In meinem kleinen Land
kaufe und Salami. Der Kölner sagt übrigens nicht Italiener, sondern Italljäner. Und ölf statt elf. Eine italienische Fußballmannschaft besteht demnach aus «ölf Italljänern». Ich simuliere Salamikaufen. Dann bitte an ein Stehtischchen stellen und einen Espresso trinken. Hm. Okay. Ich trinke also meinen ersten Espresso.
Nachdem wir einige weitere Einstellungen mit dem Ladenbesitzer und mir gedreht haben, muss noch einmal das Kaffeetrinken gefilmt werden. «Können wir nochmal Kaffee haben?», ruft der Kameramann, und es kommt ein weiterer Espresso, den ich in professioneller Darstellerroutine trinke, obwohl ich spüre, dass das keine gute Idee ist.
Dann fahren wir weiter, in eine italienische Bar, wo ich mich bitte an den Tresen stelle und einen Espresso bestelle. Anschließend soll ich an einem kleinen Tisch sitzen und so tun, als tippte ich Reiseerinnerungen in mein Laptop. Ich möchte dabei bitte eine rauchen und noch so einen Espresso trinken.
Dem Drehplan folgend gehen wir danach rüber in ein sehr schönes altes italienisches Restaurant, wo seit sechsunddreißig Jahren eine gewisse Rosa kocht. Dort wird gefilmt, wie ich zu Mittag esse. Da ist es so ungefähr elf. Das wird jetzt echt Method Acting, denn für Nudeln und Rotwein ist es nach meiner inneren Uhr viel zu früh. Dennoch esse ich einen Teller vorzügliche getrüffelte Ravioli und trinke ein großes Glas Rotwein dazu. Und einen Espresso. Dann ist mir schlecht.
Die nächste Station ist eine Ausstellung zur Problematik der Migration in Deutschland. Im Kölnischen Kunstverein drehen wir ein weiteres Dutzend Einstellungen. Um vierzehn Uhr ist der Dreh beendet, und mir ist wirklich wahnsinnig übel. Der Espresso, der Wein, der Kater. Ich bitte die Dame im Hotel darum, noch einmal auf das bereits ausgecheckte Zimmer zu dürfen, und lege mich zwei Stunden hin. Dann fahre ich in das kaum zwanzig Kilometer entfernte Bergisch Gladbach.
Es ist bei Todesstrafe verboten, diesen Ort mit Bindestrich zu schreiben. Von Bergisch Gladbach sehe ich nicht viel. Daher muss auch der Besuch im Dom ausfallen, so er denn einen hat.
Bergisch Gladbach ist eine junge Stadt. Sie existiert dank der Eingemeindung einiger umliegender Ortschaften in ihrer heutigen Form erst seit dreißig Jahren, und daher gibt es auch nicht wirklich viel von hier zu berichten. Allerdings muss man darauf hinweisen, dass die alte Stadt Bergisch Gladbach einmal einen Ehrenbürger namens Adolf Hitler hatte. Und dass diese Ehrenbürgerschaft selbstverständlich sofort nach dem Ende der Naziherrschaft widerrufen wurde, oder jedenfalls beinahe sofort, um genau zu sein: 1988.
Der berühmteste Einwohner von Bergisch Gladbach ist Günther Klum, der Vater von Heidi Klum, über den ich einmal den schönen Satz gelesen habe, er sei so etwas wie eine bärtige Eislaufmami. Angeblich, so wird mir hier erzählt, bezahlt er seine Strafzettel nicht, weil er der Papa der berühmtesten Bergisch Gladbacherin aller Zeiten ist.
Am nächsten Morgen werde ich zum ICE-Bahnhof nach Siegburg gefahren. Die Gegend ist schön und spießig, was ja überhaupt kein Widerspruch ist. Auf dem Weg kommen wir durch einen Ort, der tatsächlich «Schreck» heißt. Unweit von Schreck passieren wir ein an der Bundesstraße gelegenes Speiselokal mit dem Schrecken erregenden Namen «Bruzzelei». Was muss einem Koch widerfahren sein, dass er hier kocht, nein, brutzelt?
Frankfurt/Main. Heilige Messe
19. Oktober 2005
Buchmesse in der Bankenstadt. Das bedeutet natürlich nicht, dass es nun in Frankfurt für eine Woche mal nicht ums Geld ginge, ganz im Gegenteil. Die Stadt profitiert sehr vom Messerummel, wenn auch nicht alle Branchen. Das Rotlichtmilieu beispielsweise greint, denn das Geschäft mit der Literatur läuft eher mau. Bei der Internationalen Automobilausstellung, jaaaa, da ginge es hoch her, erzählt mir ein Taxifahrer. Da ließen sich Gäste und Aussteller nicht lumpen, da seien die Puffs knüppeldickevoll mit Männern aus der Autobranche. Literatur hingegen wirkt sich geschäftsschädigend aus, denn die Teilnehmer der Buchmesse bleiben lieber unter sich.
Ich glaube, dass nirgends auf der Welt so viel geschwindelt wird wie auf der Frankfurter Buchmesse. Da vorne, die beiden Kollegen, die sich so angeregt unterhalten. Wenn man hörte, was die sagen, und dazu ihre Gedanken, würde das wahrscheinlich so klingen:
Sumtschek: «Ohh, jaaa, Sie sind das. Ich habe Ihr Buch gelesen! (Stimmt zwar nicht, aber das ist dem eh
Weitere Kostenlose Bücher