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Insel der Versuchung

Titel: Insel der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Jordan
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bezähmte seine Neugier, als sie ihn tief ins Innere der Burg führte und dann nach unten zu den Kerkern.
    Mit einem riesigen Schlüssel öffnete sie eine massive Eichentür und trat vor ihm in den dunklen, modrigen Lagerraum. Nachdem sie eine Lampe angezündet hatte, schloss sie eine noch schwerere Tür auf und verriegelte sie hinter ihnen, ehe sie ihn über einen breiten Flur führte, der sanft abwärts verlief.
    Die Luft war feucht und kühl hier unten, roch nach Salzwasser und Tang. Mehrere Minuten später endete der Durchgang in einer Höhle, deren Boden mit dunklem Wasser bedeckt war.
    „Ein unterirdischer See?“ fragte Max.
    „Ja“, antwortete Caro und ging zu einem der drei an einem kurzen Anlegesteg festgemachten Ruderboote. „Es gibt eine Reihe von Tunnels, die eine große Anzahl von Höhlen miteinander verbinden.“
    Max sah sich um. Im Licht der Lampe, das von den Wänden zurückgeworfen wurde, konnte er seltsam geformte Ablagerungen und Gewächse an den Felsen sehen, an denen Mineralien glitzerten, während gespenstige Eiszapfen von der Decke tropften. Das Ergebnis von versickerndem Quell- und Regenwasser aus zahllosen Jahrhunderten, dachte er mit Blick auf mehrere feucht schimmernde Stellen.
    Die schwarzen Spalten in den Wänden waren zweifellos die Tunnels, von denen Caro gesprochen hatte - schmale Gänge, die in verschiedene Richtungen abzweigten und ein Labyrinth aus Höhlen verbanden.
    Caro befestigte die Lampe vorne am Ruderboot und wartete, bis Max saß, ehe sie zu ihm stieg.
    „Es tut mir Leid“, entschuldigte sie sich, „aber ich werde dir die Augen verbinden müssen.“
    „Besteht wirklich die Notwendigkeit für solche Heimlichtuerei?“
    „Du wirst es bald verstehen, das verspreche ich. Aber, Max, ehe wir fahren, musst du mir bei deiner Ehre schwören, dass du nie und unter keinen Umständen verrätst, was du gleich sehen wirst.“
    Ihre Miene war so ernsthaft wie noch nie zuvor.
    „Ich schwöre“, sagte er ebenso ernst und ließ sich die Augen mit einem Tuch verbinden.
    Sie ruderte eine ganze Weile, und Max wartete geduldig. Schließlich hielt Caro an und verstaute die Ruder. Die Luft hier war frischer, und es hallte merkwürdig. Er konnte das sanft gegen die Felswände schwappende Wasser und das gedämpftere Rauschen der Wellen an der Inselküste hören.
    „Du kannst die Binde jetzt abnehmen“, erlaubte Caro ihm.
    Max gehorchte. Er konnte erkennen, dass sie auf einem großen See trieben, in der Mitte einer riesigen, natürlichen Höhle. Die Flamme der Öllampe durchdrang die Dunkelheit der gewölbten Geheimkammer kaum, die etwa die Größe einer Kathedrale besaß.
    Sein Puls beschleunigte sich vor Ehrfurcht, als er die Pracht um sich herum betrachtete. Fantastische Formen und Figuren umgaben sie. Gewaltige Säulen und Bögen erhoben sich aus dem Wasser und verschmolzen mit Stalaktiten, die im Dämmerlicht der Kuppel verschwanden.
    Selbst in dem schwachen Licht noch schimmerten die Formationen in verschiedenen Farben, von halb durchsichtig zu purem Kristallweiß oder Grau mit zarten Rot- und Gelbtönen durchzogen.
    „Beeindruckend“, murmelte er.
    „Wir sind noch nicht am Ziel.“
    Caro nahm wieder die Ruder und fuhr sie zu der anderen Seite der Höhle, die von schattigen Vorsprüngen und Spalten gesäumt war.
    Das Wasser des Sees bewegte sich wie schwarze Seide, aber Max’ Blick blieb auf das dramatische Schauspiel gerichtet, das ihn umgab, während das goldene Licht der Lampe flackerte und unstet über die Felswände tanzte.
    Nach einer Weile begriff er, dass Caro auf eine besondere Spalte zuhielt, denn er entdeckte einen Lichtschimmer vor ihnen. Der schmale gewundene Durchlass war gerade breit genug für das Boot.
    Am Ende wurde der Schimmer heller, doch als sie aus dem Tunnel kamen, blendete die plötzliche Helligkeit Max. Fackeln brannten an den Wänden, erleuchteten den Raum taghell.
    Dies war eine kleinere Höhle, etwa so groß wie Caras Grotte, aber es herrschte eine gedämpfte Stille wie in einer Kapelle ... oder einem Tempel.
    Und wie in einem Tempel stand da etwas, das wie ein Schrein aussah.
    Das Wasser endete an einem Felsvorsprung. Etwa zwanzig Fuß dahinter führten ein paar grob gehauene Stufen zu einem Altar, der aus Gold und Silber gearbeitet war. Ein massiges Schwert war darauf eingerahmt - eine wunderbare Waffe mit einer Klinge aus Stahl und einem goldenen juwelenverzierten Griff.
    Max hielt den Atem an. Licht glitzerte auf den kostbaren Steinen, aber es

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