Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab
was ausplaudern, wissen Sie. Das gehört dazu. Ich habe tatsächlich über die Jahre ein oder zwei gute Investitionen gemacht, auf Grund von Dingen, die ich hier an der Bar gehört habe, aber verraten Sie es keinem. Ich werde dafür bezahlt, die ganze verdammte Nacht hinter dieser Bar zu stehen, und manchmal sehen die Leute in einem eine Art Beichtvater, nicht dass ich katholisch wäre oder so. Strikter Anhänger der Kirche von England.«
»Clough aber nicht?«
»Nein. Darum kann ich mich kaum an etwas erinnern, was er gesagt hat.«
»War er mit einer Gruppe hier?«
»Ja. So fünf oder sechs.«
»Was waren das für Leute?«
»Ein gemischter Haufen. Da war diese hübsche junge Popsängerin, deren Foto man jetzt überall sieht, das, auf dem sie kaum mehr als einen goldfarbenen Schlüpfer trägt. Amanda Khan heißt sie. Hat Negerblut in den Adern. Aber eine schöne Haut.«
Banks hatte das besagte Foto gesehen. Es war auf dem Cover ihrer neuen CD und hing als Poster bei HMV und Virgin Records. Sie sah etwa so alt aus wie Emily Riddle.
»Konnte nicht mal eine verdammte Flinte halten, geschweige denn damit schießen. Allerdings muss ich sagen, dass sie ein nettes Mädel war, besonders für eine Popsängerin. Höflich. Und viel zu nett, ganz zu schweigen von zu jung für jemanden wie Clough.«
»War sie mit ihm zusammen?«
»Was meinen Sie damit? Ob sie mit ihm geschlafen hat?«
»Ja.«
»Das weiß ich nicht. Was die machen, nachdem die Bar geschlossen ist, geht mich nichts an.«
»Hatten Sie den Eindruck, dass sie miteinander schliefen?«
»Na ja, sie schienen sich nahe zu stehen, und ich habe gesehen, wie er sie hin und wieder angefasst hat. Sie wissen schon, den Arm um die Schultern, ein Klaps auf den Po, solche Sachen. Mehr, als wäre sie ein Gegenstand in seinem Besitz, den er ab und zu berühren wollte.«
Das klang ganz nach Clough, dachte Banks. Er hatte nicht lange gebraucht, um ein anderes Mädchen zu finden. »Wer noch?«
Ferguson kratzte sich wieder am Kopf. Banks nahm einen weiteren Schluck von dem feurigen Maltwhisky. »Die anderen kannte ich nicht. Ich bin sicher, Mr. Lacey wird Sie ins Gästebuch schauen lassen oder auf die dämliche Diskette oder wie er das jetzt nennt. Früher hatten wir ein hübsches, in Leder gebundenes Buch. Muss einiges wert gewesen sein. Aber jetzt gibt es nur noch diese blöden Computerdiscs und Websites. Ich bitte Sie. Websites.«
Banks holte das Foto von Emily Riddle aus dem Aktenkoffer. »Haben Sie dieses Mädchen je gesehen?«
Ferguson wurde blass. »Darum geht es also, ja? Ich weiß, wer sie ist, das arme Ding. Hab von ihr in der Zeitung gelesen. Sie glauben, er hat das getan? Clough?«
»Wir wissen es nicht«, erwiderte Banks. »Deshalb stellen wir diese Fragen.«
»Ich kann ihm kein Alibi verschaffen«, sagte Ferguson.
»Wie gesagt, ich habe ihn an den meisten Abenden gesehen, aber nie während des Tages. Er kann jederzeit rausgeschlüpft sein.«
»Ein Alibi nützt in einem Fall wie diesem wenig«, erklärte Banks. »Im Moment reicht es schon zu wissen, dass er um die Zeit hier in der Gegend war.«
»Oh, der war hier in der Gegend, allerdings.«
»Haben Sie gesehen, dass er sich mit jemand außerhalb seiner Gruppe getroffen hat?«
»Nur einmal.«
»Wann war das?«
»Ich weiß nicht mehr, ob es Sonntag oder Montag war. Ich glaube, es war Sonntag. An dem Tag gab es Lammrücken. Hätte gut schmecken können, bis auf all diese dämlichen Kräuter und Soßen, die der Koch über alles gießt. Noch ein kleiner Schluck?«
»Nein, danke.«
»Sind Sie sicher, dass Sie nicht doch was trinken wollen, Miss?«
»Nein, danke, Mr. Ferguson.«
»Gerald. Hab ich doch gesagt, Gerald.«
Annie schenkte ihm ihr falsches Lächeln. »Nein, Gerald.«
Er strahlte sie an. »Schon besser.«
»Diese Person, mit der sich Clough getroffen hat«, sagte Banks. »War das ein Mann oder eine Frau?«
»Ein Mann. Wissen Sie, er kam mir irgendwie bekannt vor, aber ich kann ihn im Moment nicht einordnen.«
»Eine Medienpersönlichkeit?«
»Glaub ich nicht. Aber ich hab ihn in der Zeitung gesehen.«
»Wie sah er aus?«
»Etwa einsachtzig groß. Bisschen sauertöpfisch, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Schien sich hier überhaupt nicht wohl zu fühlen. Trank nur Mineralwasser. Hat sich dauernd umgesehen.«
»Hatten
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