Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Fine
Vom Netzwerk:
knöpfte er mein Oberteil auf. Als er die Wunden sah, verschlug es ihm den Atem. Mit festem Griff hielt er mich an der Hüfte fest, als ich mich wegdrehen wollte. »Ist das, was ich glaube, dass es ist?«
    Bei seinem Ton und seinem gefährlichen Blick zuckte ich zusammen. Ich nickte. In seinen Augen loderte der Zorn. »Das hättest du mir sofort sagen müssen.«
    »Nein, nein, das war nicht so eilig. Ich musste mich erst um Nadia kümmern und du hattest was wichtigeres zu tun.«
    Fluchend kramte er in der Erste-Hilfe-Mappe und zog ein weiteres Salbendöschen heraus. Er öffnete es und verstrich den Inhalt auf meinem ganzen Bauch, und zwar nicht nur auf den Kratzern. Diesmal war er weniger behutsam und das Zeug, das er mir auf die Haut schmierte, brannte höllisch, sodass ich vor Schmerz stöhnte.
    Er funkelte mich wütend an, aber ich sah auch die Sorge in seinen Augen. »Warum verheimlichst du mir das? Weißt du nicht mehr, was ich dir über Mazikin-Kratzer gesagt habe? Wir müssen gehen. Sofort.« Er stand auf.
    Ich griff nach seiner Hand. »Nein. Nadia schläft. Sie braucht Ruhe.«
    »Und du brauchst Raphael, und zwar so schnell wie möglich.« Er riss sich los, lief im Zimmer herum und sammelte unsere Sachen ein.
    Die Vorstellung, jetzt einen Marsch durch die Stadt anzutreten, war grauenhaft. Außerdem brauchte Nadia Schlaf. Sie hatte so müde ausgesehen. »Hör mal, ich muss mich auch ausruhen. Bitte.« Immer noch marschierte er hin und her und schnallte dabei seine Rüstung an. »Nur ein paar Stunden. Ich bin heute ziemlich in die Mangel genommen worden.
Malachi

    Abrupt blieb er stehen und sah mich an. »Du hast zwei Stunden. Dann gehen wir.«
    »Bleibst du nicht hier?«
    Mit einem Ruck zog er die letzten Schnallen zu. Nach kürzester Zeit stand er in voller Rüstung da. Dann ging er zur Tür und riss sie auf, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    »Nein. Ich muss los und etwas töten.«

27
    Ein paar Stunden später schleppten wir uns eine Kopfsteinpflasterstraße entlang Richtung Süden. Als Malachi in die Wohnung zurückkam und mich weckte, hatte mir ein Blick in sein Gesicht bestätigt, dass er noch wütend auf mich war. Jetzt gab ich mir alle Mühe, so zu tun, als hätte ich nicht diese grauenhaften Schmerzen, weil das anscheinend die Mordlust bei ihm anstachelte. Mir taten schon die Zähne weh, weil ich bei jedem Schritt ein Wimmern und Stöhnen unterdrücken musste.
    Ich hielt Nadia an der Hand. Wahrscheinlich würde sie stehen bleiben, wenn man sie nicht führte. Malachi marschierte schweigend neben mir. Er würdigte mich keines Blickes, seit wir die Wohnung verlassen hatten. Wir kamen an eine große Kreuzung, an der er links abbog. Ich schaute die Straße hinunter und sah in der Ferne den dunklen Turm aufragen.
    Starr vor Schreck blieb ich stehen. »Nein.«
    Malachi warf einen Blick über die Schulter. »Das ist der kürzeste Weg. Heute Abend sind wir in der Station.«
    Ich schüttelte den Kopf und drückte Nadias Hand. »Sie kann nicht durch den Turm gehen. Das schafft sie nicht.«
    »Du musst zu Raphael, und zwar schleunigst.« Er machte kehrt und legte die Hand auf meine Stirn. »Du hast jetzt schon Fieber. Diese Infektion ist ernst, sie wird dich das Leben kosten.«
    Ich machte einen Schritt rückwärts und schüttelte ihn ab. »Kommt nicht infrage. Bring uns so schnell wie möglich hin, ohne durch die Innenstadt zu gehen.«
    Er packte mich an den Schultern. »Für den Umweg brauchen wir an die zwei Tage. Kann sein, dass du so viel Zeit nicht hast.«
    »Wie stehen die Chancen, dass ich die Station lebend erreiche, wenn wir die Innenstadt meiden?«
    »Keine zwanzig Prozent.«
    Ich verdrehte die Augen. »O ihr Kleingläubigen. Ich dachte, ich hätte dich erstaunt, aber anscheinend traust du mir nicht viel zu.« Sein eiserner Griff verriet mir, dass ich seine Geduld auf eine ernste Probe stellte. »Schön. Zwanzig Prozent. Jetzt schau dir Nadia an. Schau sie an.«
    Auch er verdrehte die Augen, tat aber, was ich sagte. Nadia starrte geradeaus, ohne auf unser Gespräch zu achten. Ihre Pupillen waren stecknadelkopfgroß. Tränen benetzten ihre Wangen. Malachis strenge Miene verriet nichts.
    »Jetzt sag mir, wie hoch die Chancen sind, dass sie es durch den Turm schafft. Schau mir in die Augen und behaupte, dass dieses verdammte Monstergebäude meine Freundin nicht fressen wird«, blaffte ich ihn an, obwohl ich am liebsten in seine Arme gesunken wäre, damit wir uns angesichts der hoffnungslosen Lage

Weitere Kostenlose Bücher