Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
Brüste tatsächlich diese Ausmaße gehabt hatten, dann hätte Dolly Parton gegen sie wie Popeyes Olivia ausgesehen.
„Die Typen waren auf der Suche nach einer Frau, und ich wollte raus aus Cargo Beach“, sagte Gloria. „Was für ein Loch!“
„Waren Sie in letzter Zeit mal da? Sieht aus, als hätte man Walt Disney mit tausend Litern Ostereierfarbe auf die Stadt losgelassen.“
Wieder lachte Gloria laut auf. „Herb war mein Fahrschein aus der Stadt. Ungefähr ein Jahr später fand ich ein Ticket an einen anderen Ort. Herb konnte sich nie an das Leben gewöhnen, das ich führen wollte. Er konnte es nicht verwinden, dass er seine Frau und sein Kind im Stich gelassen hatte. Vielleicht kam er auch nie über den Krieg hinweg, ich weiß es nicht. Also machte ich es ihm leicht. Ich fand einen anderen Mann, der mehr nach meinem Geschmack war, und verschwand.“
„Er ist nicht zu seiner Familie zurückgekehrt. Wenigstens nicht, soweit wir wissen.“
„Möglicherweise wollte seine Frau nach alldem nichts mehr mit ihm zu tun haben.“
„Könnte sein.“
„Er hat ihr immer geschrieben.“
Das war eine Überraschung. „Im Ernst?“
„Ich habe zerknüllte Briefe im Papierkorb gefunden. Er wusste nie, was er sagen sollte. Er fing die Briefe an und brach dann ab. Außerdem hat er Briefumschläge adressiert. Nur für den Fall, dass ihm jemals einfallen würde, was er sagen wollte. Doch er hat nie einen der Umschläge benutzt – jedenfalls nicht, dass ich wüsste.“
„Sie können sich nicht zufällig an die Adresse erinnern, oder?“
Gloria schien zu grübeln.
„War es vielleicht die Hall Street?“, versuchte Wanda es. „Wir wissen, dass er vor dem Krieg dort gewohnt hat.“
„Nein. Es war ein hübscherer Name. Allamanda. Wie die schönen Blumen, die man hier überall sieht. Goldtrompeten. Wissen Sie, warum ich das noch weiß? Weil ich Herbs Frau Louise mal gesehen habe. Und glauben Sie mir, sie hatte ganz sicher nichts mit einer reizenden Allamanda-Blume gemein – außer vielleicht die blassgelbliche Farbe.“ Sie zwinkerte belustigt. Das Augenlid brauchte einige Sekunden, bis es wieder so war wie vorher – als wäre es ein bisschen aus der Übung.
„Das ist so lange her. Sind Sie sich sicher?“, fragte Wanda.
„Er hat das Haus direkt nach dem Krieg gekauft. Es war ein kleines Haus in Palmetto Grove mit einer Veranda mit Fliegengitter, die auf Blöcken aus Beton stand. Ich habe das Haus einmal gesehen. Ich bin mit einem Freund hingefahren, um zu sehen, wie Herb so lebte. Das war, bevor wir zusammen durchgebrannt sind. Vermutlich war es nicht viel wert, aber Herb nahm an, dass Louise es nach seinem Abgang für ein paar Kröten verkaufen würde. Ab und zu hat er nachgesehen, doch sie hat das Haus behalten. Sie hat vermutlich Arbeit angenommen, um über die Runden zu kommen. Er sagte, sie habe während des Krieges in einer Wäscherei gearbeitet. Hat ihr kleines Mädchen immer mitgenommen. Sie hat zehn Stunden am Tag gewaschen und gebügelt. Er hat mir das so oft erzählt, dass ich es nicht mehr hören konnte. Wen interessiert’s?“
Wanda war ungewöhnlich geduldig gewesen. Sie hätte sich gut und gern selbst dafür auf die Schulter klopfen können, wie freundlich und verständnisvoll sie sich gezeigt hatte. Gloria Madsen war ein bedauernswertes menschliches Wrack.
Jetzt beugte sie sich leicht vor, um sich zu verabschieden, ehe ihre Freundlichkeit ihr zuvorkam und sich vor ihr verabschiedete. „Können Sie sich sonst noch an irgendetwas erinnern, das uns helfen könnte, die Tochter zu finden? Louise ist vor langer Zeit gestorben. Also suchen wir nach Pamela oder sogar nach ihren Kindern.“
„Das ist alles, was ich weiß. Wie gesagt, ich habe mich nach einem Jahr mit Herb aus dem Staub gemacht. Er hat ziemlich viel getrunken. Ich bin überrascht, dass er es überhaupt so lange gemacht hat.“
„Er war in seiner Nachbarschaft sehr beliebt.“ Wanda bemühte sich, nicht zusammenzuzucken, als sie das sagte.
„Ja, das war sein Problem. Er war einfach zu nett. Sein Gewissen hat immer die Oberhand behalten. Ohne sein Pflichtbewusstsein hätten wir deutlich mehr Spaß gehabt.“
Wanda stand auf und strich sich den Rock über die Knie. „Tja, dann wünsche ich Ihnen viel Glück. Lassen sie Sie bald hier ausziehen?“
„Ich weiß nicht, wohin ich soll. Ich habe auch irgendwo eine Tochter. Nicht von Herb. Von seinem Nachfolger. Aber sie will mich nicht um sich haben. Ich mag sie im Übrigen auch
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