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In Nomine Mortis

In Nomine Mortis

Titel: In Nomine Mortis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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zumindest redete ich mir ein. Doch selbstverständlich - der
     HERR wusste es längst - trieb mich auch noch etwas ganz anderes.
    *
    Klara Helmstede führte
     mich in eine Stube im ersten Geschoss, wo ein eichener Tisch direkt an
     einem Butzenfenster stand, durch das man auf den Katzenplatz
     hinunterblicken konnte. Sie läutete nach einer Dienerin und wies sie
     an, aufzudecken. Die Dienerin, eine junge Magd, mied meinen Blick.
    Auch mir war es unangenehm,
     dass ich vor einer Zeugin mit der Gattin des Reeders zusammensaß.
     Noch peinlicher berührt war ich allerdings, als ich sah, dass die
     Magd nur zwei Teller auf den Tisch stellte.
    »Euer Gatte speist
     nicht mit uns?«, fragte ich und hörte dabei, wie meine Stimme
     zitterte.
    Da lachte Klara Helmstede
     wieder. »Er hat dringende Geschäfte in Paris zu erledigen.
     Fragt mich nicht, Bruder, welche Geschäfte das sind!«
    »Uxori vir debitum
     reddat«, murmelte ich.
    So sicher war ich mir, dass
     die Reedersgattin kein Latein verstand, dass ich vor Scham am liebsten in
     den Boden versunken wäre, als sie antwortete: » Similiter autem et uxor viro. Mögt Ihr ein wenig Wein,
     Bruder? Kostet diesen hier, ein weißer Burgunder, eisgekühlt.
     Das Richtige bei einer Hitze wie heute. Ihr zittert ja und Schweiß
     perlt auf Eurer Stirn. So nehmt doch wenigstens Eure Kapuze ab!« Ich
     kostete, verschluckte mich und hustete, denn ich trank selten Wein - und
     sicherlich niemals einen so edlen wie an jenem Abend. Verlegen sah ich
     mich in der Stube um, während die Dienerin die Speisen brachte. In
     einer Ecke des Raumes stand die Statue eines Heiligen: Sie war aus Holz
     geschnitzt und fast mannshoch, doch so grob ausgeführt, dass ich
     nicht erkennen konnte, wer dargestellt sein sollte.
    »Das ist der heilige
     Nikolaus«, sagte Klara, die sich gesetzt hatte und meinem Blick
     gefolgt war. »Der Patron der Seefahrer. Mein Gatte hat die Figur von
     seinem Vater geerbt. Er nimmt sie immer mit, wenn er eine längere
     Reise tut, auf dass der Heilige ihn alle Zeit beschützen möge.«
    Ich deutete auf einen kleinen
     Ledersack, der an den rechten Arm der Statue gehängt worden war.
     »Ist dies auch ein Erbstück Eures Schwiegervaters?«
    Da lachte Klara Helmstede und
     schüttelte den Kopf. »Nein, diesen Brauch habe ich in die Ehe
     mitgebracht: Ein Säckchen, gefüllt mit Alraunenwurzeln. Das schützt
     mich.«
    Hastig schlug ich das Kreuz.
     »Aber das ist Magie. Wenn nicht Hexerei!«, rief ich empört.
    »Wollt Ihr mich nun bei
     Meister Philippe denunzieren?«, fragte die Reedersgattin spöttisch.
    Ich rang nach Fassung. Wieso
     hatte dieses Weib keine Angst, keinen Respekt? Sie schien sich ihrer Sache
     vollkommen sicher zu sein. Doch war sie das nicht auch? Ich müsste
     sie in der Tat anzeigen, denn dies war die Pflicht eines jeden
     Christenmenschen und eines Inquisitors noch viel mehr. Nur wie hätte
     ich Meister Philippe erklären sollen, was ich allein in einer Stube
     mit einer ehrbaren Frau gemacht hatte? Mit der Gattin eines Mannes zudem,
     der möglicherweise in den Tod eines Mönches verstrickt war
     — eine Schandtat, die wir Inquisitoren aufzuklären hatten?
     Denunzierte ich Klara Helmstede, so würde ich mich selbst
     denunzieren. Also schwieg ich und blickte auf meinen Teller.
    Die Speisen, die uns von der
     Magd aufgetischt worden waren, sahen verführerisch aus und so gab ich
     mich der Sünde der Völlerei hin. Jakobsmuscheln und helles Brot
     ließ ich mir zum weißen Burgunder munden, ich hatte
     dergleichen noch nie gekostet. Dann trug die Dienerin zarten Rinderbraten
     in dunkler Soße auf. Als ich den ersten Bissen genommen hatte, war
     mir, als brenne Feuer in meinem Mund — ein Feuer jedoch, das Zunge,
     Gaumen und Lippen wollüstig kitzelt, das aufflammt, lodert und
     vergeht mit einem Schluck. Tränen sprangen aus meinen Augen und doch
     war ich glücklich. »Das ist Pfeffer aus dem Land der Feinde
     Gottes«, bemerkte Klara Helmstede, die sich nicht einmal bemühte,
     ein triumphierendes Lächeln zu unterdrücken. »Mein Gatte lässt
     ihn aus Venedig kommen.«
    »Pfeffer ist so
     kostbar, Ihr könntet ihn mit Gold aufwiegen«, keuchte ich, als
     ich wieder zu Atem gekommen war.
    »Gold kann man nicht
     essen«, erwiderte die Reedersgattin und schenkte mir aus einem großen
     Zinnkrug kühles Starkbier ein. Ich wollte nur einen Schluck nehmen,
     doch der Pfeffer entzündete meinen Durst, sodass ich, kaum das ich
     mich

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