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Im Schatten der Giganten: Roman

Im Schatten der Giganten: Roman

Titel: Im Schatten der Giganten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Tallerman , Andreas Brandhorst
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viele Vorräte wie möglich zusammenpacken und sicherstellen, dass alle verstanden haben, worum es geht. Was ich vorhin gesagt habe, stimmt nicht ganz – es wird noch eine Weile dauern, bis Moaradrid ohne die Aufzugplattformen einen Weg in die Höhlen findet. Ihr beide solltet die Gelegenheit nutzen und schlafen.«
    Der letzte Satz klang wie ein himmlischer Segen. Ich bekam noch »Das ist eine gute Idee« zustande, bevor mir das Kinn auf die Brust sank und mich die Dunkelheit eines tiefen Schlafs umfing.
    Ich erwachte mit der vagen Erinnerung an herrliches Vergessen, das zu verlassen einer schrecklichen Sünde gleichkam. Ich fühlte mich besser als vorher, obwohl mir die Länge der Schatten mitteilte, dass ich kaum mehr als einige wenige Stunden geschlafen hatte. Salzleck schlummerte nicht weit entfernt, an der Felswand zusammengerollt, und schnarchte so laut, als wollte er Moaradrids Soldaten den Weg weisen.
    Offenbar gingen die Vorbereitungen für den Aufbruch ihrem Ende entgegen. Ein Dutzend Karren war aus dem Nichts erschienen, gefährlich überladen mit Fässern und Kisten. Etwa vierzig der Männer, unter ihnen Mounteban und seine Kumpane, saßen auf Pferden, während die anderen zu Fuß blieben, Pfeife rauchten oder leise miteinander sprachen. Eine kleinere Gruppe, zu der auch Estrada gehörte, koordinierte die letzten Arbeiten mit lauten Rufen und gelegentlichen Flüchen, wenn eine Kiste herabfiel oder ein Seil riss.
    Auf was hatte ich mich eingelassen? Die Szene, die sich meinen Augen darbot, sprach von Verzweiflung. Selbst wenn es diesen Leuten gelang, den Berg zu verlassen … Ihre Karawane der Schwachen und Verwundeten hatte gegen Moaradrid ebenso große Chancen wie eine Pferdebremse gegen einen Hengst. Aus einem bestimmten Blickwinkel betrachtet, mochte man es für heldenhaft halten, doch unter einem schiefergrauen Himmel, in den frühen Stunden eines verregneten Morgens, wirkte das alles jämmerlich und hoffnungslos.
    Jeder Gedanke an heroische Selbstaufopferung verschwand in diesem einen Moment, wie ein Glas Wein, das man in einen Mühlenteich goss. Moaradrid würde siegen. Er hatte bereits gesiegt . Wollte ich mich wirklich mit dem kläglichen Rest der Rebellion verbünden, der sich gleich auf den Weg machen würde? Weitaus vernünftiger wäre es gewesen, eine möglichst große Entfernung zwischen mich und diese Leute zu bringen. Selbst Salzleck schien ein Blitzableiter für Schwierigkeiten zu sein. Zweifellos stand dem Castoval eine trostlose Zeit bevor. Zweifellos waren unter Moaradrid die Tage sorgloser Unabhängigkeit vorbei. Trotzdem würde es immer eine Ecke geben, wo jemand wie ich seinem Beruf nachgehen konnte.
    Es würde immer irgendein Loch geben, in dem ich mich verkriechen konnte.
    Ich bekam keine Gelegenheit, mich zu fragen, woher dieser Gedanke kam, denn Estrada – die vorn bei der Karawane beschäftigt gewesen war – bemerkte mich. »Bist du wach, Damasco?«, rief sie. »Komm, du kannst hier oben sitzen.«
    Genau das wollte ich nicht hören. Der Plan, der langsam in mir Gestalt angenommen hatte, setzte mich hinten auf den letzten Wagen, damit ich mich unbemerkt aus dem Staub machen konnte. Die Straße, auf der wir uns befanden, führte nach Norden und Süden und schlängelte sich durch die östlichen Berge. Im Norden führte sie weiter ins Gebirge und hinter dem Pass zum Hafen von Goya Mica. Einige Meilen im Süden teilte sich der Weg: Über die eine Abzweigung gelangte man zur recht großen Küstenstadt Goya Pinenta, und die andere neigte sich ziemlich steil nach unten, bis sie ein ganzes Stück hinter Muena Palaiya die Ebene erreichte. Ich vermutete, dass wir diese Richtung einschlagen wollten. In beiden Häfen konnte ich mich an Bord eines Schiffes schleichen, und das eröffnete ganz neue Möglichkeiten. Vielleicht würde ich das Castoval ganz verlassen. Immerhin, was bedeutete es mir schon?
    Estrada wurde immer ungeduldiger. Ich zog an Salzlecks Arm und rief: »Wach auf, du hässlicher Kerl! Es geht weiter.«
    Er hob den großen Kopf, öffnete ein wässriges Auge und gähnte. »Ghhrnrr?«
    »Auf die Beine mit dir. Sieh nur, die Bürgermeisterin wartet auf uns.«
    Salzleck entfaltete seine Gliedmaßen mit einem Seufzen, das von den Felsen um uns herum widerhallte. Die Ruhepause schien auch ihm gutgetan zu haben. Der alte Arzt hatte gute Arbeit beim Verbinden von Salzlecks Wunden geleistet – keiner der Verbände zeigte Flecken von neuem Blut. Er wirkte nicht mehr ganz so

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