In den Armen des Spions
Emily rechts von sich. Zu ihrer Erleichterung nahm Gareth auf der anderen Seite neben ihr Platz. Sie hatte genug von Jack, Tristan und Gareth gehört, um damit gerechnet zu haben, dass Wolverstone eindrucksvoll war, aber die Wirklichkeit überstieg ihre Erwartungen erheblich.
Sie reichten die Servierteller und Schüsseln umher. Emily wurde aufgefordert, dieses und jenes zu kosten, aber dann waren alle mit Essen beschäftigt. Etwa zwei Minuten herrschte Schweigen, dann sah Gareth zu dem ihm gegenübersitzenden Delborough.
»Wir haben gehört, dass du den Brief aufgegeben hast. Was ist geschehen?«
Delborough nickte und begann, die Geschichte zu erzählen, wie es dazu kommen konnte, dass es der Schwarzen Kobra gelungen war, einen Dieb bei ihm einzuschleusen. Es hatte einige Verwirrung gegeben, als er und seine Leute sich überraschend mit der Reisegesellschaft einer Dame zusammentun mussten, als sich herausstellte, dass er sie nach Norden begleiten sollte, wozu er ohne sein Wissen bestimmt worden war. Diese Verwirrung hatte die Sekte ausgenutzt, einen sehr jungen indischen Burschen, kaum mehr als ein Kind und restlos eingeschüchtert, in der Reisegruppe unterzubringen. Während er, die Dame und ihre Wachen gemeinsam die Angriffe der Sektenanhänger abgewehrt hatten und ihr Ziel, St. Ives’ Landsitz, erreicht hatten, hatte der Junge Sangay den Schriftrollenhalter gestohlen, das Anwesen aber nicht verlassen können wegen des heftigen Schneefalls einige Tage zuvor.
»Wir konnten an dem Schnee ablesen, dass niemand das Haus betreten oder verlassen hatte, daher haben wir alles durchsucht, und schließlich haben wir ihn gefunden. Sobald wir ihn davon überzeugt hatten, dass wir seine Sicherheit und die seiner Mutter garantieren konnten, hat er uns geholfen, der Schwarzen Kobra eine Falle zu stellen.« Delborough schnaubte. »Ausgerechnet in der Kathedrale von Ely.«
Delborough begann zu beschreiben, wie die Falle zugeschnappt war, dann aber hatte die Schwarze Kobra - also höchstwahrscheinlich Ferrar - zugeschlagen und seinen eigenen Mann getötet, um ungesehen mit dem Schriftrollenhalter zu entkommen.
»Wie auch immer, er enthielt nur eine Kopie als Ablenkungsmanöver.« Wolverstone blickte Gareth an. »Was der Grund ist, weswegen wir hier sind - weil er das jetzt weiß. Nachdem er versucht hat, Delborough seine Kopie abzunehmen und dabei Erfolg hatte, wird er es auch mit dem Behälter versuchen, den Sie bei sich haben. Nichts könnte sicherer sein.«
Wolverstone ließ seinen Blick über alle am Tisch Sitzenden gleiten.
»Was genau das ist, was wir wollen, weil wir die Streitmacht des Kultes reduzieren wollen, vor allem hier in diesem Bereich. Mein Plan zielt darauf ab, Ferrar ständig kreuz und quer durch die Grafschaften zu hetzen und ihn überall Männer verlieren zu lassen. Bei Delborough waren es vierzehn. Ich hoffe, wir können heute eine ähnlich hohe Zahl ausschalten, und Monteith und die, die bei ihm sind, morgen noch mehr.«
Gareth fragte ruhig:
»Und Rafe ...?«
Aber Royce lächelte nur.
»Sie müssen nicht wissen, was Sie nicht wissen müssen.« Jack sah Gareth an. »So ist es immer.«
»Richtig.« Royce schob seinen leeren Teller beiseite. »Also, sehen wir mal, was wir heute erreichen können.« Er blickte Tristan und Jack fragend an. »Wie sieht die Lage für uns aus?«
»Sie sind hier und zwar in Kampfstärke.« Jack richtete sich in seinem Stuhl auf. »Wir sind einer Gruppe aus acht Männern gefolgt, die der Kutsche seit Tilbury nachgeritten sind. Heute sind mehr Männer zu ihnen gestoßen, zehn an der Zahl, kurz hinter Braintree. Sie sind übrigens von Norden gekommen. Und, was für uns von besonderem Interesse ist, zwei von ihnen sind keine Inder, sondern sehen englisch aus. Ich kenne Ferrar nicht, daher kann ich es nicht sicher sagen, aber ich nehme an, dass er einer davon ist. Der andere ist von ähnlichem Körperbau, hat aber dunkleres Haar.«
»Sie sind Freunde, nicht nur Bekannte«, warf Tristan ein. »Und der andere ist auch kein Diener oder Untergebener, sondern gleichrangig. Das kann man an der Art und Weise erkennen, wie sie miteinander umgehen.«
Royces Brauen hoben sich.
»Das ist neu. Also haben wir einen weiteren möglichen ... sagen wir Leutnant, einen Engländer. Wenn sich irgendwie die Gelegenheit bietet, müssen wir ihn ergreifen.« Er sah Tristan und Jack an. »Also waren es hinter Braintree achtzehn gegen eine Kutsche mit vier Männern. Was ist passiert? Nach Braintree
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