Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)
Er hätte das womöglich auch geschafft, wären nicht in diesem Moment di e Verfolger aufgetaucht.
Die Lichtkegel von Taschenlampen schwenkten über die Tunnelwände. Man hörte zackige Kommandos und Hundegebell. Die Grenzer dachten nicht daran, die Flüchtenden entkommen zu lassen.
Einfach weiterzulaufen hätte wenig Sinn gemacht. Die Hunde wären so oder so schneller gewesen. Krabbe rannte im Tunnel herum und suchte fieberhaft nach einem möglichen Versteck. Dabei blieb er offenbar irgendwo hängen, knallte auf den Boden und schrie auf vor Schmerz.
Tolik fuhr herum, um zu sehen, was passiert war. Der Bandit robbte über die Schwellen auf ein dunkles Rechteck in der Tunnelwand zu. Tolik sprang ihm bei, stellte ihn wieder auf die Beine und schubste ihn in den Betriebsraum hinein. Krabbe sank sofort zu Boden, fasste sich mit beiden Händen an den Knöchel und jammerte kläglich.
»Mein Bein! Mein Bein! Verdammt, tut das weh!«
Tolik hielt dem Dieb den Mund zu und lauschte . V or den Hunden gab es kein Entrinnen. Wenn sie ihre Spur aufgenommen hatten, war es nur eine Frage der Zeit, wann die Patrouille das Kabuff stürmen würde. Und wenn es schlecht lief, sparten sich die Soldaten den Stress einer Verhaftung und stellten sie gleich hier drin an die Wand.
Doch wo blieben di e Verfolger?
Plötzlich hörte man jämmerliches Hundegewinsel. Es klang so schauderhaft, als würde eine Draisine eine Notbremsung machen. Es folgten Schreckensschreie und vereinzelte Schüsse. Kurz darauf war alles wieder still.
Tolik ließ Krabbe los, nahm ihm die Taschenlampe ab und spähte in den Tunnel. Niemand mehr da. Irgendetwas hatte di e Verfolger abgeschreckt.
Vorsichtig trat Tolik aufs Gleis hinaus, verharrte und lauschte. Die Stille war nicht absolut. Irgendetwas rasselte ganz leise. Tolik schaltete die Taschenlampe ein. Nur ein paar Meter entfernt lag ein Schäferhund auf dem Gleis. Sein Kopf zuckte krampfhaft, und seine schwarzen Augen sahen den Menschen flehentlich an. Der Hund röchelte, als würde ihm jemand die Luft abdrücken. Er konnte nicht einmal mehr jaulen.
Was zum Teufel war geschehen?
Tolik trat einen Schritt nach vorn, um vielleicht sehen zu können, was mit dem Hund passiert war. Da entdeckte er eine Art Schlauch, der um das Hinterbein des armen Tieres geschlungen war. So etwas hatte er schon mal gesehen, als er noch mit seinem Trupp unterwegs gewesen war.
Jetzt erinnerte sich Tolik wieder, und es lief ihm kalt den Rücken herunter. Seine Knie wurden weich. Warum nur hatte er Klawdija Igorewna nicht über die Bestie ausgefragt? Was sollte er nun …
Ruhig bleiben. Langsam zurückziehen …
Im Licht der Taschenlampe schimmerten rautenförmige Schuppen. Sie bewegten sich gleichmäßig. Wie ein glitzernder Reigen, der direkt aus dem Boden entsprang. Der unheilvolle schwarze Schlauch legte immer neue Schlingen um das Bein des Schäferhunds. Der Schotter unter dem Tier geriet in Bewegung. Innerhalb weniger Augenblicke bildete sich ein e Vertiefung. Ein Trichter. Der Hund röchelte noch ein letztes Mal, dann verschwand er mit einem Ruck im Zwischenraum zwischen den Schwellen – blitzartig, gegen alle Gesetze der Physik, als hätte ihn der Teufel persönlich in die Hölle gezerrt.
Tolik steckte der Schreck noch in den Gliedern, als er hinter sich plötzlich wieder dieses seltsame Rasseln vernahm. Er zwang sich, keine ruckartigen Bewegungen zu machen, und drehte langsam den Kopf. Nur zwei Meter hinter ihm schraubte eine gigantische Schlange ihren Kopf empor . A uf ihren eingerollten Körper gestützt, pendelte sie langsam hin und her. Das rasselnde Geräusch erzeugte die Schwanzspitze, die mit kurzen spitzen Dornen besetzt war und vibrierend auf den Schotter schlug.
Eine Schlange … Was wusste er über Schlangen?
Man darf einer Schlange niemals in die Augen schauen, schoss es ihm durch den Kopf. Sonst wird man hypnotisiert.
Als Tolik darüber nachdachte, realisierte er plötzlich, dass diese grauenhafte Bestie überhaupt keine Augen hatte . A n ihrem schwach verdickten Kopfteil befand sich nur eine klein e Vertiefung, die von feinen, dunkelroten Antennen umgeben war . A lso doch keine Schlange. Sondern ein Egel oder ein Wurm.
Wie orientierte sich das Vieh dann im Raum? Nach Gehör? Wohl kaum. Spürte es Vibrationen? Schon eher.
Tolik bückte sich vorsichtig und hob ein Steinchen auf. Mit einer kreisenden Bewegung des eingerollten Schwanzes rückte der Wurm näher. Tolik warf den Stein in die
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