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Im Sommer der Sturme

Im Sommer der Sturme

Titel: Im Sommer der Sturme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gantt DeVa
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Stirn mit feuchten Tüchern. Agatha ließ Gladys den Nachttopf leeren und weitere Laken und frisches Wasser holen.
    Frederic sank auf den nächstbesten Lehnstuhl und barg den Kopf in den Händen. Ein Rückfall … Wie oft hatte Colette das im letzten Jahr erleben müssen? Sehr oft, aber nie so heftig wie dieses Mal. Die Rückfälle schienen unausweichlich zu sein. Warum also habe ich das Schicksal versucht?
    Der Tag verging, aber Colettes Zustand besserte sich nicht. Sie hustete häufig und bekam kaum Luft. Sie hatte nicht genug Kraft, um sich aufzurichten. Ja, man musste sie sogar stützen, wenn ihr übel wurde. Ihr schwindelte, sie beschmutzte das Bett und verfiel immer wieder in unruhigen Schlummer, in dem sie seltsame Worte und Namen hervorstieß …
    Frederic untersagte allen, die Kinder zu verständi gen und ihnen den glücklichen Nachmittag zu verderben. Doch als niemand zum Abendessen erschien, wurde Charmaine unruhig. Keine Rose, keine Agatha und auch kein Robert Blackford, obwohl sich alle im Haus befanden. Wenn doch nur Paul endlich nach Hause käme …
    Als der Abend dämmerte, senkte sich eine friedliche Stille über das Krankenzimmer. Das Erbrechen ließ nach, aber das Fieber blieb. Die beiden Frauen und Männer wichen nicht von Colettes Seite und wachten gemeinsam. Als die Uhr im Foyer neun schlug, unterbrach Frederics Stimme die Stille. »Ich möchte, dass Sie jetzt gehen, etwas essen und Sie sich dann ausruhen. Colette schläft ruhig, Robert. Falls ich Sie brauche, werde ich unverzüglich Travis schicken.«
    Die drei nickten, weil sie wussten, dass sie im Moment nichts tun konnten. Womöglich würde diese Nacht ja genauso friedlich verlaufen wie die letzte.
    »Bei der geringsten Änderung, ganz gleich, in welche Richtung sie geht, will ich sofort gerufen werden. Und keine altmodischen Methoden mehr! Colette ist meine Patientin, und ich werde sie, so Gott will, auch wieder gesund machen.«
    Schweren Herzens nickte Frederic. »Alles, was Sie sagen, Robert.«
    Als er allein war, hinkte er zum Bett hinüber. Heute Morgen hatte er sich jung und kräftig gefühlt, doch heute Abend war er wieder der alte Krüppel. »Colette?«, sagte er vorsichtig, als die Matratze unter seinem Gewicht nachgab. Er ergriff ihre fieberheiße Hand. »Colette?«
    Mit glasigen Augen sah sie ihn an, und er verriet, dass sie jedes Wort gehört hatte. Ihr prüfender Blick erschreckte ihn. Als ob sie ihm bis ins Herz sehen und sich vergewissern wollte, ob die Stunden mit ihm Wirklichkeit gewesen waren. Die Tränen quollen ihm aus den Augen.
    »Ich liebe dich auch«, flüsterte sie.
    Er war verblüfft … und der Schmerz zerriss schier seine Brust. »Himmel, Colette! So viele Jahre lang habe ich auf diese Worte gewartet. Warum sagst du sie erst jetzt?«
    »Ich dachte immer, dass ich dich hasse«, stieß sie hervor. »Meinem verletzten Stolz zuliebe wollte ich dich hassen … Ich war eine Närrin, Frederic. Später dann, als es mir klar wurde, als ich es dir sagen wollte, dachte ich, dass es zu spät sei … Ich dachte, dass du mich verachtest.« Sie weinte ebenfalls, und ihre Augen schwammen in Tränen. »Es tut mir leid, Frederic. Kannst du mir verzeihen?«
    Sie mühte sich, seinen Arm zu fassen, presste die Hand auf den Mund, aber dann sank ihre Hand herab. Er fing sie auf und drückte ihre Finger an seine Lippen. »Nur wenn du mir verzeihst«, bat er mit heiserer Stimme.
    »Das habe ich schon vor langer Zeit getan.«
    Sie sehnte sich danach, dass er sie wieder in die Arme nahm. Und doch wusste sie, dass sie ihm etwas sagen musste, was ihn für immer von ihr entfernen würde. »John«, hauchte sie mit all ihrem Mut, »er braucht deine Liebe sehr viel mehr als ich … Ich sorge mich so sehr um euch, Frederic, dass ich nicht gesund werden kann. Bitte, versprich mir …«
    »Sch … sch …«, zischte er nur leise und legte den Finger auf die Lippen. »Ich liebe ihn ebenso sehr, wie ich dich liebe, Colette. Die Vergangenheit ist vorüber. Lass uns in die Zukunft schauen … und zwar zusammen.«
    Der Hass von gestern war vergangen. Heute herrschte die Liebe, und zum ersten Mal in ihrem Leben fürchtete sich Colette nicht vor dem kommenden Tag. Sie schloss die Augen und spürte, wie tiefe Ruhe sie überkam. »Halt mich so fest, wie du mich letzte Nacht umarmt hast«, bat sie. »Ich möchte deine Arme um mich spüren.«
    Frederic streifte die Kleider ab und legte sich neben seine Frau aufs Bett. Und wie in der Nacht zuvor brannte sie

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