Im Reich des Vampirs
gröÃten Geheimnisse auch einem blöden Buch und nicht mir anvertraut, und ich brauchte dieses Buch. Falls mir nicht jemand zuvorgekommen war und das Buch vernichtet hatte, dann gab es irgendwo in Dublin einen genauen Bericht über alles, was ihr seit ihrer Ankunft widerfahren war. Alina war neurotisch detailgetreu. Auf den Seiten dürfte sich eine genaue Schilderung all dessen befinden, was sie gesehen und gefühlt hatte, wo sie gewesen war und was sie erfahren hatte. Wie sie entdeckt hatte, was sie und ich waren, und wie der Lord Master sie umgarnt hatte. Zudem erhoffte ich mir eine solide Spur zum Sinsar Dubh. Wer es in Besitz hatte, wer es von einem Ort zum anderen schaffte und warum. »Jetzt weià ich, was es ist und wo  â¦Â«, hatte sie mir auf die Mailbox gesprochen und danach war dieVerbindung abgebrochen. Ich war sicher, dass Alina noch sagen wollte, wo es war, und hoffte, sie hatte es in ihr Tagebuch geschrieben und das Tagebuch irgendwo versteckt, wo sie dachte, ich und nur ich könnte es finden. Ich hatte ihre Verstecke unser ganzes Leben lang immer wieder aufgespürt. Sicherlich hatte sie mir wenigstens einen Hinweis hinterlassen, wo ich das wichtigste ihrer Tagebücher aufspüren konnte.
Ich steckte den Schlüssel ins Schloss, rüttelte am Knauf, um die Tür aufzumachen, und schnappte erschrocken nach Luft, als ein Mädchen mit Baseballschläger in den Händen und blitzenden Augen vor mir stand.
»Gib ihn mir«, forderte sie, streckte eine Hand aus und deutete mit dem Kinn auf den Schlüssel. »Ich hab dich da drauÃen gehört und bereits die Polizei angerufen. Wie bist du an den Schlüssel für meine Wohnung gekommen?«
Ich steckte den Schlüssel in die Tasche. »Wer bist du?«
»Ich wohne hier. Und wer bist du?«
»Ich wohne nicht hier. Das ist die Wohnung meiner Schwester. Zumindest bis Mitternacht.«
»Auf keinen Fall. Ich hab den Mietvertrag vor drei Tagen unterschrieben und die Miete im Voraus bezahlt. Wenn du ein Problem damit hast, sprich mit dem Vermieter.«
»Hast du wirklich die Polizei angerufen?«
Sie taxierte mich kühl. »Nein. Aber ich tue es, wenn es sein muss.«
Das war eine Erleichterung. Heute hatte ich Inspector Jayne noch nicht gesehen und ich war froh über die Verschnaufpause. Mir hätte gerade noch gefehlt, dass er hier auftauchte und mich wegen Einbruchs oder widerrechtlichen Betretens fremden Wohnraumes, oder was immer man mir vorwerfen konnte, festnahm. Ich sah mich um. »Wo sind die Sachen meiner Schwester?«, wollte ich wissen.All die sorgfältig gepackten Kisten standen nicht mehr dort, wo ich sie hingestellt hatte. Nirgendwo entdeckte ich das schwarze Puder, mit dem die Polizei Fingerabdrücke abnahm, keine Glasscherben lagen herum, die Möbel waren nicht aufgebrochen oder umgekippt, die Tapeten und Vorhänge nicht aufgeschlitzt. Alle Spuren waren verschwunden. Das Apartment war makellos und geschmackvoll renoviert.
»Woher soll ich das wissen? Die Wohnung war leer, als ich einzog.«
»Und wer ist der Vermieter?« Ich war perplex. Man hatte mich übergangen. Während ich noch gezögert hatte, ob ich die Wände einreiÃen und den Boden aufstemmen sollte, um eine gründliche Suche nach dem Tagebuch zu starten, dann jedoch von anderen Dingen abgelenkt wurde, hatte ich alle Habseligkeiten meiner Schwester verloren!
Ein anderes Mädchen wohnte jetzt in ihrem Apartment. Das war nicht fair â ich hätte noch einen Tag Zeit gehabt!
Ich hätte gestritten, bis die Sonne unterging, die Uhr zwölf Uhr schlug und das Ende des Mietvertrags besiegelt war, wenn die neue Mieterin meine Frage anders beantwortet hätte.
»Der Typ in der Bar regelt alle Angelegenheiten für ihn, aber wahrscheinlich wollen Sie mit dem Hausbesitzer selbst sprechen.«
»Und wer ist das?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich hab ihn nie kennengelernt. Ein Kerl namens Barrons.«
Ich kam mir vor wie eine Ratte in einem Labyrinth â alle um mich herum waren Menschen, trugen Laborkittel, sahen mir zu, wie ich die Gänge auf und ab rannte, immer wieder auf Hindernisse stieÃ, und lachten mich aus.
Ich lieà die neue Mieterin ohne ein weiteres Wort stehen, lief aus dem Haus und stellte mich in der Gasse hinter dem Pub in einen Hauseingang, um mich vor dem Nieselregen zu schützen und Barrons mit dem Handy anzurufen, das er mir
Weitere Kostenlose Bücher