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Inseln im Netz

Titel: Inseln im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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nachdem die Volksrepublik Hongkong und Taiwan absorbiert hatte, waren ihre Reihen mächtig angeschwollen. Viele unverbesserliche Kapitalisten waren nach Malaysia, Saudi Arabien und dem Iran geflohen, wo der Ölreichtum noch immer üppig sprudelte. Dort verkauften sie Sturmgewehre und von der Schulter abzuschießende Luftabwehrraketen an kurdische Separatisten und afghanische Mudjaheddin, deren blutgetränkte Äcker von Schlafmohn und Cannabis strotzten. Und die Triaden warteten mit furchtbarer Geduld auf den Zusammenbruch der neuen Roten Dynastie.
    Nach Karageorgiu hatten die Geheimgesellschaften der Triaden niemals den Opiumkrieg von 1840 vergessen, durch den die Briten der chinesischen Bevölkerung vorsätzlich und zynisch das schwarze Opium aufgedrängt hatten. Die Triaden, so behauptete er, hätten planmäßig den Heroingebrauch im Westen gefördert, um dort die Moral auszuhöhlen.
    Mr. Shaw räumte ein, daß solch eine Handlungsweise nur ein Akt der Gerechtigkeit sein könnte, aber er wies die Unterstellung zurück. Außerdem, so erklärte er, sei Heroin im Westen nicht mehr gefragt. Der Drogen konsumierende Bevölkerungsteil sei mit dem Überalterungsprozeß der Gesamtbevölkerung geschrumpft, und neuzeitliche Drogenkonsumenten seien mehr verfeinert. Sie zögen nicht nachweisbare neurochemische Drogen den pflanzlichen Extrakten vor. Diese neuro-chemischen Drogen würden heutzutage in den HighTech-Labors der Karibik gebraut.
    Diese Anschuldigung verletzte Winston Stubbs. Der Rastafarier-Untergrund habe niemals harte Drogen begünstigt. Die Substanzen, die sie herstellten, seien heilig wie Kommunionwein und dienten als Hilfsmittel in der ›I-tal Meditation‹.
    Karageorgiu lachte geringschätzig. Er kannte die wahren Ursprünge des Grenada-Syndikats und zählte sie genußvoll auf. Kokainbesessene Kolumbianer, die in gepanzerten, mit Kalaschnikows vollgestopften Lastwagen durch die Straßen von Miami kreuzten. Heruntergekommene kubanische Bootsdiebe, gesprenkelt mit Gefängnistätowierungen, die für eine Zigarette morden würden. Skrupellose amerikanische Schwindler wie Robert Vesco, die Kapitalanleger mit Briefkastenfirmen und betrügerischen Versprechungen um ihr Geld gebracht hatten.
    Winston Stubbs hörte friedlich zu, bis der Mann geendet hatte, versuchte Lauras Entsetzen jedoch mit skeptischem Stirnrunzeln und mitleidigem Kopfschütteln zu entschärfen. Dann aber widersprach er energisch der letzten Behauptung. Mr. Robert Vesco, so erklärte er indigniert, habe einmal die Regierung von Costa Rica in der Tasche gehabt. Und in dem legendären IOS-Schwindel habe Vesco sechzig Millionen Dollar illegal investierter CIA-Pensionsfonds freigemacht. Diese Handlungsweise zeige, daß Vesco im Grunde seines Herzens rechtschaffen gewesen sei. Es sei keine Schande, ihn zu seinen Vorvätern zu zählen. Der Mann sei eine Eroberernatur gewesen.
    Nachdem die Verhandlungen auch am zweiten Tag ergebnislos abgebrochen worden waren, trafen sich Laura und Debra Emerson draußen auf der Seeveranda zu einer privaten Beratung. »Nun«, meinte Emerson in munterem Ton, »die heutigen Diskussionen haben sicherlich die Atmosphäre gereinigt.«
    »Wie wenn man den Deckel von einer Senkgrube hebt«, sagte Laura. Eine salzige Brise blies vom Golf herein, und sie erschauerte. »Wir kommen mit diesen Verhandlungen nicht weiter. Es ist offensichtlich, daß diese Leute nicht daran denken, sich zu bessern, geschweige denn ihre Aktivitäten einzustellen. Sie dulden uns kaum. Sie halten uns für Tölpel.«
    »Oh, ich finde, wir kommen gut voran«, sagte Emerson. Seit die Gespräche begonnen hatten, war sie in einen etwas glasig wirkenden Zustand professioneller Gelöstheit übergegangen. Sie und Laura hatten beide versucht, über ihre förmliche Mittlerrolle hinaus eine Art Vertrauensbasis herzustellen, wie sie Rizome als postindustrielle Gesellschaft zusammenhielt. Laura war erfreut, daß Emerson die Prinzipien der Gesellschaft ernst nahm.
    Es war auch gut, daß der Zentralausschuß Lauras Informationsbedürfnis anerkannt hatte. Eine Weile hatte sie befürchtet, daß der Ausschuß versuchen würde, Sicherheitsmaßnahmen einzuführen, und daß sie gezwungen sein würde, energische Vorstellungen zu machen. Statt dessen hatte man sie in die Verhandlungen mit einbezogen. Insgesamt keine schlechte Sache und förderlich für die Karriere, zumal sie offiziell noch immer Kinderurlaub hatte. Ihr früherer Verdacht machte sie jetzt schuldbewußt. Sie

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