Insel der Sehnsucht, Insel des Gluecks
muskulösen Körper durch ihr dünnes Kleid fühlte. Chloe spürte, wie sie schwach wurde. Schon hob sie eine Hand, um Leon fortzustoßen, da ließ er sie schon wieder los. Mit verächtlicher Miene verschwand er im Bad, wobei er sein Hemd vor der Tür achtlos zu Boden fallen ließ.
"Du bist nicht nur eine Lügnerin, Chloe", sagte er durch die offene Badezimmertür, "sondern auch ein Feigling. Aber indem du verleugnest, was zw ischen uns war, machst du nur dein Leben ärmer, nicht meines. Und jetzt solltest du dich besser umdrehen - es sei denn, du möchtest an Dinge erinnert werden, die du lieber vergessen würdest. Doch du hast sie nicht vergessen, nicht wahr, Chloe?"
Chloe kehrte ihm den Rücken zu, lauschte auf das Geräusch des Wassers in der Dusche und versuchte, die erregenden Bilder zu verdrängen, die vor ihr auftauchten. Bilder von Leons wundervollem schlankem, athletischem Körper, von seiner gebräunten Haut, die sich wie Samt unter ihren Liebkosungen angefühlt hatte ...
Energisch riss sie sich zusammen. Leon versuchte nur, sie einzuschüchtern. Nun, sie würde es ihm mit gleicher Münze heimzahlen. Schließlich würde sie nicht für sehr lange das Zimmer mit ihm teilen müssen. Madame Kriticos hielt offensichtlich nicht viel von einer Ehe zwischen Marisa und ihrem Sohn - was Chloe ihr nach Marisas Benehmen nicht verübeln konnte. Sie würde schon bald darauf drängen, von Eos abzureisen, und sie, Chloe, war fest entschlossen, die Insel mit den Kriticos zu verlassen.
Sie wartete, bis das Rauschen des Wassers in der Dusche aufgehört hatte. Dann nahm sie ihre Sachen und ging an Leon vorbei ins Bad. Es fiel ihr schwer, seinen Anblick - Leon hatte nur ein kurzes Handtuch um die schmalen Hüften - zu ignorieren. Doch sie schaffte es und schloss erleichtert die Badezimmertür hinter sich zu.
5. KAPITEL
Das Abendessen wurde für Chloe eine Qual. Natürlich brachte sie es nicht über sich, Leon vor den Kriticos bloßzustellen. Also war sie dazu verdammt, als Gastgeberin am Kopf des Tisches zu sitzen und zuzusehen, wie Marisa ungeniert mit Leon flirtete, während Madame Kriticos missbilligend dazu schwieg.
Hoffte Marisa, die Kriticos dazu zu bringen, von der geplanten Heirat mit Nikos zurückzutreten? Auf jeden Fall ließ sich ihr Verhalten nur mit einem Wort beschreiben: provokant.
Wenn jemand außer Leon sie ansprach, reagierte sie unhöflich oder schmollend. In einem hautengen scharlachroten Satinkleid wirkte sie viel zu erwachsen und aufreizend, und Chloes dezente Versuche, Marisas schlechtes Benehmen zu überspielen, blieben fruchtlos.
Leon jedoch schien für all das blind zu sein. Betont freundlich unterhielt er sich mit Nikos und erkundigte sich, wie es ihm gefiele, jetzt für seinen Vater zu arbeiten. Chloe tat der junge Mann zunehmend leid, wobei sie verstehen konnte, warum Leon eine Heirat zwischen seiner Halbschwester und Nikos favorisierte. Wenn er Marisa schon an einen anderen Mann verlieren sollte, dann war dieser sanfte, zurückhaltende Junge zweifellos die beste Wahl.
Nach dem Essen zogen sie sich in den Salon zurück. Es war ein warmer Abend, und die Terrassentüren standen offen, um die milde Meeresbrise hereinzulassen. Madame Kriticos beglückwünschte Leon zu seinem wunderschönen Haus in dieser idyllischen Umgebung, die absolute Ungestörtheit garantierte.
"Der ideale Ort für die zweiten Flitterwochen", wandte sie sich lächelnd an Chloe.
Sofort verfinsterte sich Marisas Blick. "Komm, lass uns in den Garten gehen, Leon", bat sie, hakte sich bei ihm ein und blickte mit einem betörenden Augenaufschlag zu ihm auf, der Chloe vor Entsetzen blass werden ließ. Mussten ihre Gäste nicht sehen, was da vor ihren Augen ablief?
"Wir könnten schwimmen gehen", fuhr Marisa verführerisch fort. "Ich liebe es, nachts zu schwimmen. Das Gefühl des warmen Wassers auf meiner Haut, die Dunkelheit..."
Gegen ihren Willen tauchten vor Chloe Bilder auf, wie Leon und Marisa miteinander schwammen und wie Leon Marisa in die Arme nahm und küsste ... so wie er einst sie, Chloe, in ihren Flitterwochen geküsst hatte. Sie erschauerte sichtlich, ohne sich bewusst zu sein, dass Leon sie aufmerksam beobachtete.
"Du vergisst, dass wir Gäste haben, Marisa", tadelte er seine Halbschwester sanft. "Vielleicht mag Nikos dich in den Garten begleiten,"
Chloe gestand ihm zu, ein ausgezeichneter Schauspieler zu sein. Keiner der Umstehenden konnte aus seinem Verhalten auch nur die geringsten Rückschlüsse auf seine
Weitere Kostenlose Bücher