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In Nomine Mortis

In Nomine Mortis

Titel: In Nomine Mortis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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Bauersfrau noch Dienerin war.
    Ich wusste nicht, was ich
     erwidern sollte. So verbeugte ich mich nur, ungelenker, als mir lieb war.
    »Habt Ihr ein
     Schweigegelübde abgelegt?«, fragte sie mich keck. Ich
     schluckte. »Nein, Frau Helmstede«, brachte ich schließlich
     mühevoll heraus.
    »Das beruhigt mich
     ungemein«, antwortete sie und schenkte mir ein Lächeln -
     offensichtlich blind dafür, dass sie mitten auf dem Grand Pont stand
     und sich mit einem Mönch unterhielt. Ich wäre vor Scham am
     liebsten im Boden versunken und doch versuchte ich nicht einmal, mich mit
     einer knappen Geste zu verabschieden. Oh, unsichtbar ist das Netz, welches
     das Weib auswerfen kann! »Habt Ihr schon den Sünder gefunden,
     der unserem armen Bruder Heinrich derart Schreckliches angetan hat?«,
     fuhr Klara Helmstede fort. Sie schien nicht ernsthaft um ihn zu trauern,
     zumindest hörte ich kein echtes Bedauern in ihrer Stimme, eher die
     kecke Neugier eines vorwitzigen Mädchens.
    Ich räusperte mich.
     »Nein, denn Satan steht den Seinen bei und versteht es, Spuren zu
     verwischen. Doch wir Inquisitoren dienen dem HERRN und nicht einmal der
     Teufel selbst kann seine Pläne für immer vor unseren Augen
     verbergen. Ich war gerade dabei, einer viel versprechenden Fährte zu
     folgen«, setzte ich überflüssigerweise hinzu. Es war die Sünde
     der Hoffart, die mich diesen Satz sagen ließ - und ich bereute ihn
     sofort.
    »Eine Spur, die zu den
     Geldwechslern führt?«, entfuhr es Klara Helmstede. Sie schien
     überrascht zu sein und interessiert. Ihr Tonfall jedoch verhehlte
     nicht einen gewissen Spott.
    Ich verfluchte meine lose
     Zunge. Wie oft hatte mich schon der Novizenmeister davor gewarnt, mit dem
     Weibe zu sprechen - und nun war ich hier, ein gelehrter Magister und
     Inquisitor dazu, und benahm mich wie ein angeberischer Straßenbengel.
     »Mehr darf ich dazu nicht sagen«, stotterte ich.
    »Wie schade«,
     rief sie aus und machte mit ihren Händen eine weit ausholende Geste.
     Dann seufzte sie. »Wisst Ihr, Bruder Ranulf, es ist nicht immer
     leicht, die Gattin eines wohlhabenden Mannes zu sein. Eines Mannes zudem,
     der so alt ist, dass er mein Vater sein könnte.« Ich starrte
     sie verständnislos an.
    Klara Helmstede lächelte
     nun. »Ich lebe in Lübeck in einem großen Haus. Mägde
     versorgen mich von der ersten Stunde des Tages bis zum Anbruch der Nacht.
     Kaum je kann ich das Haus verlassen, wenig nur gibt es für mich zu
     tun, außer zu sticken.
    Ich musste meinen Gatten
     regelrecht anflehen, dass er mich auf diese Reise mitnimmt. Endlich einmal
     hinaus aus Lübeck! Und, verzeiht es mir, Bruder Ranulf, wenn dies
     eine Sünde ist, dann bitte ich Euch um Eure Fürbitte, doch der
     tragische Tod von Bruder Heinrich ist für mich«, sie schien
     nach dem richtigen Wort zu suchen, »so aufregend«, vollendete
     sie schließlich.
    »Mein Gatte ist ganz außer
     sich«, fuhr sie dann fort, »auch wenn er sich mir mit keinem
     Wort anvertraut. Oh, würden die Männer doch in Dingen, die sie
     wichtig nennen, ihren Frauen vertrauen! Wie viel Schlechtes ließe
     sich da verhindern. Nun ja, ich aber bin weder blind noch taub, ich kann
     auch so manches Zeichen deuten. Mein Gatte jedenfalls weiß nicht ein
     noch aus, weiß nicht, warum er nach Paris kommen sollte und wie es
     nun weitergehen soll. Der Tod von Bruder Heinrich jedoch versetzt ihn in
     Furcht — in eine größere Angst, als es der Tod seines
     leiblichen Bruders auf jener verfluchten Kogge getan hat.   
    Ich möchte meinem Gatten
     helfen. Doch dazu muss ich nicht nur wissen, was passiert ist; ich brauche
     auch Eure Hilfe. Denn was kann ich allein schon ausrichten? Ihr, Bruder
     Ranulf, seid doch Inquisitor. Wollt Ihr nicht einmal in unserem Pariser
     Domizil vorbeischauen und ganz im Vertrauen mit mir reden? Vielleicht
     vermag ich Euch nützlich zu sein und kann Dinge herausfinden, die
     einem Mönche verborgen bleiben?«
    Klara Helmstede lächelte.
     »Selbstverständlich könnte ich es so einrichten, dass
     niemand euer Kommen bemerken würde. Ich würde die Diener
     wegschicken und …«                  
    »Nein!«,
     unterbrach ich sie und ich hörte selbst das Entsetzen in meiner
     Stimme. »Das ist ganz unmöglich. Das ist … eine Sünde!«,
     entfuhr es mir. »Nein, ich darf mich nicht mit Euch treffen —
     und heimlich schon gar nicht.«
    Mir wurde abwechselnd heiß
     und kalt, mein Körper zitterte, als

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