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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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an. Sein Feuerwerksschauspiel, dachte Malanga. Es hat einen tiefen Eindruck auf sie gemacht. Wer kann das auch verstehen. Man wirft etwas Zischendes in die Luft, dann ertönt ein lauter Knall, bunte Sterne fallen aus dem Himmel, Blitze zucken, Nebelschwaden ziehen dahin … wer fällt da nicht auf die Knie und glaubt, die Götter selbst kämen zu den Bantu?
    »Ja, das hat er getan!« rief Malanga in das aufkommende Gemurmel der zweitausend glänzenden, dunklen Körper hinein. »Aber es waren nicht die Götter. Dort, woher ich komme, kann das jedes Kind. Man kann in den Geschäften die Feuerwerksraketen kaufen, ein paar Shillinge kosten sie nur. Es sind künstliche Sterne und Sonnen.«
    »Lüge!« heulte Budumba. »Lüge!« Er warf die Arme empor und stieß schrille Schreie aus. Die Bantus kannten das … so verjagt man die Geister der Krankheit und des Todes. Was Malanga da sagte, waren nur Worte.
    »Komm her!« Malanga griff nach Budumba und zog ihn mit einem Ruck zu sich. Seine Augen waren hart. Budumba stemmte die Beine in die Erde, aber die Kraft Malangas war jung und trainiert. Ein kräftiger Zug, und der Zauberer fiel gegen die Brust seines unerbittlichen Gegners.
    »Ich werde euch einen anderen Zauber zeigen!« sagte Malanga. »Seht diese Flasche. Aus ihr gieße ich ein paar Tropfen auf diesen kleinen Ballen Baumwolle. Budumba wird an ihm riechen, und nach ein paar Sekunden wird er keine Schmerzen mehr spüren, wird sein Geist bei den Ahnen sein.«
    »Ich werde nie den Äther einatmen«, zischte Budumba an der Seite Malangas. »Nie!«
    »Du wirst!« Die Stimme Malangas war kalt wie Eis. »Du hast die Wahl, Nabu: dein Untergang als Zauberer – oder den Tod! Entscheide dich.«
    Budumba senkte den Kopf. Was er nun auch wählte, es war das Ende. Der Tod war milde gegen ein Leben als Aussätziger des Volkes. Aber man konnte wenigstens herumkriechen, essen und schlafen, man war zwar weniger als ein Hund, doch man sah die Sonne und spürte den Wind. Jeder durfte ihn anspucken und treten, aber die Nacht war milde, gehörte ihm allein und sagte ihm: Morgen werden sie dich wieder quälen und erniedrigen, doch du lebst. Es war ein langsames Sterben …
    Budumba entschloß sich, zu leben. »Nun?« fragte Malanga leise. Er hatte unterdessen die dunkle Flasche aufgeschraubt und den dicken Watteball mit Äther getränkt.
    »Eines Tages werden sie auch dich vernichten!« stammelte Budumba. »Du bist nicht der größte Herr der Welt!«
    »Wer hat das je behauptet?« Malanga hielt den Wattebausch hoch in die Luft. Der Widerschein der Flammen umzuckte seine schlanke, schöne Gestalt. »Seht her!« rief er. »Was wird aus Budumba?«
    Plötzlich packte er zu, ergriff Budumba, zog an den Haaren seinen Kopf nach hinten und preßte die Ätherwatte auf sein Gesicht. Instinktiv wehrte sich Budumba, trat um sich, schlug mit den Armen nach Malanga, aber der Äther wirkte schnell, die Bewegungen wurden matter, im Flug sanken die Arme herab, wurde der Körper weich, als lösten sich alle Knochen in ihm auf. Der Zauberer drehte sich, fiel in sich zusammen und rollte vor Malanga auf die Erde.
    Durch die Menge der zweitausend schwarzen Bantus jenseits des Feuerringes lief ein Murmeln.
    Er hat Budumba getötet. Er hat ihn mit einem Zauberwasser getötet.
    Malanga schien zu ahnen, was seine Bantus dachten. Er bückte sich, stemmte den Körper Budumbas empor und legte ihn neben die Instrumente auf den Tisch.
    »Er lebt«, sagte Malanga stolz. »Er wird wieder aufstehen und zu euch kommen, wenn ich es will. Nur ich allein kann es bestimmen. Doch das ist nicht alles, Freunde: Ich kann mit ihm machen, was ich will. Er wird keine Schmerzen haben. Ich kann ihm ins Fleisch schneiden, ich kann ihm ein Bein abtrennen, einen Arm, die Brust aufspalten und sein Herz herausnehmen, ich kann ihm Wunden beibringen, überall … er wird keinen Ton sagen, er wird nichts spüren, er wird nichts davon wissen.« Malanga ergriff ein großes, blinkendes Messer und hob es hoch. Die zweitausend Bantus schienen mit den Zähnen vor Erregung zu knirschen, ein merkwürdiger Laut flog zu Malanga in den Feuerkreis, ein Geräusch, das ihm zeigte, wie sehr sein ›Zauber‹ das Volk ergriff.
    Ohne Zögern setzte er das Messer an und schnitt tief in die Oberschenkelmuskulatur Budumbas. Das war ein ungefährlicher Schnitt; es blutete stark und wirkungsvoll, aber verletzte nur das Fleisch. Eine Narbe blieb zurück, das war alles.
    Als er das Messer ansetzte, als das Blut über

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