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Inselzirkus

Titel: Inselzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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schüttelte die quälenden Fragen ab, auf die er keine Antworten wusste. Es gab genug andere Fragen. Fragen, die dringend beantwortet werden mussten! War es wirklich eine Stalkerin, die Max Triebel auf dem Gewissen hatte? Und war Harry Jumperz ihr ebenfalls zum Opfer gefallen? War Bruce Markreiter wirklich unschuldig? Durfte man Sandra Zielcke glauben? Und was war mit Alina Olsted?
    Wieder dachte Erik an das, was Sören bei seinem alten Vormieter entdeckt hatte. Nach wie vor machte es Erik große Schwierigkeiten, dass seine Kinder von einer Frau unterrichtet wurden, die noch vor ein paar Jahren als Prostituierte gearbeitet hatte. Sören hatte mehrfach an seine Toleranz appelliert und ihn an die Grundsätze der Resozialisierung erinnert. Ein Täter sollte nicht sein Leben lang Täter bleiben, sondern nach Verbüßung seiner Strafe zu einem Mitglied der Gesellschaft werden. Genauso musste eine Prostituierte die Möglichkeit bekommen, ihren Lebenswandel von Grund auf zu ändern, ohne dass ihr Nachteile aus ihrer Vergangenheit erwuchsen.
    Â»Vielleicht war sie gezwungen, sich so ihr Studium zu verdienen?«
    Â»Niemand wird zu so was gezwungen!« Aber dann hatte Erik doch genickt, weil ihm keine guten Argumente einfielen, mit denen er Sören begegnen konnte. Sein Assistent hatte zwar recht, das sagte ihm sein Kopf, aber sein Bauch sagte etwas anderes. Dass einer ehemaligen Prostituierten das Wohlergehen von halbwüchsigen Kindern anvertraut wurde, konnte er nicht gutheißen. Nie wieder würde er Alina Olsted bei einem Elternsprechtag in die Augen sehen können, ohne an das Foto zu denken, das Sören ihm gezeigt hatte.
    Vielleicht hing das auch mit seiner persönlichen Enttäuschung zusammen. Er hatte es der jungen Referendarin hoch angerechnet, dass sie Carolins Begeisterung für die Literatur geweckt hatte, und Felix die deutsche Grammatik neuerdings nicht mehr ganz so überflüssig fand wie vorher, hielt er ebenfalls ihr zugute. Sein Wissen um ihre Vergangenheit machte ihn traurig und wütend zugleich.
    Er mochte sich gar nicht vorstellen, wie seine Schwiegermutter darauf reagieren würde, sollte sie jemals davon erfahren. Für sie war jeder Lehrer eine ehrenwerte Persönlichkeit, der mit Respekt zu begegnen war. Ihre Welt würde zusammenbrechen, wenn sie erkennen musste, dass man sich heutzutage nicht einmal mehr auf den Anstand von Pädagogen verlassen konnte!
    Gerade fuhr er am Dorfteich vorbei, da klingelte sein Handy. Prompt ärgerte er sich darüber, dass Sören nicht neben ihm saß und das Gespräch annehmen konnte. Zu dumm, dass er vergessen hatte, das Handy an die Freisprechanlage anzuschließen! Obwohl er natürlich wusste, dass das Telefonieren während der Fahrt verboten war, suchte er das Handy aus seiner Jackentasche und nahm es ans Ohr.
    Am anderen Ende der Leitung meldete sich Johannes Schmitz, der Chefredakteur der Blitz. »Sie haben mir versprochen, Herr Wolf, dass ich der Erste bin, der Informationen erhält.«
    Â»Versprochen habe ich gar nichts«, brummte Erik. »Wenn überhaupt, dann war die Rede davon, dass eine Hand die andere wäscht. Wissen Sie mittlerweile mehr über die Story, der Max Triebel auf der Spur war?«
    Â»Leider nicht«, musste Schmitz bekennen. »Max hat sich niemandem anvertraut. Ich habe mir seinen Schreibtisch und die Festplatte angesehen, aber da war nichts.«
    Â»So geht’s mir auch«, gab Erik zurück. »Bis jetzt habe ich nichts gefunden.«
    Â»Sie verschweigen mir was«, behauptete Schmitz. »Hängt der Mord an Max mit dem Tod des Chefautors zusammen?«
    Â»Woher wissen Sie davon?«
    Johannes Schmitz lachte leise. »Sie kennen doch die Branche. So was spricht sich schnell herum. Aber die Staatsanwältin lässt sich nichts entlocken. Angeblich würden dadurch die laufenden Ermittlungen gefährdet.«
    Erik lächelte zufrieden. Frau Dr. Speck hatte also Wort gehalten. Nicht einmal der Chefredakteur des Inselblatts war bei ihm vorstellig geworden. Und der war mit der Staatsanwältin befreundet und wurde sonst immer bevorzugt, wenn es darum ging, Informationen an die Presse herauszurücken.
    Â»Wenn Sie mich fragen, will sie Martin Eidam damit einen Gefallen tun«, fuhr Schmitz fort. »Der will natürlich nicht, dass sein Stargast in die Schlagzeilen kommt. Und wie sein Chefautor zu Tode gekommen ist, soll auch niemand

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