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Inkarnationen 04 - Das Schwert in meiner Hand - V3

Titel: Inkarnationen 04 - Das Schwert in meiner Hand - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Leben verlöre. Es wäre ein Heiliger Krieg.
Ein jeder tapfere und aufrechte Perser müßte hinaus aufs Schlachtfeld und den ungläubigen,
gottlosen Feind vernichten.
Nur Kinder befanden sich hier, fiel Mym auf, manche sogar noch jünger als der Junge, in dessen
Geist er saß. Die Uniformen saßen den Kindern schlecht, und sie trugen uralte Flinten mit
abgezählten Patronen.
Der Prinz dachte an die uneinnehmbaren babylonischen Verteidigungsanlagen. Diese Kinder würden
beim Sturmlauf abgeschlachtet werden. Er suchte im Kopf des Jungen nach einer Erklärung, nach
einem Bewußtsein der Todesgefahr, doch er fand nichts. Der Knabe erinnerte ihn an ein Kalb im
Abendland. Dort warteten die Rindviecher geduldig in ihren Ställen darauf, zur Schlachtbank
geführt zu werden. Mym dachte deswegen daran, weil in Indien Rinder niemals auf solch barbarische
Weise behandelt wurden.
Anscheinend verfügte Persien über keine ausgebildeten Soldaten mehr, so daß es nun Kinder in die
Schlacht werfen mußte. Sie würden wie Fliegen sterben, doch vielleicht würde es einem Teil von
ihnen gelingen, eine Bresche in die Stellungen des Feindes zu schlagen, in die dann die regulären
Truppen nachstoßen konnten.
In gewisser Weise machte das sogar Sinn. Jeder Feldherr wußte, daß es eine sinnlose Verschwendung
wäre, ausgebildete Soldaten gegen solche Stellungen zu schicken.
Unausgebildete Truppen sollten trotz größter Verluste solche Stellungen überrennen können.
Danach erste führte man die richtigen Truppen ins Feld.
Der Prinz erinnerte sich an den Beginn dieses Krieges. Babylonien hatte immer schon begehrliche
Blicke auf das Nachbarland geworfen.
Als es durch Revolution und Umwälzung stark, geschwächt war, hielt Babylonien die Gelegenheit für
günstig, seiner winzigen Küstenregion ein paar Häfen anzugliedern. Babylonien kümmerte sich wenig
um internationales Recht und rechtsgültige Verträge. Persien hatte sich, trotz mangelhafter
Ressourcen und eines ungenügend ausgebildeten Offizier-Korps', verbissen gewehrt und den
Angreifer schließlich zurückgeworfen. Dabei hatte Persien gewaltige Verluste hinnehmen
müssen.
Hätte das Land sich nur auf konventionelle Rekrutierungen beschränkt, wäre es heute militärisch
ausgeblutet. Aber es hatte nach allen menschlichen Reserven gegriffen und dabei auch seine Kinder
nicht geschont.
Mym stöberte in der Erinnerung des Knaben, um seine Gedanken und Gefühle besser zu
verstehen.
Der langanhaltende Krieg hatte die Bevölkerung der Grenzregion arg dezimiert. Die Familie dieses
Jungen hatte beim Durchmarsch von Truppen (und zwar aus beiden Richtungen) viele Opfer bringen
müssen. Die Ernte mehrerer Jahre war vernichtet worden, der Vater war an der Front gefallen, die
älteren Brüder waren entweder geflüchtet oder eingezogen worden, ohne daß die Familie wußte, wo
sie sich aufhielten. Die Mutter war gezwungen worden, für einen Hungerlohn in einer
Munitionsfabrik zu arbeiten. Mit dem kargen Einkommen mühte sie sich mehr schlecht als recht ab,
die restliche Familie durchzubringen. Eine Schwester des Knaben war im Alter von zwölf Jahren von
Soldaten zu Tode vergewaltigt worden, eine andere war mit einem Bajonett abgestochen worden, als
sie Zeuge von Plünderungen geworden war und um Hilfe geschrien hatte. So war dieser Junge der
älteste Mann in seiner Familie geworden, und um seine Mutter zu unterstützen, war er Soldat
geworden. Damit brauchte sie ihn nicht mehr zu versorgen und erhielt darüber hinaus einen Teil
seines kümmerlichen Solds, mit dem sie Essen und Kleidung kaufen konnte. Wenn er in der Schlacht
fallen sollte, erhielt seine Mutter eine Abfindung; wenn er überlebte, konnte er ihr weiterhin
Geld schicken. Der Elfjährige war stolz, sowohl seiner Mutter als auch seinem Land helfen zu
können. Mym war sehr beeindruckt von ihm.
Der Junge hatte, ohne lange zu fragen, das getan, was von ihm erwartet wurde.
Nein, der Prinz konnte Persien nicht mehr dafür verdammen, seine Jugend in die Schlacht zu
werfen. In den Wirren des Krieges war es immer noch besser, sie in eine Uniform zu stecken, als
sie auf den Straßen herumlungern zu lassen. Mym beglückwünschte sich jetzt dazu, in den Geist
dieses Jungen eingedrungen zu sein, auch wenn ihm ein so trostloses Schicksal drohte.
Er glaubte, nun genug über die Umstände dieses Krieges zu wissen. Er zog sich aus dem Knaben
zurück und machte sich bereit, die Schlacht zu überwachen. Doch nun, da er

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