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Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes

Titel: Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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wissen Sie was?«
      »Was denn?«
      Winsome druckste herum. »Lachen Sie nicht, aber es hatte etwas ... etwas Sexuelles.«
      »Sexuelles?«
      »Ja. Ich kann das nicht erklären, aber es war so, als würde seine Macht über das Mädchen ihn antörnen.«
      »Sind Sie sicher?«
      »Weiß nicht. Vielleicht habe ich das bloß hineininterpretiert. Wäre nicht das erste Mal. Aber die ganze Situation war irgendwie gruselig, und selbst als dem Mädchen schlecht wurde-«
      »Kelly hat sich übergeben?«
      »Ja. Ich dachte, das hätte ich erzählt.«
      »Nein. Wie kam das?«
      »Sie hat sich einfach übergeben.«
      »Wie hat Templeton reagiert?«
      »Weitergemacht, als wäre das ganz normal.«
      »Haben Sie jemandem erzählt, was da passiert ist?«
      »Nein. Ich würde es ja Superintendent Gervaise sagen, wenn es irgendwas nützen würde, aber die glaubt doch, dass Kevin Templeton die Sonne aus dem Arsch scheint.«
      »Ja, echt, nicht wahr?« Das überraschte Annie nicht. Allein bei der Erwähnung von Gervaise' Namen stellten sich ihr die Stacheln auf. Diese scheinheilige Kuh! Annie zum Aussagenlesen zu verdonnern - bestenfalls eine Aufgabe für einen Constable - und höhnische Bemerkungen über ihr Privatleben ablassen!
      »Wie auch immer«, fuhr Winsome fort. »Ich muss so was nicht mitmachen. Nirgendwo steht geschrieben, dass ich so ein Benehmen mitmachen muss.«
      »Das stimmt«, bestätigte Annie. »Aber im Leben läuft nicht immer alles nach Vorschrift.«
      »Doch, schon, wenn man mit den Vorschriften einverstanden ist.«
      Annie lachte. »Was wollen Sie denn deswegen unternehmen?«
      »Keine Ahnung«, sagte Winsome. »Wahrscheinlich kann ich gar nichts tun. Ich will nur nicht mehr in der Nähe von diesem Widerling sein, und wenn er mich jemals anmachen sollte, werde ich ihn grün und blau prügeln.«
      Annie lachte. Der Satz klang sonderbar in Winsomes jamaikanischem Singsang. »Sie können ihm nicht immer aus dem Weg gehen«, sagte sie. »Ich meine, ich kann versuchen, dafür zu sorgen, dass ihr zwei nicht zusammen arbeiten müsst oder so, aber Superintendent Gervaise kann das anders anordnen, wenn sie will. Und sie scheint sich etwas mehr in unsere Arbeit einzumischen als Superintendent Gristhorpe.«
      »Ich mochte Mr. Gristhorpe«, sagte Winsome. »Er war altmodisch, wie mein Vater, und manchmal konnte er echt angsteinflößend sein, aber er war gerecht und hat niemanden bevorzugt.«
      Tja, dachte Annie, das stimmte nicht so ganz. Banks hatte sicherlich bei Gristhorpe einen Stein im Brett gehabt, aber ansonsten hatte Winsome recht. Es war ein Unterschied, ob man lediglich Lieblinge hatte oder ob man sie auch begünstigte. Anders als Gervaise hatte Gristhorpe nicht daran gearbeitet, ein kleines Imperium aufzubauen, Günstlinge um sich zu scharen und Kollegen gegeneinander auszuspielen. Ebenso wenig hatte er sich in das Privatleben seiner Leute eingemischt. Er muss von Banks und Annie gewusst haben, hatte aber nichts gesagt, zumindest nicht ihr gegenüber. Möglicherweise hatte er Banks gewarnt, doch dann hatte es sich auf ihr Verhältnis weder im Dienst noch privat ausgewirkt.
      »Nun, Gristhorpe ist weg, und Gervaise ist da«, sagte Annie. »Damit müssen wir leben, so oder so.« Sie schaute auf die Uhr. Vor ihr stand noch ein halbes Glas. »Also, ich gehe jetzt besser, Winsome. Noch kann ich fahren, aber wenn ich noch mehr trinke, geht das nicht mehr.«
      »Sie können bei mir übernachten, wenn Sie wollen.« Winsome sah zur Seite. »'tschuldigung, Chef, ich wollte nicht unverschämt sein. Ich mein, Sie sind Inspector und so weiter, meine Vorgesetzte, aber ich hab ein Gästezimmer. Ist nur so, dass es hilft, darüber zu reden, mehr nicht. Und ich weiß nicht, wie Sie drauf sind, aber ich würde mir am liebsten die Kante geben.«
      Annie überlegte kurz. »Was soll's?«, sagte sie schließlich und trank ihr Glas leer. »Ich hole noch eine Runde.«
      »Nein, bleiben Sie sitzen. Jetzt bin ich dran.«
      Annie setzte sich zurück und blickte Winsome nach, dieser großen, anmutigen, langbeinigen jamaikanischen Schönheit, über die sie ... nun ja, nicht sehr viel wusste. Aber eigentlich wusste Annie über niemanden besonders viel, wenn sie es recht bedachte, nicht einmal über Banks. Annie musste lächeln. Wäre es nicht lustig, dachte sie, wenn sie bei Winsome übernachtete und Superintendent Gervaise es herausfände? Was die dumme Kuh

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