In letzter Sekunde
höllisch schmerzten. Tränen strömten ihm über die Wangen.
Ein hämisches Lachen ertönte, dann wurde eine Tür geöffnet und geschlossen.
Geblendet versuchte Blade ihm zu folgen, fluchte dabei laut und ausdauernd.
Wieder einmal war der Kerl entwischt.
„Du hast Glück, dass du dein Augenlicht nicht verloren hast", meinte Stella zu Blade, als sie sich in einem Konferenzraum über das Geschehen unterhielten. „Du hättest ihn laufen lassen und bei Lynn bleiben sollen. So war es abgemacht."
„Ich hatte ihn schon erwischt", grollte Blade, und er hörte sich so frustriert an, wie Lynn sich fühlte.
Sie waren vorbereitet gewesen, aber der Entführer war ihnen wieder entkommen. Sie beide hatten körperlichen Kontakt mit ihm gehabt und doch sein Gesicht nicht gesehen.
Blade blickte sie bedauernd an. Lynn wusste, erfühlte sich schuldig, weil er glaubte, er hätte sie im Stich gelassen. Aber das stimmte nicht.
Sie schluckte trocken. Obwohl Blades Augen sofort mit klarem Wasser gespült worden waren, waren sie erschreckend rot und geschwollen. Die herbeigerufenen Sanitäter hatten ihm ein Medikament in die Augen geträufelt und gemeint, es würde alles wieder in Ordnung kommen. Auch Lynn war untersucht worden, aber sie brauchte eigentlich nur eine heiße Dusche.
Stella setzte sich auf die Tischkante. „Diese Miss Crane behauptet, ein Fremder hätte ihr fünfzig Dollar geboten, wenn sie einen Freund von ihm foppte."
„Ich glaube ihr", sagte Lynn. „Sie hat um Hilfe geschrien und schien ehrlich entsetzt zu sein. Und voller Schuldgefühle."
„Leider ist Miss Cranes Beschreibung des Täters nicht viel besser als Ihre."
„Welche Beschreibung?" fragte Lynn verwundert, frustriert, weil sie nicht einen einzigen Blick auf das Gesicht des Mannes hatte werfen können.
„Genau. Der Mann trug eine Baseballkappe und einen Hausmeisteroverall, als er sie ansprach. Er hielt den Kopf gesenkt und sprach leise, ohne auffälligen Dialekt oder Akzent."
„Roger Wheeler kann es demnach nicht gewesen sein, oder?" fragte Lynn. „Ich meine, da ja ein Polizist auf ihn angesetzt war."
„Was das betrifft..." Stella räusperte sich. „Der Kollege scheint abgelenkt worden zu sein und verlor ihn wenige Minuten, nachdem Sie den Gerichtssaal verlassen hatten, aus den Augen."
Lynn schlug das Herz bis zum Hals.
„Dann könnte er es gewesen sein ..."
„Leider ja."
„Oder Victor Churchill", überlegte Blade laut.
„Wieso?" wollte Stella wissen.
„Er war heute hier." Lynn berichtete ihr von dem Zusammentreffen auf dem Vorplatz.
„Aber ich glaube eher, Wheeler ist unser Mann. Es passt alles zusammen."
Stella ging nicht darauf ein, sondern meinte: „Ich frage mich, was unsere anderen Kandidaten zu der fraglichen Zeit taten. Wenn Rincon oder Cooper ein Alibi hätten, wären ein oder zwei Verdächtige weniger auf der Liste."
„Leroy könnte uns da vielleicht helfen", meinte Blade. „Und keine Bange, Stella, ich habe ihm bereits gesagt, er soll sich in dieser Angelegenheit bedeckt halten."
Stella nickte. „Und ich werde sehen, wo unser makaberer Küchenchef war. Das Gleiche gilt für Wheeler und Churchill."
Lynn, die wusste, wie leicht man ein Alibi beschaffen konnte, beschloss, ihre eigenen Pläne weiterzuverfolgen.
Stunden später war Blade immer noch wütend, weil er sich wie ein Amateur von einer Sprühflasche mit Haushaltsreiniger außer Gefecht hatte setzen lassen. Noch war der Club nicht geöffnet, und er und Lynn saßen im Mitarbeiterraum und warteten auf die anderen.
Lynn sah schlimm aus. Nicht, dass sie an Schönheit eingebüßt hätte, aber ihre Körpersprache, ihr Gesichtsausdruck sprachen Bände. Vor ihm saß eine Frau, die mit den Nerven fertig war, die einfach zu viel durchgemacht hatte.
Und das alles war seine Schuld.
„Ich kann es immer noch nicht fassen, dass ich diesen Kerl an dich herangelassen habe."
„Ich finde, du hast dir genug Vorwürfe gemacht."
„Aber ich bin losgegangen und ..."
„Und ich folgte einem dringenden Bedürfnis. Du hättest doch wohl kaum auf der Damentoilette meine Hand halten können."
„Es wäre meine Pflicht gewesen, am Eingang Wache zu halten."
„Es gab eine zweite Tür", erinnerte sie ihn, gerade als Cass hereinkam. „Oder ich hätte mit dir gehen sollen. Du kannst dir die Schuld geben, solange du magst, es wird am Ergebnis nichts ändern. Am wichtigsten ist doch, dass mir nichts passiert ist. Und nun ist es Zeit, weiterzumachen."
Er sah sie misstrauisch
Weitere Kostenlose Bücher