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Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht

Titel: Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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schlug ihr vor, sie könnte mir ja die Stadt zeigen, aber sie sagte, sie hätte zu tun. Irgendwas mit einem Forschungsprojekt. Da habe ich sie für abends auf ein Bier eingeladen.«
      »Sie geben nicht schnell auf, was?«
      McLaren lachte. »Es war ganz schön mühselig. Immerhin war sie einverstanden, mich auf ein Glas im Pub zu treffen. Moment mal kurz ... ja, hier steht's ... im Lucky Fisherman. Sie schien sich da auszukennen.«
      »Der Lucky Fisherman?« Annie spitzte die Ohren. Das war die Stammkneipe von Jack Grimley, wo er am Abend kurz vor seinem Verschwinden gewesen war. »Haben Sie das der Polizei erzählt?«, fragte sie.
      »Nein. Das ist mir erst Jahre später wieder eingefallen, und ich wurde ja nicht mehr befragt. Ich dachte, es wäre nicht wichtig.«
      »Ist schon gut«, sagte Annie. Dieser Fall hatte mehr Löcher als ein Schweizer Käse. Aber Ferris hatte recht gehabt: Sie konnten sich nicht den Luxus leisten, jede Ungereimtheit so lange zu verfolgen, bis sie gelöst war, so wie es die Polizei im Fernsehen machte. Manches ging einem einfach durch. »Kam sie in den Pub?«
      »Schon. Aber es war nicht einfach, sich mit ihr zu unterhalten. Sie wirkte sehr unkonzentriert, als würde sie an etwas anderes denken. Und von Crocodile Dundee hatte sie noch nie gehört. Das ist mir Jahre später eingefallen. Der Film war damals total bekannt.«
      »Selbst ich habe von Crocodile Dundee gehört«, sagte Annie.
      »Na, sehen Sie. Jedenfalls bekam ich ziemlich schnell den Eindruck, dass sie lieber woanders gewesen wäre. Bloß dann ...«
      »Was?«
      »Na ja, sie interessierte sich fürs Fischen. Wissen Sie, wann die Boote rausfuhren, wo sie den Fang abluden und so weiter. Ich meine, ich wusste das alles nicht, ich fand ihre Fragen auch ziemlich sonderbar. Um ganz ehrlich zu sein, kam ich nach und nach zu dem Schluss, einen großen Fehler gemacht zu haben. Egal, ich ging zum Klo, und als ich zurückkam, hatte ich den Eindruck, als würde sie einen anderen Kerl anstarren.«
      »Wen?«, fragte Annie.
      »Keine Ahnung. Einen aus dem Ort. Trug so einen dicken Pullover wie die Fischer. Sah gar nicht schlecht aus, auf eine herbe Art, würde ich sagen, aber eigentlich ...«
      Jack Grimley, hätte Annie auf der Stelle gewettet, auch wenn er kein Fischer gewesen war. Und sie bezweifelte, dass Kirsten ihn beobachtete, weil sie ihn für einen netten Kerl hielt.
      »Und dann?«
      »Gingen wir. Liefen durch die Stadt. Am Ende setzten wir uns auf eine Bank und unterhielten uns, aber ich hatte wieder den Eindruck, als sei sie mit den Gedanken woanders.«
      »Passierte irgendwas?«
      »Nein. Klar, ich hab's mal vorsichtig probiert, den Arm um sie gelegt, ihr einen Kuss gegeben. Aber das führte zu nichts, ich gab auf, und wir gingen zurück zum B&B.«
      »Jeder auf sein Zimmer.«
      »Natürlich.«
      »Haben Sie sie noch mal gesehen?«
      »Nicht dass ich wüsste, obwohl die Polizei da ja anderer Meinung ist.«
      »Sonst wissen Sie nichts mehr über diesen Tag in Staithes?«
      »Nein. Tut mir leid.«
      »Ich habe gehört, dass es mit Ihnen eine Zeitlang auf Messers Schneide stand?«
      »Ich kann von Glück sagen, dass ich noch lebe. Haben alle gesagt. Ein noch größeres Glück ist es, dass ich mein altes Leben weiterführen konnte, Anwalt wurde, eine gute Stelle bekam und so weiter. Alles außer Frau und Kinder. Dazu kam es irgendwie nie. Damals war durchaus von einem dauerhaften Hirnschaden die Rede. Ich schätze mal, bei euch drüben versteht man das Aussie-Hirn einfach nicht. Das ist nämlich viel härter, als ihr Leimis denkt.«
      Annie lachte. »Das freut mich.« Sie mochte Keith McLaren, zumindest soweit sie das nach diesem Telefonat sagen konnte. Er klang, als würde es Spaß machen, mit ihm auszugehen. Außerdem wäre er ungefähr im richtigen Alter für sie. Und Single. Annie fragte sich, wie er wohl aussah. Aber Sydney war sehr, sehr weit weg. Trotzdem war es nett, sich das auszumalen. »Sie haben sich bestimmt gefragt, warum Ihnen das zustieß«, sagte Annie. »Warum ausgerechnet Ihnen.«
      »Das frage ich mich so gut wie jeden Tag.«
      »Und, haben Sie eine Antwort?«
      McLaren überlegte, bevor er sprach. »Damals kam nie einer und sagte es geradeheraus«, erwiderte er, »vielleicht weil ich zuerst im Koma lag und mich anschließend lange davon erholte, aber ich hatte ganz stark den Eindruck, dass die Polizei die Theorie nicht ganz

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