht hinab. Die Schlinge um Kenlon legte sich fester. Er wurde vorwärts und hinab geschwungen. Unter sich sah er, wie Laren landete und zu ihm aufblickte. Ein Plafond verbarg den Ratsraum zuerst, dann konnte Kenlon weitere Teile des Bodens hinter Laren sehen. Und dann …
    Kenlon flog.
     
    *
     
    Er flog. Die Bewegung, frei und unheimlich stark, war nicht zu mißdeuten. Er flog durch die dicken Schichten einer Wolke, die selbst die Spitzen seiner Schwingen verbargen.
    Er sah, daß er die Beine an den Körper gezogen hatte, erkannte die Flügel nur verschwommen, weil sie die Luft peitschten wie die Kolben eines schnell laufenden Motors. Sein Körper glühte vor Kraft, sein ganzes Wesen schien sich mit der Leichtheit des Fluges zu erneuern, Freude strömte in immer neuen Wellen durch seine Glieder.
    Lange Minuten gab er sich diesem Gefühl hin. Dann löste sich sein Verstand langsam aus der Starre, in die er versunken war. Die Periode des reinen Gefühls endete. Und ein Gedanke wurde geboren, der erste von vielen. Ein Gedanke, der so mächtig, so überragend war, daß die Schwingen aufhörten zu schlagen, während sein Körper sich in Verwunderung wand. Der Gedanke wollte nicht enden, er wuchs wie ein Sturm, nahm mit jeder Sekunde, die verging, an Eindringlichkeit

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