Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn
Treibholz aussahen, hingen Weihnachtsdekorationen herab. Das Gemurmel der Gespräche und das Zischen der Zapfhähne war Musik in Hatchleys Ohren. Nachdem sie erst einmal ein Getränk und einen netten Ecktisch bekommen hatten, bemerkte er, dass selbst Carol ein bisschen heiterer wurde.
Als sie ihren Mantel auszog, musste er wieder auf die schöne Wölbung ihres Busens schauen. Nach einer Dauerwelle war ihr schulterlanges, blondes Haar leicht gelockt. An diesem Morgen hatte Hatchley gesehen, wie es sich neben ihm auf dem Kissen ausbreitete - eine Erinnerung, die er nun genoss. Er konnte von dieser sinnlichen Frau, die er mittlerweile seine Ehefrau nannte, nicht genug kriegen, und ihr schien es andersherum genauso zu gehen. Sein schlechtes Benehmen bei der Hochzeitsfeier war schnell vergessen gewesen.
Carol bemerkte seinen Blick. Sie wurde rot, lächelte und gab ihm einen Klaps auf den Oberschenkel. »Lass das, Jim.«
»Ich habe doch gar nichts gemacht.« Seine Augen funkelten.
»Aber gedacht. Jetzt sag doch mal, was hat denn Chief Inspector Banks gewollt?«
Hatchley nahm sich eine Zigarette. »Ein Kerl namens Claude Ivers wohnt ein Stück weit von hier, den Weg hoch - so eine Art hochgeistiger Musiker -, und der stellt seinen Wagen hinter dem Pub ab. Banks möchte wissen, ob er ihn am Abend des zweiundzwanzigsten Dezember benutzt hat.«
»Warum kann er das nicht selbst herausfinden?«
Bevor er antwortete, trank Hatchley ein paar Schlucke Bier. »Er hat andere Dinge zu tun. Und für ihn wäre es ein langer Weg hierher, besonders bei diesem miesen Wetter. Außerdem ist er der Chef - er sagt, wo es langgeht.«
»Aber er hätte trotzdem nicht unbedingt dich damit beauftragen müssen. Er weiß, dass wir eigentlich in den Flitterwochen sind.«
»Er hat mich auch eher um einen Gefallen gebeten, Liebling. Ich hätte auch nein sagen können.«
»Hast du aber nicht. Zu einem Kneipenbesuch sagst du nie nein. Und das weiß er genau.«
Hatchley legte seine riesige Pranke auf ihr Knie. »Ich dachte, du hättest dich mittlerweile daran gewöhnt, mit einem Bullen zusammen zu sein, Liebling.«
Carol schmollte. »Ja, schon, aber ... ach, trink dein Bier, du Sturkopf.« Sie schlug ihm auf den Oberschenkel.
Hatchley gehorchte und für die nächste Stunde vergaßen sie die Arbeit und sprachen stattdessen über ihre Pläne für das Haus und den kleinen Garten. So gegen fünf vor elf, ihre Gläser waren nur noch halb voll, sagte Carol: »Wenn du noch deinen kleinen Auftrag erledigen willst, Jim, dann bleibt dir nicht mehr viel Zeit.«
Hatchley schaute auf seine Uhr. »Wir haben noch eine Menge Zeit. Entspann dich, Liebling.«
»Aber es ist fast elf. Du hast noch nicht mal eine neue Runde bestellt. Das sieht dir gar nicht ähnlich.«
»Vertraue mir.«
»Also, du willst vielleicht nichts mehr, obwohl das neu für mich wäre, aber ich will noch was.«
»Gut.« Hatchley brummte etwas über nörgelnde Ehefrauen und ging an die Theke. Er kam mit einem Pint für sich und einem Gin Tonic für Carol zurück.
»Ich hoffe, das geht nicht die ganze Zeit so«, bemerkte sie, als er sich wieder hingesetzt hatte.
»Was denn?«
»Dass du in unseren Flitterwochen arbeitest.«
»Ich habe dir doch gesagt, dass das eine einmalige Sache ist«, entgegnete Hatchley. Er stürzte die Hälfte seines Pints in einem Schluck runter. »Das ist ein harter Job, aber irgendwer muss ihn ja machen.« Er rülpste und nahm sich eine neue Zigarette.
Um zwanzig nach elf schlug Carol vor, dass sie nach Hause fahren sollten, wenn er nicht noch etwas tun wolle. Hatchley forderte sie auf, sich umzuschauen.
»Was siehst du?«, fragte er, als sie schaute.
»Einen Pub. Was sonst?«
»Nee, Mädel, aus dir wird nie ein guter Detektiv. Schau noch mal.«
Carol schaute noch mal. Im Pub waren immer noch eine Hand voll Leute, von denen die meisten tranken und keiner den Eindruck machte, in Eile zu sein.
»Wie spät ist es?«, fragte Hatchley sie.
»Fast halb zwölf.«
»Sind die Zapfhähne schon abgeschraubt?«
»Was? Ach so ...« Sie schaute hin. »Nein. Jetzt verstehe ich, was du meinst.«
»Ich habe mit Barraclough gesprochen, dem Jungen im Revier von Salty Bay, der aus der Gegend ist. Er hat von diesem Pub gehört und mir alles über den Wirt erzählt. Vertraue mir.« Hatchley legte einen Wurstfinger an seine Nase und schlenderte
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