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Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht

Titel: Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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einen verächtlichen Blick zu. »Das habe ich jetzt überhört«, sagte sie.
      »Es gab damals viele Leute, die meinten, Lucy hätte das bekommen, was sie verdiente, als sie im Rollstuhl landete. Vielleicht dachten Sie das auch.«
      »Nein.« Annie merkte, dass sie rot wurde. Tatsächlich hatte sie es nie gesagt, aber dennoch gedacht. Wie Banks war sie der Meinung gewesen, dass Lucy Payne ebenso viel Schuld hatte wie ihr Mann. Den Rest ihres Lebens gelähmt zu sein war eine angemessene Bestrafung für das, was die beiden diesen Mädchen in ihrem Keller angetan hatten. Egal, ob Lucy tatsächlich die tödlichen Schläge ausgeteilt hatte oder nicht. Auf den Videos sah man, dass sie ganz genau wusste, was vor sich ging, und dass sie bereitwillig an den aufwendigen, kranken Sexspielen ihres Mannes mit seinen Opfern teilgenommen hatte. Nein, Lucy Paynes Schicksal rief kein Mitleid bei Annie hervor. Und jetzt hatte jemand diese Frau von ihrem Elend erlöst. Man konnte es fast schon als einen Gefallen betrachten. Aber davon wollte sich Annie nicht ihr Urteilsvermögen trüben lassen. Sie würde Julia Ford nicht die Genugtuung gönnen, recht zu haben. Annie würde an diesem Fall so hart arbeiten wie an jedem anderen, vielleicht sogar härter, bis sie herausfand, wer Lucy Payne aus welchem Grund getötet hatte.
      »Inwiefern ändert das alles?«, fragte Julia Ford.
      »Nun, da fallen mir zwei wichtige Fragen ein«, sagte Annie.
      »Die wären?«
      »Erstens: Wusste der Mörder, dass er Lucy Payne tötete?«
      »Und die zweite?«
      »Wer wusste, dass Karen Drew Lucy Payne war?«
     
    »Nun, Stuart«, sagte Banks, »ich glaube, Sie haben uns einiges zu erklären, oder?«
      Stuart Kinsey saß am Abend Banks im Vernehmungsraum gegenüber und schmollte, zupfte an einem Fingernagel herum und schielte aus dem Augenwinkel zu Winsome hinüber. Es waren zwei lange Tage gewesen; alle waren müde und wollten nach Hause. Kinsey trug die Einheitskleidung der Studenten: Jeans und ein T-Shirt, das die triumphale Rückkehr von The Who an die Universität von Leeds im vergangenen Juni bejubelte. Er hatte struppiges, aber kein langes Haar, und Banks vermutete, dass er auf seine mürrische, launische Art für so manche Frau interessant war. Ob auch Hayley Daniels ihn attraktiv gefunden hatte, war eine ganz andere Frage.
      »Bin ich verhaftet?«, fragte er. ¦
      Banks schaute Winsome an. »Wieso fragt uns das jeder?«, wollte er wissen.
      »Keine Ahnung, Sir«, sagte Winsome. »Vielleicht glauben die Leute, es macht einen Unterschied.«
      »Etwa nicht?«, fragte Kinsey.
      »Eigentlich nicht«, meinte Banks. »Sehen Sie, wir könnten Sie verhaften. Nichts leichter als das. Reine Formsache. Ich würde sagen: >Stuart Kinsey, wir verhaften Sie unter dem Verdacht des  Mordes an Hayley Daniels. Sie müssen nichts sagen ...< Und so weiter. Die übliche Rechtsmittelbelehrung. So was in der Richtung. Dann -«
      »Moment mal!«, rief Kinsey. »Mord? Jetzt ist es aber gut. Damit habe ich nichts zu tun.«
      »Dann würden Sie einen Rechtsanwalt verlangen, wie es Ihr gutes Recht ist, und wir müssten einen für Sie besorgen. Der Anwalt oder die Anwältin würde Sie ermutigen, die meisten unserer Fragen zu beantworten, solange Sie sich nicht selbst belasten. Was Sie nicht können, wenn Sie nichts Verbotenes getan haben. Wir könnten diesen Weg wählen. Nach der Verhaftung kommt die Anklage, da wird es schon deutlich ernster. Dann bringen wir Sie runter in die Arrestzelle, nehmen Ihnen den Gürtel, die Schnürsenkel und alle weiteren Besitztümer ab und schließen Sie so lange ein, wie es uns passt.« Banks schlug sich vor die Stirn. »Ach, Quatsch, was habe ich nur im Kopf? So war das in der guten alten Zeit. Tut mir leid. Nur vierundzwanzig Stunden lang, es sei denn, unsere Chefin bewilligt einen längeren Aufenthalt. Sie ist übrigens sehr verstimmt wegen dem, was mit Hayley passiert ist. Hat selbst Kinder.« Banks merkte, dass Winsome die Augen verdrehte. Doch es funktionierte. Kinsey hatte sein cooles, lässiges Auftreten verloren, er war jetzt ein verängstigter junger Mann, der großen Ärger hatte. Genau da wollte Banks ihn haben.
      »Was wollen Sie wissen?«, fragte er.
      Banks nickte Winsome zu, und sie knipste den kleinen Bildschirm an, den sie aufgestellt hatten. Der erste Film zeigte, wie Hayley sich von ihren Freunden trennte, darunter Kinsey, und in Taylor's Yard verschwand. Unten stand die

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