Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn
nicht behaupten, dass wir eine Beziehung hatten. Was wollen Sie damit andeuten?«
»Sie waren immerhin ihr Regisseur in einer Theaterinszenierung, nicht wahr?«
»Nun, ja ... aber ...«
»Das ist eine Beziehung.«
»Verstehe ... Ich ... ich dachte ... Nun, ja, ich war ihr Regisseur. Eine reine Arbeitsbeziehung. Wissen Sie, man erfährt über die Menschen eigentlich nicht viel, wenn man damit beschäftigt ist, ihnen zu sagen, wo sie stehen und wie sie sprechen sollen.«
»Was hielten Sie von ihr?«
»Sie war ein sehr talentiertes und attraktives Mädchen, ein Naturtalent. Es ist eine echte Tragödie. Sie hätte es weit bringen können.«
»Trotzdem haben Sie ihr nur eine kleine Rolle gegeben.«
»Es war ihre erste Aufführung. Sie brauchte mehr Erfahrung. Aber sie lernte schnell. Wenn sie sich darauf konzentriert hätte, wäre sie sehr schnell nach oben gekommen. Geistesgegenwärtig. Ich glaube, mit diesem Wort ist ihr Talent am besten beschrieben.«
»Wie kam sie mit den anderen Mitgliedern der Gruppe zurecht?«
Conran zuckte mit den Achseln. »Ganz gut, nehme ich an.«
»Hat sie besondere Beziehungen aufgebaut? Stand sie jemandem besonders nahe?«
»Nicht dass ich wüsste. Wir sind eigentlich alle ziemlich kameradschaftlich. Schließlich sind wir ja hier nicht im West End. Die Sache soll Spaß machen. Und deshalb bin ich auch dabei.«
»Sie ist nach den Proben manchmal noch mit den anderen in den Pub gegangen, oder?«
»Ja, normalerweise schon. Aber in so einer Gruppensituation lernt man kaum jemanden kennen.«
»Mit wem hat sie dabei gesprochen?«
»Eigentlich mit jedem.«
»Wie hat sie sich verhalten?«
»Ich verstehe Ihre Frage nicht.«
»Fühlte sie sich wohl in der Gruppe?«
»Soweit ich das beurteilen kann, ja.«
»Wussten Sie, dass sie lesbisch war?«, fragte Banks.
»Caroline?« Er schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht.«
»Haben Sie irgendwelche Beweise für das Gegenteil?«
»Natürlich nicht«, fuhr Conran auf. »Unterlassen Sie es bitte, mir jedes Wort im Munde umzudrehen. Ich wollte nur sagen, dass es mich überrascht. Sie ...«
»Was?«
»Nun, mit so was rechnet man nicht, oder? Mir erschien sie ganz normal.«
»Heterosexuell?«
Conran schaute Susan an, als wolle er sie um Unterstützung bitten. »Jetzt machen Sie es schon wieder. Ich weiß überhaupt nichts von ihrem Sexualleben. Ich sage nur, dass sie mir normal erschien.«
»Also hat sie Ihnen nichts über ihr Privatleben erzählt?«
»Nein. Sie war nicht sehr gesellig. Ich hatte keine Ahnung, was sie tat, nachdem sie die Proben oder den Pub verließ.«
»Ach, kommen Sie! Bestimmt werden sich ein paar Männer aus der Gruppe an sie herangemacht haben. Vielleicht sogar Sie selbst. Wer hätte das nicht getan? Wie hat sie reagiert?«
»Ich weiß nicht genau, was Sie meinen.«
»Das ist doch klar: War sie kalt, höflich, freundlich, unhöflich ...?«
»Ach so, verstehe. Tja, kalt war sie bestimmt nicht. Sie hat wohl genauso geflirtet wie der Rest. Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Sie war immer freundlich und vergnügt. So kam es mir jedenfalls vor.«
»Furchtbare Verschwendung, finden Sie nicht? Eine schöne Frau wie sie und kein Mann hatte eine Chance bei ihr.«
Conran schaute in seinen Becher. »Es gibt solche und solche, Chief Inspector«, brummte er.
»Neben wem saß sie normalerweise?«
»Unterschiedlich.«
»Haben Sie überhaupt irgendetwas wahrgenommen, was auf eine mehr als oberflächliche Beziehung zu einem Mitglied der Gruppe, männlich oder weiblich, hinwies?«
»Nein.«
Banks trank einen Schluck Tee und lehnte sich in seinem Sessel zurück. »In einer so engen Gruppe müssen alle möglichen Konflikte vorkommen. Ich habe gehört, dass Schauspieler manchmal sehr empfindlich sind. Gab es bei Ihnen viele Wutanfälle oder Streitereien? Oder auf die Arbeit bezogene Eifersüchteleien?«
»Nur wegen Belanglosigkeiten«, antwortete Conran, »wie sie in jeder Gruppensituation entstehen. Wie gesagt, wir spielen aus Spaß an der Sache und nicht aus Ehrgeiz oder um berühmt zu werden.«
»>Belanglosigkeiten Können Sie sich ein bisschen genauer ausdrücken?«
»Ich kann mich ehrlich gesagt an kein einziges konkretes Beispiel erinnern.«
»War Caroline Hartley mal daran beteiligt?«
Er schüttelte den
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