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Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel

Titel: Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Gefallen an der Sache! Sie mussten gar nicht unhöflich, gewalttätig oder brutal werden - an einer gehässigen Bemerkung oder einem fiesen Witz hatten sie noch größeren Spaß. Sie hatten ihn bereits eingeschätzt und abgeurteilt. In ihren Augen war er schuldig, der Rest war reine Formsache. Und wenn sie das glaubten, würde es dann nicht auch jeder andere glauben?
      Wenn man ihn ins Gefängnis stecken würde, dachte er mit plötzlich aufflackernder Angst, würde es noch schlimmer werden. Er hatte gehört, wie es in einem Gefängnis zuging, er wusste, dass Leute wie der Yorkshire Ripper und Dennis Nilson zu ihrem eigenen Schutz in Einzelhaft gehalten werden mussten, dass Jeffrey Dahmer im Gefängnis ermordet worden war und Frederick West sich aufgehängt hatte.
      Einzelhaft war wahrscheinlich besser als ein Arschfick von einem dreihundert Pfund schweren Hell's Angel mit tätowiertem Schwanz, dachte Owen. Aber könnte er die Einsamkeit ertragen, das Gefühl, hoffnungslos von allem abgeschnitten zu sein, was ihm lieb und teuer war, von der gesamten zivilisierten Welt verlassen zu sein ? Er schätzte sein Leben als Einzelgänger, aber das war seine eigene Entscheidung. Konnte er es ertragen, wenn es ihm auferlegt wurde?
      Der Constable führte ihn in einen anderen Raum, wo seine Fingerabdrücke genommen und mit einer auf einem Stativ befestigten Kamera Fotos gemacht wurden. Das »Studio«. Noch so ein grausamer Witz.
      »Gut, Kumpel«, sagte der Constable. »Dann machen Sie mal Gürtel und Schnürsenkel ab.«
      »Was? Warum ...?«
      »Vorschriften. Damit Sie sich nicht aufhängen.«
      »Aber ich werde mich nicht selbst umbringen. Ich habe alles gesagt. Ich bin unschuldig.«
      »Ja, ja. Spielt keine Rolle. Ich mache nur meinen Job. Wenn Sie einen Schlips tragen würden, würden wir Ihnen den auch abnehmen. Ich habe mal einen Kerl gesehen, der sich mit seinem Schlips aufgehängt hat. Ein gepunkteter Schlips, hübsches Stück. Sie hätten ihn sehen sollen, die Augen standen vor und die Zunge hing raus. Und der Gestank, man glaubt es nicht! Hässliche Geschichte. Keine Sorge, Kumpel, Sie kriegen Ihre Sachen wieder - das heißt, wenn Sie sie jemals wieder brauchen sollten.«
      Er lachte herzhaft, während Owen den Gürtel aus seiner Jeans und die Schnürsenkel aus seinen weißen Turnschuhen zog.
      Zurück am Tresen, gab ihm der Sergeant eine Broschüre über Rechtsbeihilfe und ein Papier, das ihn auf seine Rechte hinwies: einen Anwalt anzurufen, einen Freund zu informieren, das Strafgesetzbuch zu konsultieren. Dann ging er weg und kritzelte etwas an die Tafel.
      »Ich möchte meinen Anwalt anrufen«, erklärte Owen.
      Der Sergeant zuckte mit den Schultern und deutete wieder auf den Constable, der Owen zu einem Telefon eskortierte. Er griff in die Innentasche seiner Jacke nach seinem Adressbuch, in das er aus reiner Höflichkeit Whartons Nummer geschrieben hatte; dann fiel ihm jedoch ein, dass es ihm mit seinen anderen Sachen abgenommen worden war. Er wandte sich an den Constable.
      »Die Telefonnummer«, sagte er. »Sie steht in meinem Kalender. Kann ich ihn kurz zurückhaben?«
      »Tut mir Leid«, entgegnete der Constable. »Das ist gegen die Vorschriften. Das ist jetzt alles unter Verschluss.«
      »Aber ich weiß die Nummer meines Anwalts nicht auswendig.«
      »Dann versuchen Sie es mal hiermit.« Er zog ein Telefonbuch mit Eselsohren aus einer Schublade des Tresens. »Das haut meistens hin.«
      Owen blätterte im Telefonbuch und fand Gordon Whartons Büronummer. Er erreichte nur einen Anrufbeantworter, und obwohl es schon später Samstagnachmittag war, hinterließ er eine Nachricht, in der er auf die Dringlichkeit seines Falles hinwies. Dann versuchte er es unter der angegebenen Privatnummer, aber niemand meldete sich. »Und jetzt?«, fragte er den Constable.
      »Ab in die Zelle.« Neben ihm tauchte ein weiterer Constable auf. Behutsam führten die beiden ihn an den Ellbogen in den Gang. »Keine Angst«, sagte der erste Beamte. »Die Zelle ist eigentlich recht komfortabel. Eher wie ein Zimmer im Krankenhaus. Es ist der modernste Teil des ganzen Gebäudes.«
      Als die drei den Flur hinabgingen, hallten die Schritte der Polizeistiefel von den grünlich blauen Wänden und der hohen Decke. Am Ende des Ganges zog der Constable einen Schlüssel hervor und öffnete eine schwere Tür.
      Richtig, die Zelle war nicht der dunkle, tropfende Kerker, den sich Owen

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