Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes
können«, fuhr der Mann fort. »Übrigens, Forbes ist mein Name. Archie Forbes.«
Sie gaben sich durch das Fenster die Hand. »Leider können wir nicht überall gleichzeitig sein, Mr. Forbes«, sagte Chadwick. »Ist etwas beschädigt worden?«
»Einer von diesen Chaoten hat die Fensterscheibe vom Zeitungshändler eingeschlagen, als Ted sagte, er hätte keine Zigarettenpapierchen mehr. Ein paar haben sogar in Mrs. Wrigleys Garten übernachtet. Haben sie fast zu Tode erschreckt. Ich nehme an, Sie sind wegen des Mädchens hier, das tot im Schlafsack gefunden wurde?«
»Es hat sich also herumgesprochen.«
»So ist das hier in der Gegend. Kommunisten, merken Sie sich meine Worte. Die stecken dahinter. Die Kommunisten.«
»Vermutlich«, gab Chadwick zurück und machte Anstalten, das Fenster hochzukurbeln.
Forbes redete einfach weiter. »Ich hab immer noch gute Kontakte zum Nachrichtendienst, wenn Sie wissen, was ich meine«, sagte er und zog mit dem Finger das Augenlid nach unten. »Für mich besteht kein Zweifel - und der Meinung sind auch viele andere vernünftige Leute, wenn ich das bemerken darf -, dass es bei dem Konzert um viel mehr ging. Das war nicht nur eine Riesengaudi für ein paar tausend Jugendliche. Dahinter stecken diese französischen und deutschen anarchistischen Studentengruppen, und hinter denen steht der Kommunismus. Muss ich noch deutlicher werden, Sir? Der Russe.« Forbes zog an seiner Pfeife. »Für mich besteht kein Zweifel, dass hinter den Kulissen skrupellose Leute die Fäden in den Händen halten, skrupellose Ausländer hauptsächlich, und ihr Ziel ist es, alle demokratischen Regierungen zu stürzen. Drogen sind nur ein Teil dieses großen Plans. Wir leben in unsicheren Zeiten.«
»Ja«, sagte Chadwick. »Tja, vielen Dank, Mr. Forbes. Wir machen uns jetzt mal auf die Suche nach dem Imbiss.« Er bedeutete Bradley loszufahren und kurbelte die Fensterscheibe hoch. Forbes starrte ihnen nach. Sie machten sich über ihn lustig, obwohl Chadwick glaubte, dass an seinen Warnungen vor studentischen Unruhestiftern aus dem Ausland durchaus etwas dran sein mochte. Bald hatten sie den Fish-and-Chips- Laden gefunden und aßen im Auto.
Als Chadwick fertig war, zerknüllte er die Zeitung, entschuldigte sich, stieg aus und warf sie in den Mülleimer. Anschließend betrat er die Telefonzelle neben dem Imbiss und rief zu Hause an. Beim dritten Klingeln meldete sich Janet. »Hallo, mein Schatz«, sagte sie. »Stimmt etwas nicht?«
»Nein, alles in Ordnung«, antwortete Chadwick. »Ich hab mir nur Gedanken wegen Yvonne gemacht. Wie geht es ihr?«
»Wie immer, würde ich sagen.«
»Hat sie irgendwas wegen gestern Nacht gesagt?«
»Nein. Wir haben noch nicht miteinander gesprochen. Sie ist ganz normal zur Schule gegangen und hat mir nur kurz einen Kuss auf die Wange gegeben. Hör mal, können wir das nicht erst mal auf sich beruhen lassen, Schatz?«
»Wenn sie mit jemandem schläft, will ich wissen, wer es ist.«
»Und was würde dir das bringen? Was würdest du machen, wenn du es wüsstest? Hingehen und den Jungen zusammenschlagen? Ihn verhaften? Sei doch vernünftig! Sie wird es uns sagen, wenn es so weit ist.«
»Oder wenn es zu spät ist.«
»Was meinst du damit?«
»Ach, nichts«, sagte Chadwick. »Hör mal, ich muss los. Warte nicht mit dem Essen auf mich. Es wird wahrscheinlich spät.«
»Wie spät?«
»Ich weiß nicht. Geh schon ins Bett.«
»Was ist passiert?«
»Ein Mord. Ziemlich unschön. Du wirst alles darüber in den Abendnachrichten hören.«
»Pass auf dich auf, Stan.«
»Mach dir keine Sorgen, mir passiert nichts.« Chadwick legte auf und ging zurück zum Auto.
»Ist alles in Ordnung, Sir?«, fragte Bradley durch die heruntergekurbelte Fensterscheibe. Er hatte seine Zigarette nach dem Essen halb aufgeraucht. Im Innern des Autos roch es nach Fett, Essig und warmer Druckerschwärze.
»Ja«, sagte Chadwick. »Wir fahren wohl besser zurück nach Brimleigh Glen und sehen nach, was los ist, oder was meinen Sie?«
* Montag, 8. September 1969
Der Suchtrupp hatte die vier Bäume, die das kleine Gehölz tief in den Brimleigh Woods umstanden, mit Klebeband umbunden. Sie waren knapp hundert Meter von dem Fundort der Leiche entfernt. Der Wald war so dicht, dass man von dort nicht bis zum Feld sehen konnte. Jedes Geräusch wäre mit Sicherheit von der Musik übertönt
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