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Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Hatti geht seinem Untergang entgegen, 370

    als habe der Frieden das Volk seines unerschrockenen Sinns und all seines Ehrgeizes beraubt, aber ich beklage es nicht, denn es gab keine andere Wahl. Bis dahin werden wir wenigstens einige ruhige Jahre erleben, und ich habe den Hethitern ein Glück beschert, das sie nie zuvor gekannt haben.
    Leider wird sich mein Land nicht fortentwickeln, sondern untergehen. Ach, ich habe übrigens noch eine Bitte an dich. In meiner Hauptstadt pflege ich nicht soviel herumzulaufen, und mich schmerzen meine Füße. Man hat mir zu verstehen gegeben, der Oberste Arzt deines Königreiches sei sehr tüchtig und obendrein eine überaus hübsche Frau.«
    Neferet verließ den großen Empfangssaal des Palastes, in dem sie sich mit Puducheba unterhalten hatte, um sich der königlichen Zehen anzunehmen.
    »Es ist eine Krankheit, die ich kenne und die ich heilen kann«, versicherte sie nach der Untersuchung. »Fürs erste werde ich eine Salbe auf der Grundlage von rotem Ocker, Honig und Hanf auftragen. Morgen früh verwende ich dann ein anderes Mittel, das sich aus Akazien- und Jujubenblättern, Malachitstaub und dem Inneren einer Miesmuschel zusammensetzt, alles zerstoßen und fein zerrieben. Diese zweite Salbe wird ein angenehmes Gefühl von Frische hervorrufen, aber du solltest zum Laufen deine Knöchel mit Binden umwickeln.«
    »Wenn ich dir ein Vermögen biete, Neferet, bist du dann bereit, mit mir nach Hatti zu kommen und mein Leibarzt zu werden?«
    »Du weißt genau, Majestät, daß ich das nicht tue.«
    »Also werde ich nie den Sieg über Ägypten davontragen«, sagte Hattuschili mit leisem Lächeln.
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    DREIUNDFÜNFZIG
    ER-MIT-DEN-SCHÖNEN-SCHENKELN pfiff ein Lied z
    D u Ehren von Ramses vor sich hin, während er samt seinem mit Töpferwaren beladenen Esel der nordwestlichen Grenze des Deltas zustrebte. Unweit der Küste, an der die Wellen des Mittelländischen Meeres nagten, schlug der fliegende Händler einen gewundenen Pfad ein, um in ein Fischerdorf zu gelangen.
    Er war stolz auf seinen Beinamen »Der-mit-den-schönen-Schenkeln«, den ihm die Mädchen gegeben hatten, die für gewöhnlich dem Wettlauf der Männer auf dem feuchten Sand zusahen. Seit mehr als zwei Jahren war es keinem Mitbewerber gelungen, ihn zu besiegen. Und die bewundernden jungen Damen wußten die Anstrengung der nackten Wettkämpfer zu würdigen, die ihr Können aufboten, um die Schönen anzulocken. Dank seiner Schenkel konnte der schnellste Läufer des westlichen Deltas seine Eroberungen nicht mehr zählen.
    Der Erfolg hatte jedoch auch seine Schattenseiten, denn die Mädchen putzten sich gern heraus, und der junge Mann mußte viele gute Geschäfte machen, um den Ruf halten zu können, er sei nicht nur ein strahlender, sondern auch ein großzügiger Sieger. Also legte er seine Wege mit Eifer und weit ausholenden Schritten zurück, um aus seinem Handel ein Höchstmaß an Gewinn herauszuschlagen.
    Kraniche zogen über ihn hinweg, und ihnen folgten niedrige Wolken, die der Wind vor sich her trieb. Nach einem Blick auf den Stand der Sonne begriff Der-mit-den-schönen-Schenkeln, daß er sein Ziel vor Einbruch der Dunkelheit nicht mehr erreichen würde. Da war es besser, in einer der Schilfhütten, die den Weg säumten, Rast zu halten. Das war ratsamer, denn sobald die Finsternis über den Küstenstrich hereingebrochen 372

    war, kamen gefährliche Wesen aus ihren Schlupfwinkeln hervor und griffen unvorsichtige Wanderer an.
    Der junge Mann nahm seinem Esel die Last ab, fütterte ihn, schlug aus Silexsteinen Funken, entfachte ein Feuer und briet sich zwei Fische. Dazu trank er Wasser, das er in einem irdenen Krug frisch gehalten hatte. Dann legte er sich auf seine Matte und schlief ein.
    Als er gerade von seinem nächsten Wettlauf und seinem neuen Triumph träumte, weckte ihn ein seltenes Geräusch. Der Esel scharrte mit einem Vorderhuf am Boden, ein zwischen ihm und seinem Herrn unmißverständliches Signal: Gefahr.
    Der Schnelläufer stand auf, löschte das Feuer und verbarg sich hinter einem Dornengestrüpp. Das war sein Glück, denn kurz danach tauchten aus der Dunkelheit an die dreißig Bewaffnete auf, in Helm und Harnisch. Da in dieser Nacht Vollmond war, konnte der junge Mann ihren Anführer deutlich sehen: Er trug weder Helm noch Harnisch, hatte eine lange, wallende Mähne, und seine Brust war dicht behaart.
    »Hier muß ein Spion gewesen sein, der geflohen ist«, rief Uriteschup und stieß seine Lanze in die

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