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Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn

Titel: Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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halbe Nacht aufgeblieben war. Dann wieder kehrte seine Aufmerksamkeit rechtzeitig zum Stück zurück und er konnte hören, wie der Narr und Malvolio über Pythagoras' Meinung zur Wildgans plauderten oder Sebastian entzückt über die Perlen war, die Olivia ihm gegeben hatte. Aber eine andauernde Konzentration konnte er nicht mehr aufbringen. Irgendetwas ging ihm durch den Kopf, sich widersprechende Fakten fügten sich zu einer Art Idee zusammen, die er jedoch nicht greifen konnte, deren vollständiges Bild er noch nicht zu erkennen vermochte. Dafür fehlte ihm noch ein Element.
      Während des Schlussakts schmerzten Banks Rücken und Hintern und er konnte nur noch mit Mühe auf dem harten Stuhl ruhig sitzen bleiben. Verstohlen blinzelte er auf seine Uhr. Fast zehn. Bestimmt würde es nicht mehr lange dauern. Und noch ehe er es erwartet hatte, waren die wahren Identitäten enthüllt, jeder, außer Malvolio, verheiratet und fort, und der Narr begann zu singen:
     
    Und als ich ein winzig Bübchen war, Hopp heisa, bei Regen und Wind! Da machten zwei nur eben ein Paar; Denn der Regen, der regnet jeglichen Tag.
     
    Dann endete die Musik und der Vorhang schloss sich. Das Publikum applaudierte; die Schauspieler kamen, um sich zu verbeugen. Bald waren die Formalitäten vorüber und alle schlurften aus dem Saal, erleichtert, ihre harten Sitzplätze zu verlassen.
      »Gehen wir noch was trinken?«, fragte Banks Sandra, als sie auf den Eingangsstufen ihre Mäntel zumachten.
      Sandra hakte sich bei ihm unter. »Natürlich. Champagner. Das einzig Angemessene, was man nach einem Abend im Theater tun kann. Außer essen zu gehen.«
      »Um diese Zeit haben nicht mehr viele Restaurants geöffnet. Vielleicht Gibson's Fish und ...«
      Sandra zog ein Gesicht und zerrte an seinem Arm. »Ein kleines Bier und eine Tüte Käse-Zwiebel-Chips würden mir reichen.«
      »Eine billige Verabredung«, sagte Banks. »Jetzt weiß ich, warum ich dich geheiratet habe.«
      Sie gingen die North Market Street hinab zum Queen's Arms, das vom Haupteingang des Gemeindezentrums viel näher lag als die übliche Theaterkneipe auf der Rückseite, das Crooked Billet.
      Als sie dort ankamen, war es erst zwanzig nach zehn, also noch genug Zeit für ein paar Pints. Zuerst war es noch ruhig im Pub, aber viele Theaterbesucher waren Banks und Sandra gefolgt und wollten anscheinend auch noch etwas trinken, sodass das Lokal schnell bevölkert wurde. Da saßen Banks und Sandra bereits an einem kleinen Tisch mit Kupferplatte in der Nähe des Kamins, wo sie sich die Hände wärmten, bevor sie tranken.
      Über das Stimmengewirr im Hintergrund hinweg diskutierten sie die Aufführung, doch Banks war immer noch unruhig und konnte sich nur schwer konzentrieren. In Gedanken fügte er stattdessen alle Einzelteile zusammen, die er über den Mord an Caroline Hartley wusste, und probierte mit ihnen verschiedene Muster aus, um zu sehen, ob er wenigstens die Form des fehlenden Stückes erkennen konnte.
      »Alan?«
      »Was? Oh, entschuldige.«
      »Was ist nur los mit dir, verdammt noch mal? Ich habe dich zweimal gefragt, wie du den Malvolio fandest.«
      Banks nippte an seinem Bier und schüttelte den Kopf. »Entschuldige, Liebling. Ich bin ein bisschen zerstreut.«
      »Dich beschäftigt etwas, oder?«
      »Ja.«
      Sie legte eine Hand auf seinen Arm. »Geht es um den Fall? Das ist ja nur natürlich, nachdem du das Stück gesehen hast, nicht wahr? Schließlich hätte Caroline Hartley mitspielen sollen.«
      »Es ist nicht nur das.« Banks konnte seine Gedanken nicht in Worte fassen. Die Frau, die merkwürdig durch den Schnee gegangen war, sowie Vivaldis Beerdigungsmusik für ein kleines Kind gingen ihm nicht aus dem Sinn. Und irgendetwas an dem Stück ließ ihn nicht los. Nicht die Einzelheiten der Aufführung oder bestimmte Textstellen, sondern etwas anderes, etwas Offensichtliches, das er nur nicht herausfiltern konnte. Faith und Teresa? Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass er nicht nur verwirrt, sondern auch angespannt war, eine Art Nervosität, die man verspürt, bevor ein Sturm losbricht. Er wusste, dass dieses Gefühl häufig signalisierte, dass er der Lösung des Falles nahe war, aber diesmal bedeutete es noch mehr. Er hatte das Gefühl, eine Gefahr oder etwas Böses übersehen zu haben.
      Plötzlich spürte er, dass ihm jemand auf die Schulter tippte. Es war Marcia Cunningham.
      »Hallo, Mr Banks«, sagte sie. »Ich habe mir

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