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Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition)

Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition)

Titel: Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Marwood
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werden, sonst weichen wir bestimmten Themen noch aus, wenn wir achtzig sind. Ich liebe sie so, wie sie ist, aber manchmal habe ich das Gefühl, als hätten wir nur eine halbe Beziehung.
    Er schüttelt den Kopf. Geht zum Haus zurück. » Okay, sinnlos zu streiten. Aber nur damit du’s weißt: Ich bin nicht glücklich. Genau genommen bin ich stinksauer. Du hast versprochen mitzukommen, und ich bin nicht glücklich.«
    Beinahe lenkt sie ein. Dann besinnt sie sich auf die Gefahr, in der Amber schwebt, und fühlt sich wie zerrissen. » Jim«, sagt sie.
    » Egal«, erwidert er.
    » Komm schon, lass uns nicht…«
    » Ich sehe dich dann in Hereford, vielleicht. Halt mich auf dem Laufenden, wenn es dir nicht zu viel Mühe macht.«
    » Es tut mir leid«, sagt Kirsty. » Sehr.«
    » Klar«, entgegnet er, bevor er die Haustür zumacht. » Klar.«
    Kirsty wartet in der Einfahrt, bis das Licht in der Diele ausgeht. Wenn ich so weitermache, stecken wir bald in Schwierigkeiten. Er ist ja nicht blöd. Tolerant, aber nicht blöd. Ich sehe ja manchmal seinen fragenden Blick, wenn er mich ansieht. Nur weil er so freundlich ist und mich nicht bedrängen will, haben wir’s überhaupt so weit geschafft. Kein anderer Mann gäbe mir so viel Freiraum.
    Sie steigt ins Auto und holt das Handy hervor. Sie muss es ein paarmal klingeln lassen, bevor Amber drangeht. Als sie es tut, spricht sie leise, als hätte sie Angst, belauscht zu werden.
    » Ich bin’s«, sagt Kirsty. » Ich bin unterwegs.«
    Sie hört Amber tief Luft holen und Tränen in ihrer Stimme, als sie antwortet. » Oh, danke«, sagt sie. » Danke.«
    » Bist du an einem sicheren Ort?«
    » Irgendwie… Ich glaube schon. Ich bin auf dem Pier. Ganz am Ende.«
    Kirsty sieht sie vor sich, wie sie in der historischen Architektur zwischen den Sitzreihen der Arena längst vergangener edwardianischer Belustigungen kauert, gleich hinter der Endhaltestelle der Bimmelbahn, ihr Gesicht in regelmäßigen Abständen vom orangefarbenen Warnlicht auf der schäbigen Wasserrutsche beleuchtet. Vielleicht sollte ich doch jemanden anrufen, vielleicht tue ich ihr einen Gefallen damit, wenn ich sie verrate. Aber nein: Man kann nicht mehr anonym irgendwo anrufen, nicht in einer Welt, in der Anrufe routinemäßig zurückverfolgt werden. Und auch wenn es möglicherweise das Beste wäre, sieht Amber das vielleicht ganz anders und wird den Mund nicht halten.
    » Ich werde ungefähr anderthalb Stunden brauchen. Hältst du bis dahin durch?«
    » Ich hoffe«, erwidert Amber. » Nachts kommt hier nie jemand her. Die Tore sind zu. Ich habe meine Funnland-Karte benutzt, um das Schloss vom Personaleingang zu knacken. Ist bloß so ein einfaches Yale-Ding.«
    » Gut«, meint Kirsty. » Ich bin so schnell wie möglich da.«
    Sie legt auf und dreht den Schlüssel im Zündschloss. Sie hat keine Ahnung, was sie tun wird, wenn sie erst einmal in Whitmouth ist. Hofft, ihre Wut und ihren Groll lange genug unterdrücken zu können, um sich auf der langen Fahrt irgendeinen Plan zurechtzulegen. Andernfalls bestand das Risiko, dass Jims Wunsch, sie möge sich doch mehr öffnen, auf entsetzliche Weise in Erfüllung ging.
    Martin sieht zu, wie der Renault rückwärts aus der Einfahrt setzt und dann die Straße hinunterfährt. Er stellt seinen Sitz aufrecht und lässt den Motor an, die Lichter jedoch aus, als er von seinem Parkplatz rollt, um sie nicht auf sich aufmerksam zu machen. Wartet, bis sie um die erste Ecke gebogen ist, dann fährt er an und schaltet die Scheinwerfer ein. Nachts um diese Zeit sind die Straßen leer, sodass er wenig Schwierigkeiten haben wird, sie wiederzufinden. Und er stellt sich vor, dass die stärkste Waffe, die er hat, wenn sie ihr Ziel erreicht haben, das Überraschungsmoment ist.
    16 UHR 15
    Das Gatter ist verriegelt, und durch die Hecke verläuft ein Elektrozaun. Der Farmer hält in diesem Jahr Schafe auf der Wiese, und jedermann weiß, dass die verteufelt schwer in Schach zu halten sind. Das Gatter ist trotzdem marode: Es hängt nur noch halb in den Angeln, überall Splitter und Öl, und die Querstangen liegen so dicht beieinander, dass selbst ihre kleinen Körper nicht dazwischen durchschlüpfen können.
    » Tja«, meint Jade, » dann müssen wir halt drüberklettern.«
    Sie mustert Chloe abschätzig. Die Kleine scheint in der letzten Viertelstunde immer wackliger auf den Beinen geworden zu sein, als könnten sie sie nicht mehr tragen. Alle hundert Meter ist sie hingefallen und braucht jedes Mal

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