Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Tal der flammenden Sonne - Roman

Titel: Im Tal der flammenden Sonne - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
Vom Netzwerk:
konnte Arabellas Spiel nicht unbeschwert genießen; er hatte ganz andere Sorgen. Da es seit Jahren praktisch nicht mehr geregnet hatte, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie ihre Farm aufgeben mussten – eine Tatsache, vor der Moira die Augen verschloss. Wo gepflügt wird, regnet es auch, lautete eine Weisheit der ersten Siedler; sie hatten gehofft, durch verstärkten Getreideanbau würde die Gegend zur Kornkammer des Nordens werden. Farina war Lateinisch und bedeutete »Mehl«. Doch Logik war offenbar nicht die Stärke dieser Siedler gewesen, und an eine Ernte war nicht zu denken.
    Phil hatte sich auf die Rinderzucht spezialisiert, musste jetzt aber, nach jahrelanger Trockenheit, erkennen, dass es sinnvoller gewesen wäre, Ziegen zu züchten. Phil wollte seine Herden auf die Märkte im Süden treiben. »Falls es in den nächsten Tagen nicht doch noch regnet, muss ich auch meinen Zuchtbestand verkaufen, Macca«, sagte er leise zu Tony. »Es bricht mir das Herz, aber das Futter reicht einfach nicht. Wenn nicht ein Wunder geschieht, werden wir die Farm verlieren.«
    Tony nickte. Eine steile Sorgenfalte erschien auf seiner Stirn. »Sollen die Städte entlang der Bahnlinie nicht zu Geisterstädten verkommen, muss es regnen, und zwar bald. Die Farmer verdienen nichts mehr, also können sie in der Stadt auch nichts ausgeben. Das bekommt jeder hier zu spüren. Und dass der Zug nicht verkehrt, macht die Sache auch nicht besser.«
    »Ich hatte einen Hintergedanken, als ich mit Moira und den Jungs hierhergekommen bin, um deine Pianistin spielen zu hören«, gestand Phil. »Ich hoffe, es mildert die Enttäuschung ein wenig, wenn ich ihnen eröffne, dass wir bald in die Stadt ziehen müssen.«
    »Deine Jungs lieben das Outback«, gab Tony zu bedenken.
    »Ich weiß. Sie haben nie woanders gelebt, und sie werden alles andere als begeistert sein, wenn ich ihnen sage, dass wir nach Adelaide ziehen. Mir selbst geht’s ja nicht anders. Ich bin mit Leib und Seele Farmer.«
    Darauf wusste Tony nichts zu erwidern. Er hatte seine eigenen finanziellen Sorgen, wollte aber nicht darüber reden, aus Furcht, Maggie könnte etwas zu Ohren kommen. Er beschloss, das Thema zu wechseln. »Ist Terry Higgins immer noch in Farina?« Der junge Constable war bereits vor zwei Tagen zurückerwartet worden.
    »Nein, er ist weiter nach Lyndhurst, wo er ein paar Tage bleiben will«, antwortete Phil.
    »Lyndhurst? Hat’s da Ärger gegeben?«
    »Ganz im Gegenteil. Er hat sich in eins der Mädchen dort verguckt.«
    »Wer ist die Glückliche?«
    »Barney Oldfields Tochter von Oradulla Station.«
    »Die Kleine kann doch höchstens fünfzehn sein.«
    »Von wegen. Sie ist zwanzig geworden und verdammt hübsch obendrein.«
    Tony machte ein ungläubiges Gesicht. »Als ich sie das letzte Mal sah, war sie ein Pummelchen mit Rattenschwänzen und Sommersprossen.«
    »Du solltest sie jetzt mal sehen«, meinte Phil. »Jeder junge Bursche im Umkreis von zweihundert Meilen hat ein Auge auf sie geworfen.«
    Tony schüttelte lächelnd den Kopf. Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie Terry dem jungen Mädchen nachstieg.
     
    Gegen zehn Uhr fand Jonathan, es sei an der Zeit, den Abend zu beschließen. Er sah Arabella an, wie erschöpft sie war. Obwohl ihr das Klavierspiel viel Freude bereitete, warf sie ihm einen dankbaren Blick zu. Es war rührend, wie er sich um ihr Wohlergehen sorgte. Moira, Jane und ihre Familien hatten Arabella begeistert applaudiert. Stuart, der ebenfalls zugehört hatte, war stiller gewesen als sonst. Er wirkte müde und hatte schweigend vor seinem Bier gesessen. Hin und wieder hatte er zu Arabella hingeschaut und ihr zugelächelt.
    »Das war der schönste Abend seit Jahren!«, schwärmte Moira, als sie hinter Arabella die Treppe hinaufstieg. »Würden Sie uns die Freude machen, morgen noch einmal für uns zu spielen?«
    »Ja, sehr gern.«
    »Ob es Maggie morgen besser geht?«
    »Ich weiß nicht. Tony besteht darauf, dass sie noch einen Tag im Bett bleibt«, erwiderte Arabella. »Es macht Ihnen doch nichts aus, mit dem Frühstück zu helfen?«
    »Aber nein, Kindchen, keineswegs. Sagen Sie Maggie, sie soll sich keine Sorgen machen. Wir werden morgen nach dem Frühstück bei ihr reinschauen.«
    Arabella lächelte. Sie wusste, Maggie würde morgen früh kaum im Bett zu halten sein. Tony würde all seine Überredungskunst aufbieten müssen, damit sie sich einen weiteren Tag schonte.
     
    Als Arabella am anderen Morgen an Maggies Tür klopfte und

Weitere Kostenlose Bücher