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Im Winter der Löwen

Titel: Im Winter der Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Costin Wagner
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ratlos an. Ari Pekka … Namen spielen keine Rolle, dachte er vage. Grönholm hielt eine Karte in die Höhe und sagte: »Ari Pekka Sorajärvi. Sein Führerschein lag auf dem Boden unter deinem Schreibtisch.«
    »Oh«, sagte Joentaa.
    »Ist das irgendwie wichtig?« »Nein. Aber danke«, sagte Joentaa und nahm die Karte. Ein rundes Gesicht, ein selbstsicherer Blick. Joentaa stellte sich vor, wie der Mann mit einem Gips auf der Nase aussehen würde.
    »Nichts Wichtiges«, sagte er noch einmal.
    Sie gingen nach unten in den großen Veranstaltungssaal, in dem die Pressekonferenz stattfand. Heinonen reagierte nicht, als Grönholm fragte, ob er mitkommen wolle. Er nahm den Blick nicht vom Computerbildschirm. Grönholm zog eine Augenbraue hoch, und Kimmo Joentaa fragte sich, welche Sport-Ereignisse am frühen Morgen stattfanden.
    Die Pressekonferenz wurde von Nurmela, dem Polizeichef, anmoderiert. Der Saal war voll besetzt. Der Tod Laukkanens hatte in Turku für einige Aufmerksamkeit gesorgt, der Tod Mäkeläs in ganz Finnland, denn Mäkelä war, wie das der Kollege in Helsinki so treffend formuliert hatte, immerhin ein Halbpromi gewesen.
    Auch der Zusammenhang zum gemeinsamen Auftritt der beiden in Hämäläinens Talkshow war schon hergestellt worden. Ein Reporter von Illansanomat , einer großen Boulevardzeitung, fragte, was dieser Zusammenhang zu bedeuten habe, und Sundström antwortete in der ihm eigenen entwaffnenden Ehrlichkeit, er habe keine Ahnung. Die Journalisten stutzten und schwiegen, und Sundström ergänzte: »Wir stehen am Anfang. Wir vermuten, dass beide Opfer im Anschluss an den gemeinsamen TV-Auftritt in Kontakt geblieben sind und sich aus diesem Kontakt das Mordmotiv ableiten lassen muss, aber wir kennen dieses Motiv noch nicht.«
    Die folgenden Fragen wurden von Sundström gelassen und sachlich beantwortet. Joentaa dachte an Heinonen und nahm am Rande wahr, dass niemand die Fragen stellte, die sich in seinen Gedanken zu verfestigen begannen. Ohne dass er sie bereits hätte ausformulieren können. Eine umgekehrte Beerdigung, hatte Larissa gesagt. Etwas daran hatte sie gestört. Petri Grönholm und Tuomas Heinonen dagegen hatten das Interview als informativ und unterhaltsam empfunden. Sundström hatte es kalt und gleichgültig gelassen, Patrik Laukkanen war glücklich gewesen, und Kai-Petteri Hämäläinen hatte von guten Gästen gesprochen.
    Sundström verabschiedete sich und verließ das Podium. Die Journalisten standen auf und drängten an Joentaa vorbei auf den Ausgang zu. Einige wirkten ernst und schienen darauf konzentriert zu sein, bereits ihre Artikel in Worte zu bringen. Andere lachten verhalten. Wo das hinführen solle, wenn jetzt nicht einmal mehr Leichenfledderer und Leichenbauer ein Recht auf Leben hätten, sagte der Journalist von Illansanomat .
    Er ging nach oben. Tuomas Heinonen saß vor dem Computer. Er schien sich nicht bewegt zu haben, seitdem Kimmo und Petri Grönholm den Raum verlassen hatten.
    »Tuomas?«
    Heinonen wendete den Blick vom Bildschirm ab.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Joentaa.
    »Ja … sicher«, sagte Heinonen.
    Joentaa blieb unschlüssig im Türrahmen stehen, dann stieß er sich ab und trat an Heinonens Schreibtisch heran. Auf dem Bildschirm sah er unter dem schwungvollen Logo eines Wettanbieters eine lange Liste von Resultaten. Neben Heinonen lag ein Notizbuch, dessen Seiten mit Kreuzen und Zahlen bekritzelt waren. Vermutlich kombinierte Wetten, Versuchsanordnungen, die nur Tuomas Heinonen verstand.
    »Ich möchte mit dir sprechen«, sagte Kimmo Joentaa.
    Heinonen hob den Blick und lächelte schwach.
    »Über das Spiel«, sagte Joentaa.
    Heinonen nickte.
    »Es ist so: Du hast verloren, das Spiel Manchester gegen Arsenal endete unentschieden, also hast du verloren. Also ist es vorbei.«
    Heinonen nickte.
    »Ich glaube, dass du unbedingt damit aufhören musst, und zwar jetzt gleich«, sagte Joentaa.
    »Sicher«, sagte Heinonen.
    »Aber du spielst weiter.«
    »Sicher«, sagte Heinonen. Joentaa schwieg eine Weile. »Wie hoch sind die Einsätze?«, fragte er schließlich.
    »Hoch«, sagte Heinonen.
    »Du hast gesagt, dass Paulina Bescheid weiß …«, sagte er.
    Heinonen nickte.
    »Also wird sie dich daran hindern, euer Geld zu verspielen«, sagte Joentaa.
    »Sicher«, sagte Heinonen. Er hatte den Blick abgewendet und betrachtete jetzt den Bildschirm und die Paarungen und Quoten und Resultate.
    »Das heißt, dass du …«
    »Paulina sorgt dafür, dass ich unser gemeinsames

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