In den Armen des Playboys
gab Megan nach. „Aber verkauf sie nicht, ohne mich vorher zu fragen. Ich gebe dir meine Telefonnummer.“
„Einverstanden.“
„Bist du sicher, dass du die Bilder verkaufen willst?“, fragte Nicole mittags im Restaurant, als sie vor dem Essen etwas tranken – sie selbst ein Mineralwasser, Megan einen Chardonnay aus dem Hunter Valley. „Sie sind wirklich gut, aber jeder, der dich kennt, dürfte sofort merken, dass du das bist.“
„Ist es so unverkennbar?“
„Ja.“
Megan stellte ihr Weinglas ab. „Was macht das schon? James interessiert sich weder für mich noch für meine Gemälde.“
„Bist du dir da sicher?“
„Ganz sicher.“
„Und du liebst ihn immer noch?“
Megan blickte fort, dann schüttelte sie den Kopf. „Ich dürfte ihn nicht lieben.“
„Aber du tust es.“
Sie nickte nur matt.
Nicole überlegte, was sie tun sollte. Als Erstes musste sie herausfinden, wie James wirklich zu Megan stand. Wenn er sie nicht liebte, sollte er sich zum Teufel scheren. Doch falls sie wirklich die Frau seines Lebens war, wie er jetzt behauptete, musste er erfahren, dass dieses wunderbare Mädchen ihn immer noch liebte.
Nicole hätte Russell wegen einiger Missverständnisse auch fast einmal verloren. Glücklicherweise war ihre Liebe stärker gewesen und hatte alles überwunden. Aber nur knapp.
„James kommt heute Abend zum Essen zu uns“, verriet sie.
Betroffen sah Megan sie an.
„Es war nicht meine Idee“, setzte Nicole schnell hinzu. „Meine bessere Hälfte dachte, James brauche Trost und Mitgefühl. Da konnte ich schlecht Nein sagen.“
Resigniert seufzte Megan. „Ich weiß, die beiden und Hugh sind ein unzertrennliches Gespann. Keiner von den dreien fand es gut, dass James mich geheiratet hat. Trotzdem standen sie ihm bei unserer Hochzeit zur Seite und haben kein Wort darüber verloren.“
„Das würden sie nie tun. Sie halten zusammen wie Pech und Schwefel.“
„Erstaunlich, denn sie haben eigentlich nichts gemeinsam, bis auf Golf und Geld vielleicht. Wie so sind sie seit ewigen Zeiten so dick befreundet?“
„Russell war nicht immer reich“, klärte Nicole sie auf. „Und etwas gemeinsam zu haben bedeutet nicht alles. Die drei verstehen und schätzen sich sehr, sie kennen sich in- und auswendig. Außerdem waren sie zusammen im Internat und haben sich ein Zimmer geteilt. Auch später auf der Uni blieb das so. Bis Russells Vater sich das Leben nahm. Davon weißt du doch sicher?“
„Ja. James hat mir die traurige Geschichte bei eurer Hochzeit erzählt.“
„Russell kam lange nicht darüber hinweg und wurde ein richtiger Teufel. Dennoch blieben James und Hugh seine Freunde.“
Megan runzelte die Stirn. „Wusstest du, dass James’ Vater gewalttätig war?“
„Meine Güte, nein. Auch Russell weiß es sicher nicht, sonst hätte er es irgendwann erwähnt.“
„James spricht nicht darüber.“
„Aber dir hat er sich anvertraut.“
„Erst kürzlich.“
Auf der zweiten Hochzeitsreise, dachte Nicole. Als James bewusst wurde, dass er Megan liebt.
Während des Mittagessens und auf der Rückfahrt nach Woolahra dachte Nicole darüber nach.
„Danke für das Essen, Nicole, und dass du mich zu Nathan begleitet hast“, sagte Megan, als sie vor dem Anwesen ihrer Eltern hielten.
„Was wirst du tun, wenn er anruft und einen Käufer für deine Werke hat? Verkaufen oder auf eine Ausstellung warten?“
„Das weiß ich noch nicht. Die Bilder habe ich eigentlich für mich selbst gemalt. Verkaufen wollte ich sie nicht. Mir lag nur daran zu hören, was Nathan davon hält.“
„Du musst sie ja nicht verkaufen“, gab Nicole zu bedenken.
„Da hast du recht.“ Megan befürchtete, dass jemand sie darauf erkennen könnte. Die Akte gaben zu viel von ihr preis. Seufzend sah sie Nicole an. „Wirst du James erzählen, dass du dich mit mir getroffen hast?“
„Sicher. Warum nicht? Schließlich bist du meine Freundin.“
„Wirklich?“
Megans innere Unsicherheit rührte Nicole. Ich bringe James um, wenn er sie nicht ehrlich liebt! dachte sie und gab Megan einen Kuss auf die Wange. „Natürlich. Ich rufe dich morgen an. Und bleib am Ball! Selbst wenn du die Bilder nicht verkaufen willst, solltest du weitere malen, Mädchen. Die Kunstwelt wartet auf das neue Genie.“
„Schön wär’s.“ Megan lachte ironisch und stieg aus dem Wagen.
„Wer wagt, gewinnt!“, rief Nicole ihr nach und wedelte aufmunternd mit der Hand.
Nicht alle, dachte Megan traurig und winkte zurück.
10.
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