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Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes

Titel: Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Barber«, forderte er Butler auf.
      »Da ist eigentlich nicht viel zu sagen.«
      »Wie kam er zu seinem Beruf? Seinen Eltern zufolge hatte er keine journalistische Ausbildung.«
      »Das klingt in Ihren Ohren vielleicht sonderbar, aber in unserer Branche legen wir keinen Wert auf so was. Da gewöhnt man sich zu viele schlechte Sachen an. Natürlich setzen wir schriftstellerisches Talent voraus, aber das bewerten wir lieber selbst. Doch am wichtigsten ist die Liebe zur Musik.«
      Das wäre ganz nach seinem Geschmack, dachte Banks, wenn er nur schreiben könnte. »Und die besaß Nick Barber?«
      »Noch und nöcher. Und außerdem besaß er gründliche Kenntnisse in allen möglichen Genres, unter anderem in Jazz und Klassik. Wie gesagt, ein erstaunlicher Kopf und ein tragischer Verlust.«
      »Seit wann war er für Sie tätig?«
      »Seit rund sieben, acht Jahren.«
      »Und sein Interesse an den Mad Hatters?«
      »Begann vor ungefähr fünf Jahren.«
      »Er scheint ziemlich bescheiden gelebt zu haben, so weit ich gesehen habe.«
      »Niemand behauptet, dass es im Musikjournalismus viel zu verdienen gibt, aber man hat ja auch andere Vorteile.«
      »Drogen?«
      »Das meinte ich nicht. Backstage-Ausweise zu Konzerten, die Nähe zur Rock-Elite, ein gewisses Ansehen bei den Mädels, so was halt.«
      »Da hätte ich, glaube ich, doch lieber hundert Pfund mehr die Woche«, entgegnete Banks.
      »Das ist wahrscheinlich ein Grund, warum diese Branche nichts für Sie ist.«
      »Na gut. Warum war Barber nicht fest angestellt?«
      »Wollte er nicht. Wir hätten ihn sofort genommen, die Konkurrenz ebenfalls, aber Nick wollte seine Unabhängigkeit behalten. Er war gerne Freiberufler. Um ehrlich zu sein, kommen manche Menschen im Büro nicht besonders gut zurecht, und ich glaube, Nick war einer von denen. Ihm gefiel es, seine Freiheit zu haben, aber er gab immer pünktlich ab.«
      Banks verstand, was Butler ihm sagen wollte. War das nicht ungefähr dasselbe, was Detective Superintendent Gervaise noch am Morgen über ihn selbst gesagt hatte? Machen Sie, was Sie wollen, aber liefern Sie Ergebnisse.
      »Wie kam er an den Auftrag?«
      »Er bot ihn mir an. Lustigerweise hatten wir gerade unser monatliches Treffen gehabt und beschlossen, etwas über die Hatters zu machen. Jahrestage, Wiedervereinigungen, Tourneen und so sind meistens ein guter Anlass für eine Neubewertung oder neue Erkenntnisse.«
      »Das heißt, er rief Sie an?«
      »Ja. Gerade als wir uns bei ihm melden wollten. Er hatte schon mal was über die Hatters geschrieben, nur kurze Beiträge und Rezensionen, aber kenntnisreich. Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen ein paar alte Ausgaben geben, dann können Sie sehen, was er so machte.«
      »Das wäre nett«, erwiderte Banks. Er war überzeugt, schon mal etwas von Barber gelesen zu haben. Aber er bewahrte die alten Ausgaben von MOJO nicht auf. Die Stapel wuchsen immer zu hoch.
      »Wie ging es dann weiter?«
      »Wir haben uns mehrmals getroffen, um die Sache näher zu umreißen, und einigten uns auf einen Abriss, ein Hauptthema für den Beitrag.«
      »Und das sollte Vic Greaves sein?«
      »Ja. Er war immer die Schlüsselfigur, der Geheimnisvolle. Das gequälte Genie und so weiter. Und der Zeitpunkt seines Verschwindens hätte für die Band nicht schlimmer sein können. Gerade war Robin Merchant ertrunken, die Gruppe fiel auseinander. Wenn Chris Adams nicht gewesen wäre, wäre es sicher weiter bergab gegangen. Nick hoffte, ein Exklusivinterview zu ergattern. Das wäre ein echter Knüller gewesen, wenn er Greaves zum Sprechen gebracht hätte. Er wollte auch etwas über die frühen Auftritte schreiben, bevor Merchant starb und Greaves ging, wollte den Stil von damals mit den späteren Werken vergleichen.«
      »Wie lange hätte Barber für einen Artikel von dieser Größenordnung gebraucht?«
      »Zwei bis fünf Monate. Zuerst mal muss der Hintergrund recherchiert werden, die Geschichte muss geprüft werden, man muss mit vielen Leuten sprechen, und das ist nicht immer leicht. Außerdem muss man die Wahrheit von den Mythen trennen, und das kann wirklich kompliziert sein. Sie wissen bestimmt, was man über die Sechziger und das Gedächtnis sagt. Dabei vergisst man immer zu erwähnen, dass die Leute das, was sie nicht mehr wissen, einfach erfinden. Aber Nick war außerordentlich gründlich. Er war ein guter Autor. Er überprüfte alle Angaben und Quellen.

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