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Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition)

Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Jahre alt sein, sah sehr gut aus, kleidete sich aber eher einfach, bei Weitem nicht so teuer, wie es Vanessa getan hatte. Sowohl die khakifarbene Baumwollhose als auch das weiße T-Shirt stammten sichtbar aus einem Billigladen. Sie trug weiße Turnschuhe. Um ihr rechtes Handgelenk hatte sie mehrere bunte Glasperlenbänder geschlungen. Sie strahlte eine gewisse Unverwüstlichkeit aus. In Ryans Augen passte sie nicht besonders gut zu dem ernsten Matthew Willard. Ein sehr verschlossener Mann, so schien es ihm. Sein Gesichtsausdruck hatte etwas Starres. So als sei Matthew die ganze Zeit über darauf konzentriert, bloß keine Gefühle, Gedanken, Empfindungen nach außen dringen zu lassen.
    Hatte er sich mit einer neuen Frau getröstet?
    Wie ein Liebespaar wirkten die beiden nicht. Sie gingen ein kurzes Stück die Straße entlang, dann bogen sie in den kleinen Park ab, der sich unmittelbar an die Siedlung anschloss. Sie hielten einander nicht an den Händen.
    Vielleicht eine ganz neue Bekanntschaft? Oder einfach eine alte Freundin? Man musste auch andere Möglichkeiten in Erwägung ziehen: Vielleicht handelte es sich um Willards Schwester. Ihre Anwesenheit schloss nicht unbedingt aus, dass Vanessa zurückgekommen war. Obwohl Ryan es nicht glaubte. Dafür schien der Alptraum in den Augen Matthew Willards zu gegenwärtig.
    Er hatte gewartet, und überraschend schnell waren die beiden von ihrem Spaziergang zurückgekehrt. Es war ein sehr warmer Abend, und Ryan hatte sehen können, dass der langhaarige Hund wesentlich schleppender lief als beim Aufbruch. Dem Tier zuliebe hatte man offenbar nur eine kurze Runde gedreht. Alle drei stiegen sie in Willards Auto und fuhren los. Ryan hatte rasch reagiert, seinen Wagen gewendet und war ihnen gefolgt. Auf diese Weise hatte er herausgefunden, wo die dunkelhaarige junge Frau wohnte. Er hatte sich von da an noch einige Male vor ihrem Haus postiert, abwechselnd aber auch vor dem von Willard in Mumbles. Was er herausgefunden hatte: Beide kamen sie abends jeder von seiner Arbeit, verschwanden in ihren jeweiligen Häusern, gingen weder später noch einmal weg, noch empfingen sie Besuch. Was immer Willard und die junge Frau verband, das klassische Liebespaar waren sie jedenfalls nicht. Dafür trafen sie sich eindeutig zu selten.
    Eigentlich bin ich kaum einen Schritt weitergekommen, dachte Ryan.
    An diesem Abend nun überlegte er, ob er damit aufhören sollte, Willard und die Fremde zu beschatten. Sich Gedanken zu machen. Um Vanessa oder Damon oder um alle beide zu kreisen. Vielleicht sollte er einfach abwarten, was als Nächstes geschah. Obwohl gerade das so viele Nerven kostete. Zu wissen, dass im Verborgenen ein Feind lauerte. Dass er jederzeit zuschlagen konnte. Dass man nicht den geringsten Hinweis hatte, wann und wo das sein würde.
    Er verließ seinen Beobachtungsposten und fuhr nach Pembroke Dock zurück. Er fragte sich, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn das Leben normal wäre. Wenn er ein unbescholtener Bürger wäre, der von der Arbeit kam und nach Hause fuhr und sich keine andere Frage stellte als die, was es wohl zum Abendessen gab und ob er danach noch fernsehen würde. Er fragte sich vor allem, ob er das jemals haben würde: ein normales Leben.
    Nein, entschied er, kaum.
    Das Schreckliche war, dass man sich tatsächlich so tief in den Sumpf reiten konnte, dass man irgendwann einfach nicht mehr herauskam. Man erhielt eine ganze Reihe von Chancen im Leben, jede Menge Möglichkeiten für einen Neuanfang, und irgendwann war damit Schluss. Man dachte bloß, dass es immer so weitergehen müsste, aber dann verstand man, dass man den Moment der tatsächlich letzten Gelegenheit verpasst hatte. Dass von jetzt an ein Desaster dem anderen folgen würde und dass man dem nicht würde entgehen können.
    In seinem Fall hieß das: Damon würde sich irgendwann melden und sein Geld wollen. Er würde es nicht zahlen können. Damon würde darauf mit Konsequenzen reagieren, die Ryan am Ende womöglich nicht überlebte.
    Oder Vanessa würde ihn weiterhin terrorisieren – beziehungsweise sein persönliches Umfeld von bezahlten Schlägern terrorisieren lassen. Und irgendwann zum finalen Schlag ausholen. Entweder in der direkten Abrechnung mit ihm oder indem sie ihn doch noch der Polizei auslieferte. Was dann wieder Gefängnis hieß. Ironischerweise würde dies wiederum Schutz vor Damon bieten, aber das war das einzig Gute, was sich darüber sagen ließ.
    Ryans Lebenssituation, vor allem seine

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