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In der Hitze der Stadt

In der Hitze der Stadt

Titel: In der Hitze der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Aeschbacher
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erzählt. Er hatte gesagt, sein türkischer Mandant sei von Beamten der Kriminalpolizei genötigt worden. Eine Gegenüberstellung sei fingiert worden. Man habe versucht, seinem Mandanten einen Mord anzuhängen.
    Daniel Schneider konnte sich nur zu gut vorstellen, wer hinter dieser Aktion steckte. Im tiefsten Innern hatte er dem einsilbigen Baumer sowieso misstraut. Er blickte geradeaus, lächelte mild, war gesättigt vom sprudelnden Leben, das sich um ihn herum abspielte.
    Ach, wie schön doch das Leben hier in Basel ist, dachte Schneider. Erst seit Kurzem Chef der Kriminalpolizei, und schon bald würde es weiter aufwärts gehen. Er spürte, dass dieser heutige Tag, mit all seinen Komplikationen, einen Meilenstein in seiner Karriere darstellte. Es war ein Arbeitstag, an dem der Sturm tobte. Eine Zeit, in der das Chaos regierte, aus dem er aber als Großer Führer hervorgehen würde.
    Diese haarsträubende Aktion von Baumer war der pure Segen für Daniel Schneider. Er wusste, dass er nun Nägel mit Köpfen machen konnte. Ein junges Mädchen war tot. Schlimm, aber wen, außer den Angehörigen, kümmerte das wirklich? Ein Türke, der beinahe zum Justizopfer geworden war? Das juckte grad noch weniger Leute. Die Schweizer nicht und all die Türken, die mit dieser Familie nicht verwandt waren, auch nicht. Aber illegale Machenschaften bei der Kriminalpolizei? Das war ein politisches Thema, bei dem sich Linke, Grüne, Christliche und nicht minder die Liberalen ereifern konnten. Daraus konnte ein politisch kluger Karrierist wie er einen enormen Profit schlagen.
    Schneider war sich sogleich bewusst gewesen, dass er in diesem Linksradikalen einen Verbündeten gefunden hatte. Er hatte den Braten sofort gerochen. Keinerlei Anklage des Anwalts gegen ihn persönlich. Keinerlei Angriff auf seine Funktion als Kommandant der Polizei. Im Gegenteil! Der Mann hatte ihn über die Machenschaften informiert, noch bevor er an die Presse gegangen war. Schneider bekam also die Gelegenheit, sich rechtzeitig aus der Schusslinie zu ziehen. Natürlich tat der Jurist dies nicht aus Nächstenliebe, war sich Schneider nur allzu gut bewusst. Er würde seinen Preis einfordern, irgendwann. Den würde er ihm selbstverständlich auch gerne zahlen. Eine Hand wäscht die andere. Das war überall auf der Welt so und in gewissen Basler Institutionen ganz besonders. Zu einer gut bezahlten Stelle mit lebenslanger Pension sagt auch ein Altmaoist nicht Nein.
    Natürlich hatte der Jurist eine Belohnung nicht explizit eingefordert. Er und Schneider hatten professionell miteinander geredet. Wie zwei Politiker eben miteinander reden. Mit gespaltener Zunge. Das eine Teilchen schmeichelt, bewahrt die Form, das andere leckt lüstern nach Luxus, Macht und Geld. Der Kommandant der Kriminalpolizei beherrschte dieses Spiel. Daher war er gelassen, trotz der illegalen Aktion seiner Untergebenen. Er saß in seinem Büro wie ein Buddha und besah die Welt. Und was er sah, gefiel ihm. Er hatte ein paar Gauner in seinem Korps. Baumer, Heinzmann, Meier und offenbar sogar Regazzoni. Sie waren den kleinen, aber entscheidenden Schritt zu weit gegangen. Die würde er sich jetzt vorknöpfen und einstampfen. Das hatte oberste Priorität. Wenn der Bericht über dieses illegale Treiben im Telebasel käme, hätte er schon vorgesorgt. Zuerst käme natürlich der Beitrag mit dem Anwalt. Wie immer erregt, würde der Mann energisch und laut der Polizei die Missetaten vorwerfen. Neben ihm würde der vorgeführte Türke stehen – wie hieß der doch schon wieder? – und würde traurig blicken. Der linke Anwalt würde ihn nur kurz neben sich ins Bild lassen, dann sogleich wieder ins zweite Glied zurückschieben, damit er seine Anklage in die Mikrofone sprechen könnte. »Herr Schneider«, würde er mit stechendem Blick in die Kamera sagen. »Sie haben ein paar schwarze Schafe geerbt. Räumen Sie auf, damit wir endlich eine saubere Polizei haben – ein sauberes Basel.« Dann käme ein Schnitt, und Schneider selbst würde die Vorwürfe kontern dürfen. Das war der journalistischen Sorgfaltspflicht geschuldet.
    Daniel Schneider nickte zufrieden, weil er sich selbst vor der Kamera sah. Ja, er würde die Missetaten von ein paar wenigen Polizisten glatt anerkennen. Dann würde er mit ruhiger Stimme anfügen: »Ich habe die notwendigen Konsequenzen bereits gezogen. Diese Beamten erschienen seit einiger Zeit schon verdächtig. Ich hatte sie daher unter ständiger Beobachtung. Als ich von dieser

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