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Im Zeichen der gruenen Sonne

Im Zeichen der gruenen Sonne

Titel: Im Zeichen der gruenen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Rothe
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antwortete Tom.
    »Gesundheit! Wenn du nicht bald das Maul aufmachst, dann werde ich ernstlich böse. Und das ist nicht gut, wenn ich böse werde. Richtig böse, ja …«
    Jetzt geht das wieder los … dachte Tom, und tatsächlich lief Kero-Sin wieder hochrot an.
    Der Hofschmeichler dagegen wurde kalkweiß und stotterte nur: »Herrlicher Herr, denkt an Euren Blutdruck!«
    Aber Kero-Sin zeterte weiter, wie böse er sei, wechselte sekündlich die Gesichtsfarbe und blies sich auf wie ein Frosch. Das Maschinenteil wurde im Laufschritt hereingebracht, Ismael wurde gerufen … und kam nicht! Wie auch? Ismael saß nur wenige Meter entfernt hinter dem Strohballen und zitterte am ganzen Körper. Wenn er jetzt hinter dem Strohballen vorkam, würde alles auffliegen und er wäre geliefert – wenn er aber nicht hervorkam, würden sie nach ihm suchen, und er wäre genauso geliefert.
    Tom hatte eine Idee – eine ganz hervorragende Idee sogar. Er könnte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen …
    »Lasst mich das Maschinenteil bedienen!«, sagte er plötzlich. Alles starrte ihn an.
    Der Hofschmeichler trat an ihn heran und blickte ihm böse in die Augen. »Schau an, du kannst ja doch sprechen!«
    »Klar kann ich das! Gebt mir das Maschinenteil und ich helfe euch!«
    »Kommt überhaupt nicht infrage – wer weiß, ob du uns das wünschst, was wir wollen! Du glaubst doch nicht, dass wir dir so einfach trauen?«
    »Okay, Hofschleimer. Ihr müsst es ja wissen. Aber Euer Chef sieht gar nicht gut aus!«
    Tatsächlich, Kero-Sin röchelte und sah dabei aus wie eine feuerrote Billardkugel kurz vor der Explosion. Der Hofschmeichler war hin- und hergerissen. Wenn er seinem Herrn nicht half, kam es bald zur zweiten Stufe dieser gefürchteten Anfälle: explodierender Jähzorn, der sich bis zum Amoklauf steigerte! Es musste schnell etwas geschehen! Der Hofschmeichler zog eine Pistole aus dem Halfter eines Soldaten und richtete sie auf Tom.
    »Okay, wünsch uns einen Becher Wasser! Aber ich warne dich: Ein falscher Gedanke, und du hast ein drittes Nasenloch!«
    Tom berührte den kleinen Kasten. Er war warm und kaum hatte Tom seine Hand in die Vertiefung gelegt, da fühlte er wieder das leichte Zittern und Vibrieren. Die Sonne glühte grün auf, und ein winziger Funke stieg in die Luft. Die bestellte Miniregenwolke erschien und regnete sich über dem goldenen Becher leer.
    »Rülps!« Die Gesichtszüge Kero-Sins entkrampften sich, seine Farbe kehrte wieder zurück, und er wurde ruhig. Den leergetrunkenen Kelch ließ er zu Boden fallen.
    »Mein Name ist Tom, und ich bin hier, weil ich Euch dienen will, großer Kero-Sin!« Tom verneigte sich, so tief er konnte.
    Geschmeichelt sah sich Kero-Sin den Jungen an. Er war, wie Ismael, in genau dem richtigen Alter, um die Maschine zu bedienen. »Keine so dumme Idee! Ismael weiß schon zu viel. Ich werd’s mir überlegen!«
    »Aber, o Herr der genialen Schachzüge und kühner Kenner aller Kniffe, was machen wir dann mit Ismael?«
    Kero-Sin lachte böse auf. »Den bring ich schon zum Schweigen!«
    Tom verbeugte sich ein zweites Mal so tief wie möglich und nieste lautstark auf seine Schuhe.
    »Gesundheit, mein Junge, ich überleg mir das bis morgen. Dann werde ich entweder dich oder Ismael in eines der Gräber hier einmauern! Angenehme Träume! Ach, und nies heute Nacht nicht so laut. Wenn ich geweckt werde, kann ich nämlich …«
    »… sehr böse werden, ich weiß!«, fiel Tom ihm ins Wort.
    Für einen Moment waren alle sprachlos, noch nie hatte es jemand gewagt, den Herrn zu unterbrechen. Aber zur allgemeinen Erleichterung lachte Kero-Sin laut auf. »Richtig! Ein aufgeweckter Bursche, hahaha! Bis morgen!«
    Und dann rauschten er und sein Gefolge davon. Peng! Die Tür fiel ins Schloss, und im selben Moment sprang Ismael hinter dem Strohballen hervor und stürzte sich auf Tom. Er warf sich rittlings auf Toms Bauch und schlug mit den Fäusten auf ihn ein.
    »Du mieser Verräter, bist du bescheuert? Mir meinen Job wegnehmen, dir werde ich nie mehr helfen!«
    Tom versuchte so gut es ging, die Hiebe abzuwehren. »Aua! Hör auf! Lass das, hast du denn gar nichts kapiert?«
    »Oh doch, ich hab kapiert! Du willst hier meinen Platz einnehmen und mich ausbooten!«
    »Quatsch, ich will dir bloß klarmachen, dass du hier auf verlorenem Posten stehst! Irgendwann, wenn Kero-Sin dich nicht mehr braucht, serviert er dich ab! Kapierst du das nicht? Warum haust du nicht ab? Oder glaubst du etwa, du wirst niemals

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