Inkarnationen 04 - Das Schwert in meiner Hand - V3
Lockvogel an einer Verschwörung
mitgewirkt zu haben. Vermutlich hätte sie sich auch von den Dämonen davontragen lassen, wenn
nicht einer von ihnen versucht hätte, sie auf der Stelle zu vergewaltigen.
Sie gerieten an den Rand der Ebene. Mym warf einen Blick hinab und erkannte, daß sie sich auf
einem Hochplateau befanden. Vor ihnen ging es über tausend Meter steil hinab.
Die Dämonen schwärmten aus und verteilten sich über das ganze Plateau. Der Teufel hatte das
Restaurant noch nicht verlassen, konnte aber jeden Augenblick gleichfalls eintreffen.
Der Prinz suchte verzweifelt nach einer Abstiegsmöglichkeit. Einen direkten Sprung wagte er
nicht. Sicher, ihm hätte eine solche Tiefe nichts anhaben können, aber Ligeia war als Seele in
der Hölle allen erdenklichen Schmerzen ausgesetzt.
Dann kam ihm der beunruhigende Gedanke, daß sein Amt ihn im Reich eines anderen vielleicht nicht
ausreichend schützen konnte.
Endlich fand er einen Pfad, eigentlich mehr eine Felsspalte, die nach unten führte. Der Prinz
ließ sich dort vorsichtig hinab, bis er das Restaurant nicht mehr sehen konnte. Damit waren sie,
für den Augenblick wenigstens, auch aus Satans Blickfeld entschwunden.
Ligeia wurde unruhig, wollte offensichtlich etwas sagen. »Nicht, gebt Ruhe«, warnte Mym. »Seht,
wo wir uns befinden!«
Sie drehte sich um, und als sie in die Tiefe blickte, schwanden ihr die Sinne.
»Irgendwo hier müssen sie stecken!« hörte der Prinz Satan rufen. »Wenn sie nicht mehr auf dem
Plateau sind, müssen sie den Hang erreicht haben. Habt ihr dort schon nachgesehen?«
Sicher würden die Dämonen bald auch hier auftauchen. Sie konnten die beiden Flüchtenden nicht
sehen, aber womöglich fühlen. Vermutlich konnte er als Inkarnation sich auch davor bewahren, aber
wie stand es mit Ligeia? Er durfte dieses Wagnis nicht eingehen.
Der Kopf eines Dämons erschien am Rand des Plateaus. Er spähte hinab auf den engen Pfad.
Mym betrachtete besorgt das Stück Weg, das vor ihm lag. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als
dem Gebirgspfad zu folgen. »Ich stelle Euch nun auf die Füße«, flüsterte er der Prinzessin zu.
»Bleibt dicht hinter mir.«
Sie schüttelte den Kopf und wollte etwas sagen, doch die Schlange hinderte sie daran. Mym
streckte eine Hand aus und packte das Reptil direkt hinter dem Kopf. Er riß sie von der
Prinzessin, ließ sie aber nicht los. »Ihr habt Euch sehr tapfer verhalten«, erklärte er Ligeia
leise. »Und Ihr habt Euch nach Kräften bemüht, mir weitere Unannehmlichkeiten zu ersparen. Doch
jetzt befinden wir beide uns in Schwierigkeiten. Keiner von uns beiden kann zu diesem Zeitpunkt
etwas dadurch gewinnen, daß die Dämonen Euch gefangennehmen. Also, wollt Ihr mir nun
folgen?«
Sie nickte nur.
»Dann kommt. Solange Ihr dicht hinter mir bleibt, seid Ihr unsichtbar.« Er hielt die Schlange in
der einen Hand und stützte sich mit der anderen beim Abstieg ab.
Nach einigen Metern wurde der Pfad breiter. Der Prinz war froh darüber, denn ein Fehltritt hätte
sie beide abstürzen lassen. Dann entdeckte er ein Loch im Fels. Vielleicht eine Höhle? Von unten
drängten weitere Dämonen heran. Der Prinz hörte ihre Rufe.
»Soll ich wieder schreien?« fragte die Prinzessin ängstlich.
»Nein, denn damit würde die gesamte Hölle erfahren, wo wir uns aufhalten. Wir schleichen uns
besser in die Höhle dort.«
»Ich fürchte mich vor Höhlen!« entgegnete sie.
Er achtete nicht darauf und schob sie durch das Loch. Die Dämonen kamen rasch näher. »Ich komme
sofort nach«, erklärte er der Prinzessin. Er wünschte, er hätte sein Schwert in der Hand gehabt.
Dann hätte er die Verfolger leicht außer Gefecht setzen können.
Vielleicht ging es auch ohne Schwert. Er befahl sich, emporzusteigen. Doch nichts geschah.
Offenbar konnte er sich selbst verändern, doch für eine Reise war er auf das Schwert
angewiesen.
Er folgte der Prinzessin in die Höhle und reichte ihr die Schlange, bevor er sich hindurch
zwängte. Die Höhle war nicht sehr groß, bot aber zwei Menschen ausreichend Platz. Die Schlange
rollte sich zu ihren Füßen zusammen.
Die Dämonen kamen an der Höhle vorbei, Ligeia zitterte vor Angst. Mym legte ihr einen Arm um die
Schultern. »Sie können uns nicht sehen. Seid nur still, dann bemerken sie uns überhaupt
nicht.«
Sie schwieg, bebte aber am ganzen Leib. Die Höllenkreaturen schimpften lauthals. Offenbar hielten
sie die ganze Suche für sinnlos. Der Prinz wunderte sich, daß sie
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