Ina: Der Konflikt (German Edition)
Kopf: „Sie will sich nicht helfen lassen.“ Kadir nickte: „Sie kann damit umgehen.“
„Kann sie?“ Kadir richtete seine Augen auf sein Glas und drehte es in seiner Hand. „Erzähl mir etwas über sie.“ Kadir sah ihn an, ohne seinen Kopf zu heben: „Ich kenne sie nicht besser als du.“
„Du hast sie drei Jahre lang unterrichtet. Du musst sie besser kennen.“ Kadir schüttelte seinen Kopf langsam. „Ich habe euch gesehen Kadir. – Bei der Feier, in Nilia’s Haus und in dem Park. Mach mir nichts vor.“
„Ich verstehe sie genauso wenig wie du.“ Sebiha zog eine Augenbraue hoch: „Was genau tut ihr beide dann?“
„Das weiss ich nicht so genau“, Kadir klang nun auch fast verzweifelt.
Sebiha betrachtete ihn verblüfft. Er nahm einen Schluck Wasser, stellte das Glas hin und drehte es langsam in seiner Hand: „Irgendjemand muss sie doch verstehen.“ Kadir lachte verstohlen: „Hatte sie etwa Recht und es ist dein zwanghaftes Verlangen alle sofort zu durchschauen?“ Sebiha verzog sein Gesicht: „Mister Balja. Wie gut kennt er sie?“
„Sehr gut.“
„Sind sie ein Paar?“
„Nein“, war Kadir's bestimmte Antwort darauf. „Und was ist mit den anderen?“ Fragte Sebiha weiter. „Saira und Davut verstehen sie ebenso wenig wie du oder ich. – Kilven ist, – hat eine besondere Position in ihrem Leben.“
„Ah, dann sind sie ein Paar?“ Sebiha glaubte nun endlich etwas herausgefunden zu haben. „Nein. Zumindest sagt sie das.“ Jetzt war Sebiha verwirrt: „Willst du“, er verstummte. Kadir’s Gesichtsausdruck sagte alles. „Oh. – Ich hatte eine Vermutung aber dass es wirklich so ist. – Sie könnte deine“, er sprach nicht weiter. Kadir richtete seinen Blick wieder auf sein Glas: „Sie könnte meine Tochter sein.“ Dasselbe dachte auch Sebiha aber er wollte es nicht aussprechen. Beide schwiegen einen Moment. „Sie könnte jeden haben. Dass sie Interesse an dir hat, sagt etwas über sie aus.“ Kadir warf ihm einen strengen Blick zu. Sebiha hob sofort seine Hand: „Damit will ich sagen, dass es speziell ist, dass ihre Augen auf einen um Jahre älteren, verschwiegenen Seraner fallen, den sie nach drei Jahren Rekrutenschule eigentlich hassen sollte.“
„Ich habe nicht gesagt, dass sie Interesse an mir hat.“ Jetzt war Sebiha’s Verwirrung komplett: „Hat sie nicht?“
„Ich weiss es nicht.“
„Du hast doch genug Erfahrung, um zu erkennen was eine Frau von dir will?“ Kadir lachte verstohlen: „Und du hast doch genug Erfahrung, um zu erkennen was in diesem Mädchen vorgeht?“ Sie sahen einander mit verstohlenen Gesichtern an. Sebiha stellte trocken fest: „Sie ist also für uns beide ein Rätsel, alter Freund.“
Ina ging ins Kamina. Es war noch relativ früh und sie erwartete nicht, Ilean bereits dort anzutreffen. Der stinkende Mischling beim Eingang drückte seine Augen zusammen und nahm sie genau in Augenschein. Er erinnerte sich an sie und liess sie nach einigen Sekunden strengem Blickkontakt eintreten. Sie ging die Treppe hinunter, an den Tresen zu dem Mädchen, das bereits das letzte Mal diesen Tresen bediente. Sie lächelte ihr sofort erfreut entgegen: „Ich wusste doch, dass du wieder kommst.“ Ina war über ihr offenes und freundliches Verhalten erstaunt. Normalerweise wurde sie auch von Mischlingen skeptisch betrachtet und behandelt. „Du hast ein gutes Einschätzungsvermögen.“
„Das bekommt man wenn man hier arbeitet. Ich bin Sanela. – Wein?“
„Ja bitte.“ Sanela stellte ihr eine Flasche und ein Glas hin. Ina gab ihr die Karte. „Dein Freund ist da hinten“, sie deutete mit ihrem Kopf in eine Ecke des Raumes. Ina nahm ihre Hand von dem Lesegerät und steckte die Karte wieder ein: „Danke. – Ich bin Ina.“
„Ich weiss. Ilean hat es mir gesagt.“ Ina runzelte ihre Stirn. Ilean hatte wohl schon viel Zeit hier verbracht, dass er bereits mit dem Barmädchen über sie gesprochen hatte. Sie nahm die Flasche und das Glas und ging in die Richtung, in die Sanela deutete. Ilean sass dort in einer Nische, bei ihm war ein Seraner. Ungefähr selbes alter, ähnlich gross, schlanke Gestalt, sanftes und schmales Gesicht. Die beiden schienen sich zu amüsieren. Sie bemerkten nicht, dass sie sich ihnen näherte. Der Unbekannte legte Ilean seine Hand auf die Schulter und sagte etwas in sein Ohr. Als Ina die zwei Stufen in ihre Nische hinunter trat sahen sie auf. Ilean war über ihr erscheinen erfreut, stand sofort auf und küsste sie auf die Wange. Sein
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