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Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab

Titel: Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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atmen. Es hat mich erstickt. Ich konnte nicht frei sein, nicht ich selbst sein.«
      »Und sind Sie das jetzt?«
      »Natürlich bin ich das.« Sie stand wieder auf. Rote Flecken glühten auf ihren Wangen. »Sagen Sie Dad, er kann mich mal. Sagen Sie ihm das. Soll er sich doch Fragen stellen. Soll er sich doch Sorgen machen. Ich denk nicht dran, ihm seinen Seelenfrieden zu geben. Weil... wissen Sie, was?«
      »Was?«
      »Weil er sowieso nie da war. Er hat diese verdammten Regeln aufgestellt und dann ... war er nie da, um sie durchzusetzen. Das musste Mami machen. Und ihr war das ziemlich egal. Er war nie da, um seine eigenen, dämlichen Regeln durchzusetzen. Ist das nicht ein Witz?« Wieder lehnte sie sich an den Kamin. Alanis Morisette sang davon, jemanden glatt zu durchschauen, und Banks wusste, was sie meinte. Trotzdem, er hatte seine Aufgabe erfüllt, hatte getan, worum man ihn gebeten hatte. Er konnte Jimmy Riddle Emilys Londoner Adresse geben, konnte ihm von Barry Clough erzählen. Wenn Riddle die örtliche Polizei herschicken und Cloughs ••Waffensammlung überprüfen lassen, die polizeilichen Buchprüfer auf seine Geschäftsinteressen ansetzen und das Drogendezernat anrufen wollte, war das seine Sache. Banks' Job war beendet. Alles Weitere musste Riddle veranlassen. Banks riss ein Blatt aus seinem Notizblock und schrieb etwas darauf. »Falls Sie Ihre Meinung ändern oder mir noch etwas sagen wollen, hier ist die Adresse des Hotels, in dem ich wohne. Sie können anrufen und eine Nachricht hinterlassen, falls ich nicht da bin.«
      Einen Augenblick lang dachte er, sie würde den Zettel nehmen, aber sie tat es nicht. Sie warf nur einen Blick darauf, knüllte ihn zusammen und schmiss ihn ins Feuer. Die Tür öffnete sich, und Barry Clough kam herein, ein Lächeln im Gesicht. Er tippte auf seine Armbanduhr. »Du musst dich fertig machen, Schatz«, sagte er zu Emily. »In einer halben Stunde sollen wir bei Rod sein.« Er sah zu Banks. Das Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden. »Und Ihre Zeit ist um, Mister«, sagte er, deutete mit dem Daumen zur Tür. »Schwingen Sie sich auf Ihr Fahrrad.«
     
     

* 4
     
    Als Banks in Camden Town die U-Bahn verließ, hatte er sich bereits um fünf Minuten verspätet. Das Nieseln war in Dauerregen übergegangen, und die Pfützen im Rinnstein spiegelten die Neonreklamen und das Licht der Autoscheinwerfer wider. Zum Glück war das Restaurant nicht weit von der Haltestelle entfernt.
      Banks schlug den Jackenkragen hoch, war aber trotzdem durchnässt, als er das Restaurant erreichte. Zuerst erkannte er die Frau, die ihm lächelnd von einem Tisch am Fenster zuwinkte, nicht wieder. Obwohl er Sandra vor zwei Monaten flüchtig gesehen hatte, war ihr Äußeres inzwischen völlig verändert. Sie hatte sich das blonde Haar kurz schneiden und legen lassen. Die neue Frisur betonte die dunklen Augenbrauen noch mehr, und Banks hatte Sandras Brauen schon immer sehr sexy gefunden. Außerdem trug sie eine Goldrandbrille, nicht viel größer als die »Omabrillen«, die in den Sechzigerjahren so beliebt gewesen waren. Banks hatte sie noch nie mit Brille gesehen, hatte nicht gewusst, dass sie eine brauchte. Soweit er das erkennen konnte, wirkte auch ihre Kleidung anders, ein bisschen bohemehaft: schwarzer Schal, rotes Seidentuch, ein rot und schwarz gemusterter Pullover.
      Banks schob sich auf den Stuhl ihr gegenüber. Er war völlig ausgehungert. Es schien ewig her, seit er in Kennington die Hühnerpastete gegessen hatte. »Tut mir Leid, dass ich zu spät komme«, sagte er und trocknete sich das Haar mit einer Serviette ab. »Ich hatte vergessen, wie schrecklich die U-Bahn sein kann.«
      Sandra lächelte. »Macht doch nichts. Sonst war ich immer diejenige, die zu spät kam, weißt du noch?«
      Banks ging nicht darauf ein. Er sah sich um. Im Restaurant war viel los, Kellner wieselten herum, Gäste kamen und gingen. Es war eines der Lokale, das schick war, weil es sich einfach gab: zerkratzte Holztische, Schweinekoteletts, Steaks und Kartoffelbrei. Aber der Kartoffelbrei kam mit Knoblauch und sonnengetrockneten Tomaten und kostete als Extrabeilage drei Pfund.
      »Ich hab schon mal Wein bestellt«, sagte Sandra. »Einen halben Liter Hauswein. Ciaret. Ich weiß, dass du lieber Roten trinkst. In Ordnung?«
      »Klar.« Banks hatte bei Clough einen Drink abgelehnt, weil er sich dem Dreckskerl nicht verpflichtet fühlen wollte, aber jetzt brauchte er einen. »Du

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