Im Zeichen des Zorro
noch leugnen,
dass sie mit Euch unter einer Decke stecken?«
»Allerdings. Ihre
Eltern ahnen nichts von unserer Liebe.«
»Das scheint mir keine
gewöhnliche Senorita zu sein.«
»Senor! Gouverneur oder
nicht, noch ein solcher Gedanke und Euer Blut wird spritzen«, rief
Senor Zorro. »Ich habe Euch erzählt, was an jenem Abend im
Hause Don Diego Vegas vorgefallen ist. Capitán Ramón wird
bezeugen, dass meine Worte die reine Wahrheit sind. Das stimmt doch, nicht
wahr, Kommandant? Antwortet!«
»Es — es ist die
Wahrheit.« Der Hauptmann schluckte, als er in die Pistolenmündung
des Räubers blickte.
»Also habt Ihr mich
belogen und könnt unmöglich länger mein Offizier sein«,
schrie der Gouverneur. »Es hat ganz den Anschein, als könne
dieser Straßenräuber mit Euch umspringen, wie es ihm gefällt.
Ha! Aber ich bleibe dabei, Don Carlos Pulido ist ein Hochverräter,
genau wie die Mitglieder seiner Familie. Es hat Euch nicht das Geringste
genützt, Senor Zorro, diese kleine Szene vor uns aufzuführen.
Meine Soldaten werden nicht aufhören, sie zu verfolgen - ebenso wenig
wie Euch! Und bevor ich mit ihnen fertig bin, werden die Pulido vor mir im
Staub kriechen, und Eure Leiche wird ein Seil in die Länge ziehen!«
»Eine recht kühne
Rede«, stellte Senor Zorro fest. »Ihr stellt Euren Soldaten
keine kleine Aufgabe, Exzellenz. Heute Nacht habe ich Eure drei Gefangenen
befreit, und sie sind entkommen.«
»Sie werden auch wieder
gefasst.«
»Das wird die Zeit
zeigen. Aber jetzt bleibt mir hier noch eine weitere Pflicht zu erfüllen.
Wenn Exzellenz sich mit dem Stuhl bitte in diese Ecke dort hinten setzen
wollten; Euer Gastgeber ebenso. Und dort werdet Ihr bleiben, bis ich
fertig bin.«
»Was habt Ihr vor?«
»Gehorcht!«, rief
Senor Zorro. »Ich habe keine Zeit für lange Diskussionen, auch
nicht mit einem Gouverneur.«
Er beobachtete, wie die
beiden Stühle umgestellt wurden und Gouverneur und Gastgeber sich
setzten. Dann trat er näher an Capitán Ramón heran.
»Ihr habt ein
unschuldiges Mädchen beleidigt, Kommandant«, sagte er. »Deshalb
werdet Ihr kämpfen. Eure angeschrammte Schulter ist inzwischen
verheilt, und Ihr tragt den Säbel an der Seite. Einem Mann wie Euch
steht es nicht zu, Gottes reine Luft zu atmen. Das Land ist ein Besseres
ohne Euch. Steht auf, Senor. En garde!«
Capitán Ramón
war bleich vor Wut. Er wusste, dass er am Ende war. Er hatte zugeben müssen,
gelogen zu haben. Er hatte mitangehört, wie der Gouverneur ihm den
Rang entzogen hatte. Und dieser Mann, der da vor ihm stand, war der Grund
für all das.
In seiner Wut würde er
Senor Zorro vielleicht töten können. Vielleicht gelänge es
ihm, den Fluch von Capistrano niederzustrecken, auf dass sein Blut sich
über den Boden ergösse. Vielleicht würde Seine Exzellenz
dann ja noch einmal Gnade vor Recht ergehen lassen.
Ramón sprang von
seinem Stuhl auf und trat zurück, bis er mit dem Rücken zum
Gouverneur stand.
»Macht meine
Handgelenke los!«, rief er. »Ich will diesen Hund kriegen!«
»Ihr wart bereits so
gut wie tot — nachdem Ihr dieses Wort gebraucht habt, seid Ihr
definitiv ein toter Mann«, sagte Senor Zorro kühl.
Die Hände des
Kommandanten wurden befreit. Er ließ den Säbel aus der Scheide
schnellen, sprang mit einem Schrei vorwärts und warf sich in einer wütenden
Attacke auf den Gesetzlosen.
Senor Zorro wich vor diesem
Ansturm zurück und nahm so eine Stellung ein, in der das Licht des
candelero seine Augen nicht blendete. Er war erfahren im Umgang mit der
Klinge, hatte viele Kämpfe auf Leben und Tod ausgefochten und wusste
um die Gefahr, die vom Angriff eines zornigen Mannes ausging, der nicht
nach den Regeln kämpfte.
Und er wusste ebenso, dass
dieser Zorn sich schnell verbraucht, falls nicht ein glücklicher Hieb
den Wutentbrannten sogleich zum Sieger kürt. Und so wich er Schritt
um Schritt zurück, achtete auf seine Deckung, parierte bösartige
Streiche, immer auf der Hut vor einer unvorhergesehenen Bewegung.
Der Gouverneur und Don Juan
Estado saßen in der Ecke, doch sie beugten sich vor, um den Kampf
besser verfolgen zu können.
»Stecht ihn ab, Ramón,
und ich werde Euch wieder einsetzen und befördern!«, rief Seine
Exzellenz.
Das spornte den Kommandanten
an. Senor Zorro musste feststellen, dass sein Gegner weitaus besser focht
als zuvor auf
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