Im Zeichen des Zorro
Zeit falsch eingeschätzt. Er schwang sich in den Sattel und
trieb sein Pferd aus dem Patio heraus - und dann wurde ihm seine
unmittelbare Gefährdung in ihrem vollen Ausmaß bewusst.
Den Pfad von San Gabriel her
kam Sargento Gonzales mit seinen Soldaten geritten. Über die Straße
von Pala kam eine weitere Abteilung Soldaten herunter, die den caballeros
und Don Carlos gefolgt waren und dann angewidert aufgegeben hatten. Über
den Hügel hinter der Garnison kam die dritte Gruppe von Männern,
die die Verfolgung der Befreier von Dona Catalina aufgenommen hatte. Senor
Zorro sah sich von Feinden umzingelt.
Der Fluch von Capistrano hieß
sein Pferd anhalten und erwog einen Moment lang seine Möglichkeiten.
Er warf einen Blick auf die drei Gruppen von Männern
und schätzte die Entfernung ab. Gerade in diesem Augenblick erkannte
ihn einer aus Sargento Gonzales' Gruppe und schlug Alarm.
Sie kannten dieses herrliche
Pferd, den weiten violetten Mantel, die schwarze Maske und den breiten
Sombrero. Vor sich sahen sie den Mann, den sie die ganze Nacht lang
verfolgt hatten, den Mann, der sie zum Narren gehalten, der mit ihnen
über Hügel und Täler hinweg Versteck gespielt hatte. Sie fürchteten
den Zorn Seiner Exzellenz und ihrer vorgesetzten Offiziere, und ihre
Herzen und Köpfe waren erfüllt von der unbedingten
Entschlossenheit, diese letzte Gelegenheit, den Fluch von Capistrano zu töten
oder zu verhaften, nicht ungenutzt verstreichen zu lassen.
Senor Zorro gab seinem Pferd
die Sporen und sprengte unter den Blicken von etwa zwanzig Bürgern
über die Plaza. Da eben stürmten der Gouverneur und Don Juan aus
dem Haus und schrien dabei aus Leibeskräften, Senor Zorro sei ein Mörder
und man müsse ihn ergreifen. Indianer huschten rattengleich in ihre
Behausungen, Männer von Rang standen wie vom Donner gerührt und
rissen vor Verblüffung die Münder weit auf.
Senor Zorro, der die Plaza
überquert hatte, preschte mit Höchstgeschwindigkeit auf den
Camino Real zu. Sargento Gonzales versuchte mit seinen Männern, ihm
den Weg abzuschneiden und ihn zum Umkehren zu zwingen, und sie brüllten
sich, die Pistolen im Anschlag, die Säbel in den Scheiden gelockert,
gegenseitig Kommandos zu. Belohnung, Beförderung und Befriedigung wären
die ihren, wenn sie nur dem Straßenräuber hier und jetzt ein
Ende machten.
Senor Zorro sah sich
gezwungen, von seinem ersten Kurs abzuweichen, denn dort war kein
Durchkommen. Er hatte die Pistole nicht aus dem Gürtel gezogen, aber
den Degen gezückt, und der baumelte an
seinem Handgelenk, sodass Zorro jederzeit das Heft fassen und den Kampf
beginnen konnte.
Er stürmte zurück
über die Plaza und hätte dabei beinahe einige Männer von
Rang umgerissen, die ihm im Weg standen. Er raste in nur wenigen Schritten
Entfernung am zornentbrannten Gouverneur und dessen Gastgeber vorbei,
sprengte zwischen zwei Häusern hindurch und auf die dahinterliegenden
Hügel zu.
Es schien, als böte sich
hier eine winzige Chance, dem Riegel seiner Widersacher zu entkommen. Er
strafte befestigte Wege und Pfade mit Verachtung und bahnte sich den
eigenen Weg über das freie Feld. Von beiden Seiten galoppierten die
Soldaten in spitzem Winkel auf ihn zu, in der Hoffnung, ihm rechtzeitig
den Fluchtweg abschneiden und ihn ein weiteres Mal zum Umkehren zwingen zu
können.
Gonzales schickte einen Teil
seiner Männer in den Ort hinunter, damit sie bereits in Stellung wären,
für den Fall, dass der Bandit zurückkehrte und sie ihm dann den
Fluchtweg nach Westen abschneiden könnten.
Der maskierte Reiter
erreichte die Landstraße und galoppierte in südlicher Richtung.
Das war nicht die Richtung, für die er sich aus freien Stücken
entschieden hätte, aber jetzt blieb ihm keine Wahl. Er raste um eine
Kurve, an der einige Indianerhütten die Sicht versperrten — und
hielt sein Pferd so unvermittelt an, dass er beinahe aus dem Sattel
geworfen worden wäre.
Denn hier zeigte sich eine
neuerliche Bedrohung. Über die Landstraße sprengte jemand auf
einem Pferd geradewegs auf ihn zu, dicht gefolgt von einem halben Dutzend
Kavalleristen.
Energisch wendete Senor Zorro
sein Pferd. Eine Steinmauer schnitt ihm den Weg zur Rechten ab. Sein Ross
hätte zwar darüberspringen können, aber die Erde dahinter
war weich und frisch gepflügt, und er
wusste, dass er dort nur langsam
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