Im Wettstreit der Gefühle (German Edition)
unserer Sprache mächtig?“ erkundigte sich Lady McLeary bei Erin.
Sie nickte hastig. Erin überlegte, wieviel sie riskieren konnte. Doch sie entschied sich dazu, vorsichtig zu bleiben. Erin senkte die Stimme zu einem Flüstern. „In der Gegenwart von Frauen bin ich schüchtern.“
Lady McLeary runzelte die Stirn. „So, so. … Weshalb seid Ihr auf mein Land gekommen?“
„Der erste Teil unserer Reise hat meinen Neffen überanstrengt. Er fühlt sich nach einem Unfall gesundheitlich angeschlagen. … Ich hätte mehr Rücksicht auf seinen Zustand nehmen müssen. … Es wäre sehr freundlich von Euch, uns noch kurze Zeit Unterschlupf zu gewähren.“
Die junge Hausherrin sah die beiden Menschen vor sich an und antwortete zögernd: „Ihr könnt gerne noch eine Nacht hier bleiben. Allerdings muss ich Euch danach bitten, mein Land zu verlassen. Meine Dienerschaft besteht ausschließlich aus Frauen. Die Tatsache, dass ich einen jungen Mann beherberge, könnte meinem Ruf abträglich sein. … So jung und so schüchtern er auch sein mag.“
Erin war froh, das Problem der Unterkunft wenigsten bis Morgen vergessen zu können und dankte ihr herzlich. Unter Umständen würde ihr während ihres Aufenthalts eine Möglichkeit einfallen, wie sie ihrem Leben wieder einen Sinn geben könnte.
14. Kapitel
Am Tag darauf spazierte Erin mit besorgtem Gesichtsausdruck durch den Park. Ihr war klar, dass sie das Haus von Lady McLeary verlassen und zum Waisenhaus zurückkehren musste. Doch wie konnte sie verhindern, dass Liam sie dorthin verfolgte? Wie konnte sie ihm klar machen, dass er mit einer einfachen Entschuldigung bei ihr nichts wiedergutmachen konnte. Und was sollte aus Scott werden? Würde Liam ihn bei seiner Rückkehr für sein Verschwinden bestrafen?
Erin wusste, wie dankbar sie Scott sein musste. Er hatte viel aufs Spiel gesetzt, um ihr zu helfen. Sigleß war sein Zuhause, Liam seine Familie. Auch wenn Liam ihn zu ihrem Schutz abgestellt hatte, bedeutete ihre gemeinsame Flucht für Scott ein großes Risiko. Wäre er es nicht eingegangen, wäre Erin erst gar nicht so weit gekommen.
Schließlich blieb sie an einem Rosenstock stehen. Der Garten war wundervoll angelegt. Ihr Blick wanderte umher. Erin beobachtete einen Gärtner in ihrer Nähe, der sich an den Büschen zu schaffen machte. Plötzlich stutzte sie. Lady McLeary hatte doch behauptet, keine Männer zu beschäftigen. Und irgendetwas kam ihr an dem Mann seltsam vor, obwohl sie nicht erklären konnte, um was es sich handelte.
Der Schock des plötzlichen Erkennens ließ sie erstarren. Diese fließenden, kraftvollen Bewegungen und diese eindrucksvolle, stattliche Figur. Nie würde sie diese optischen Eigenheiten vergessen. Der Mann war Liam!
In diesem Moment wandte er sich um und starrte ihr genau in die Augen.
Erins Herz begann zu klopfen, als würde es sie mit seinem Rhythmus Liam entgegentreiben wollen. Sie wusste nicht, ob sich zu der Angst in ihrem Herzen nicht auch ein wenig Wiedersehensfreude mitmischte. Das durfte nicht sein. Was dieser Mann ihr angetan hatte, würde sie nie vergessen. Sie ignorierte den sehnsüchtigen Schmerz in ihrer Magengegend und lief los.
Liam wusste, dass sie ihn erkannt hatte. Ihm war klar, dass er schnell handeln musste, bevor sie wieder verschwand. Mit langen Schritten eilte er ihr nach, bis er sie fast eingeholt hatte. Sie durfte nicht wieder flüchten! Sie musste ihm zuhören!
Erin spürte seine Hand auf ihrer Schulter, die sie zurückhalten wollte. „Nay“, keuchte sie entsetzt und musste stehen bleiben. Sie stieß ihn von sich, als er sie mit sich ziehen wollte.
„Bitte lauf nicht weg! Lass mich dir alles erklären.“
„Ich will deine Lügen aber nicht hören“, schrie sie ihm ins Gesicht. „Ich will dich nie wieder sehen.“
Er trat einen Schritt zurück und wurde blass vor Wut. „Wenn ich auch Fehler gemacht habe, dann muss dir trotzdem klar sein, dass das nicht stimmt.“
„Warum sollte ich dich wollen? Du hast mir die ganze Zeit nur etwas vorgespielt. Deine Gefühle waren nicht echt. Wie dumm ich gewesen bin, dir zu vertrauen.“
„Ich will, dass du zurückkommst.“
„Warum?“ Ihr Herz begann schneller zu klopfen. Konnte es tatsächlich sein, dass sie zu etwas so Unsinnigem wie Hoffnung noch fähig war?
„Weil ich dich will.“
Sie schüttelte den Kopf. Er wollte sie vielleicht in seinem Bett, ganz sicher bedeutete es nicht, dass er sie als Ehefrau zurückwollte. „Aber ich hasse
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