Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht
auf dem Hügel bot. Auf der anderen Seite der Dorfwiese war die East-Side-Siedlung, der Schandfleck Eastvales, ein unerschöpflicher Quell der Beschäftigung für Banks und den Rest des Präsidiums der Western Area. Sie wurde von Bäumen verdeckt, aber durch die nackten Zweige konnte man die Reihen identischer roter Backsteinhäuser sehen.
Die Wohnung war nicht mehr als ein leeres Gehäuse, dachte Banks, als er im Wohnzimmer stand. Sie verriet nicht viel über ihren Bewohner. Die Möbel waren modern, wahrscheinlich von Ikea oder einem ähnlichen Billigmöbelfabrikanten, mit Sicherheit an einem Wochenende in großer Hast und Eile mit einem Inbusschlüssel, einem Sixpack billigen Biers und unter lautem Fluchen zusammengebaut.
Templeton hatte ein Digitalradio, aber keine Stereoanlage oder CDs. Ein Widescreen-Fernseher dominierte die Wand, daneben stand ein Bücherregal mit DVDs. Eine Menge Sport, registrierte Banks, ein paar Kassenschlager und amerikanische Fernsehserien wie Die Simpsons, 24 und CSI. Einige Bücher standen dort auch, hauptsächlich zerlesene Taschenbücher von Ken Follett, Jack Higgins, Chris Ryan und Andy McNab, dazu Texte über Strafrecht und dicke amerikanische Wälzer über Ermittlungsmethoden. Auf dem Kamin waren keine Familienfotos, und die einzige Dekoration an der Wand war ein billig gerahmtes Poster von Vertigo, das im letzten Jahr als Gratisbeilage mit der Zeitung gekommen war.
Das Badezimmer verriet nichts Außergewöhnliches: Shampoo, Zahnpasta, Paracetamol, Haargel, Rasierer, Rasiercreme und so weiter. Keine verschreibungspflichtigen Medikamente. Das Handtuch, das über dem Rand der Badewanne hing, war noch feucht, und Wasserperlen standen auf den Fliesen und in der Badewanne.
Templetons Gefrierschrank in der Küche war bis auf ein Tablett mit Eiswürfeln leer, und im Kühlschrank fand Banks Milch, Eier, Käse, HP-Sauce, Tomatensauce, die Reste einer Bestellung vom Inder und eine Tupperware-Dose mit einem Rest Spaghetti Bolognese. In einem Weinregal lagen Weine von Tesco und Sainsbury's, sogar ziemlich gute, wie Banks sah. Außerdem hatte Templeton eine relativ teure Espressomaschine.
Blieb nur noch das kleine Schlafzimmer mit dem Doppelbett und dem Nachttisch mit Lampe, dazu ein großer Kleiderschrank voller Kleidung und Schuhe. Die Anzüge waren von guter Qualität, nicht gerade Armani oder Paul Smith, aber wenn Templeton bei seinem Gehalt so teure Klamotten besessen hätte, wäre Banks auch misstrauisch geworden. Das einzige Foto in der ganzen Wohnung stand auf der Kommode unter dem Fenster. Es zeigte ein junges Mädchen, etwa achtzehn, neunzehn Jahre alt, dessen langes blondes Haar im Wind wehte. Mit der Hand hielt sie es von den Augen fern und lächelte blinzelnd in die Kamera. Herbstlaub wirbelte um sie herum. Banks hatte keine Ahnung, um wen es sich handelte und warum Templeton das Bild im Schlafzimmer stehen hatte. Vielleicht seine Freundin? Er hatte nie von seinem Privatleben gesprochen.
In der Nachttischschublade waren lediglich Kleingeld, Kondome, Papier und Stift. Darauf stand ein Digitalwecker, der auf sechs Uhr gestellt war.
Banks ging ins Wohnzimmer zurück und setzte sich an Templetons Schreibtisch. Das Laptop war mit einem Passwort geschützt, das würde zur Analyse an die Technik gehen. Banks durchsuchte die Schubladen und fand einen Stapel großer Notizblöcke, die mit Templetons ordentlicher, aber unleserlicher Schrift gefüllt waren. Sie waren wie in einem Tagebuch datiert, aber die Einträge beschränkten sich auf die Fälle, an denen Templeton arbeitete. Banks suchte den letzten Block heraus und sah, dass Templeton notiert hatte, was er Freitagabend getan hatte:
00:00 Uhr. Über den Parkplatz ins Labyrinth. Schlecht beleuchtet. Hohe Häuser, viele hängen über. Unmöglich, allein alles im Auge zu behalten. Ferne Geräusche vom Marktplatz, als die Pubs schließen. Niemand kommt vorbei. Keine Schritte.
00:23 Uhr. Höre ein Stück von »Fit But You Know it« von den Streets aus einem vorbeifahrenden Auto oder weil kurz eine Tür geöffnet wird. Dann ist es wieder still. Gedämpfte Tanzmusik aus der Bar None. Warten. Nichts. Bin trotzdem sicher, dass ich recht habe. Der Mörder wird erneut zuschlagen, und wie würde er sich über uns lustig machen, wenn er es eine Woche später wieder täte, am selben Ort!
Fazit: War bis zwei Uhr da, nichts passiert. Als es eine halbe Stunde lang still war und feststand, dass weder
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