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In Nomine Mortis

In Nomine Mortis

Titel: In Nomine Mortis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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Der Papst wird in dieser Situation, da uns Krieg und
     Krankheit drohen, um keinen Preis Streit haben wollen mit Ihrer Majestät.
     Ich möchte lieber nicht daran denken, was Seine Heiligkeit in so
     einem Fall zu unternehmen gedenkt.
    Also werden wir, ungeachtet
     aller Schwierigkeiten, die unser Leben zurzeit plagen, die verruchten Täter
     finden. Das heißt, Ihr, meine Brüder, werdet sie finden.«
    »Ich danke Euch für
     Euren Großmut, Ehrwürdiger Vater«, murmelte der
     Inquisitor.
    Der Prior segnete uns.
     »Ihr dürft gehen«, sagte er freundlich. »Geht und
     sucht!«
    *
    Als wir das Haus GOTTES
     verließen, bebte der Inquisitor noch immer vor Wut. Es hätte
     kaum einen ungünstigeren Zeitpunkt geben können, ihm meine
     Missetat zu gestehen, doch so sollte es sein: Der HERR lässt uns
     keine Tat ohne Schwierigkeiten bereuen, denn wenn Reue einfach wäre,
     dann würden wir schwachen Menschen noch viel mehr Sünden begehen
     als wir es sowieso schon tun. »Meister Philippe, lasst uns bitte für
     eine Weile durch den Kreuzgang wandeln, bevor wir uns wieder in Paris auf
     die Suche nach den Mördern machen«, bat ich ihn.   
    Der Inquisitor sah mich
     erstaunt an, sagte allerdings nichts, sondern nickte nur zustimmend.
    So gingen wir denn langsam
     unter dem Säulengang dahin, der uns noch kühlen Schatten bot, während
     die Sommersonne den Innenhof buk. Ich gestand dem Inquisitor meine
     heimlichen Wege zu Pietro Datini. Immerhin erleichterte es mich, dass sie,
     wie ich hoffte, nicht vergebens gewesen waren. Denn selbstverständlich
     erzählte ich auch getreulich all das, was ich von Nechenja ben Isaak
     in Erfahrung gebracht hatte.                  
    Philippe de Touloubre hörte
     sich meinen Bericht schweigend an. Er war noch immer sehr blass - ob noch
     aus Zorn über die Worte des Priors oder nun wegen meiner eigenen
     Worte, das vermochte ich allerdings nicht zu deuten.
    »Nun«, sagte er,
     als ich endlich geendet hatte, »du wärst ein guter Ketzer
     geworden, mein junger Bruder. Du beherrscht, wie mir scheint, die Kunst
     der Heimlichtuerei und der Verstellung geschickt genug. Du kannst deine
     Zunge im Zaum halten und du scheust dich nicht, dich auch mit anrüchigen
     Leuten einzulassen, wie mit Geldwechslern, sogar mit jüdischen.
     Andererseits«, und nun lächelte Meister Philippe dünn,
     »sind dies auch genau die Eigenschaften, die einen guten
     Inquisitoren ausmachen. Deinde ego te ab so Ivo.«
    Ich beugte mein Haupt unter
     seiner segnenden Hand. Die Last, die in jenem Augenblick von meiner Seele
     fiel, war so groß, dass ich vermeinte zu fliegen.
    »Jetzt aber«,
     fuhr der Inquisitor fort, »wollen wir zum Juden gehen.« Die
     alte Jagdlust leuchtete wieder in seinen Augen auf.
    *
    Eilig verließen wir das
     Kloster. In den Straßen von Paris drängten sich Männer,
     Weiber und Kinder sonder Zahl, Ritter und Mönche, Bauern, Handwerker,
     Kaufleute, Mägde, Waschfrauen, Boten, dazu unzählige Flüchtlinge,
     kenntlich an ihrer fremden Tracht, an ihren seltsamen Dialekten und
     fremden Sprachen und am verwirrten Blick, mit dem sie jeden
     Vorbeikommenden musterten. Alle schwitzten sie Furcht aus wie ein Fieber
     und ich vermeinte, die Angst fast mit Händen greifen zu können.
     Große, blau schimmernde Fliegen schwebten in dunklen Wolken über
     den Köpfen der Menschen und quälten uns mit ihrem Gesumm. Lauter
     noch als sonst waren die Leute, schneller erregt und im Zorn bereit, mit Fäusten
     und Knüppeln wegen Nichtigkeiten aufeinander loszugehen.
    Uns aber schützte noch
     immer die Ordenstracht. Unbehelligt gelangten wir zur Seine und über
     den Petit Pont auf die Insel Cite. Wir überquerten den Platz vor
     Notre-Dame, wo viele Flüchtlinge, die in der Stadt kein anderes
     Obdach gefunden hatten, unter Stoffbahnen ihr Lager aufgeschlagen hatten
     und von den mildtätigen Gaben der Gläubigen lebten, welche die
     Messen in der Kathedrale besuchten. Auch vor dem Hotel Dieu, dem größten
     Hospiz von Paris, das neben dem Hause GOTTES aufragte, hatten sich viele
     Gestalten eingefunden: Fremde, von der langen Flucht durch Frankreich
     geschwächt und von Krankheiten gezeichnet; Angehörige, die ihre
     Lieben im Hospiz besucht hatten — und zwei oder drei erbärmliche
     Gestalten, die glaubten, die schreckliche Seuche, von der alle Welt erzählte,
     bereits in sich zu tragen. Laut begehrten sie Einlass, doch da sie
     offensichtlich am Leib, wiewohl

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