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Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Titel: Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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war bei ihrer Ankunft sofort auf Amys Mann zugestürzt, hatte sich seiner sozusagen mit Haut und Haaren bemächtigt und ihn während des Aufenthalts nicht mehr aus ihren Klauen gelassen. Angesichts Honorias reichlich unnormaler und ausschließlicher Hingabe an den Bruder hatte Amy sich stets an jene berufsblinden Eltern erinnert gefühlt, die von sich selbst gern behaupten, daß sie ihr Kind zum >Fressen< gern haben.
      Danach erst hatte sie begriffen, wie wichtig es für Ralph gewesen war, sein Elternhaus zu verlassen und ihm auch weiterhin fernzubleiben, wenn er jemals überleben und erwachsen werden wollte. Bevor sie Honoria kennengelernt hatte, war Ralph von ihr gedrängt worden, seine Schwester doch häufiger zu besuchen; ihr öfter mal zu schreiben. Trotzdem hatte er sich gelegentlich bei einem Besuch in England geweigert, Honoria von ihrer beiden Anwesenheit zu verständigen. Was Amy ihrer Schwägerin freilich nie erzählt hatte. Es widerstrebte ihr einfach, Schmerzen zu verursachen, die Honoria als sicheres Zeichen der Schwäche wertete.
      Das Uhrwerk der alten Großvateruhr ächzte leise vor sich hin und erinnerte Amy an die unglückliche Gegenwart. Es war zehn Uhr. Zeit für die Nachrichten.
      Honoria erhob sich schwerfällig, schob heftig den Stuhl zurück, stieß dabei fast die Lampe um und schaltete das Fossil von einem Radio ein. Es handelte sich dabei um einen Schrank aus Vogelaugenahorn mit Backelitknöpfen, verwaschener Seidenbespannung und Lautsprechern, die erst mindestens fünf Minuten warmlaufen mußten. Amy klappte Old Sins zu, steckte das Buch unter ihren Pullover und ging in die Küche, um Kakao zu kochen.
      Sie maß zwei Tassen Flüssigkeit ab und setzte den Topf auf. Dabei mußte sie die Milch zur Hälfte mit Wasser verdünnen, weil nur ein Liter pro Tag gekauft werden durfte und sie am Vormittag bereits für das Backen der kleinen Rosinenbrötchen Milch verbraucht hatte. Honoria war nun einmal vom Geiz besessen.
      Ralph hatte Honoria stets damit entschuldigt, daß sie einen Krieg erlebt hatte. Aber Amys Mutter hatte sogar zwei Kriege mitgemacht und war dennoch die großzügigste Frau gewesen, die man sich nur denken konnte.
      In >Gresham House< dagegen herrschte eiserne Sparsamkeit.
      Amy nahm den Topf vom Feuer und mischte das Kakaopulver darunter. Sie war versucht, ein Rosinenbrötchen zu naschen, aber das Risiko war einfach zu groß. Möglicherweise hatte Honoria sie abgezählt ... wie kürzlich die Liebesknochen.
      Amys Hand berührte das Medaillon an ihrem Hals, das Ralphs Bild enthielt. Sie wünschte sich mit deprimierend hoffnungsloser Sehnsucht, daß er bei ihr wäre. Mit Ralph im Haus hätte es keine falsche Sparsamkeit gegeben, und allein seine Anwesenheit hätte den alten Kasten mit Wärme, Licht und Sonnenschein erfüllt. Aber Ralph lag tot in seinem Grab unter den Eiben. Das war der gravierende Unterschied.
     
    Barnaby ging erneut zu dem Tisch am oberen Ende des Bereitschaftsraums. Die Aufmerksamkeit aller war auf ihn gerichtet. Die Beamten an den Computern machten leichte Entspannungsübungen. Die Mitarbeiter vom Außendienst setzten sich auf Tischkanten oder lehnten gegen die Wand, unterhielten sich oder holten Getränke aus dem Automaten. Inspektor Meredith, im eleganten Tweedanzug mit passender Weste, hatte sich einen bequem aussehenden Stuhl geschnappt und in vorderste Position gerückt.
      Barnaby eröffnete die Konferenz mit einer kurzen Zusammenfassung des Obduktionsberichts. Anschließend berichtete er von seinem Gespräch mit Laura, und Troy lieferte einen kurzen Abriß seiner Unterredung mit Brian Clapton. Danach ergriff erneut Barnaby das Wort.
      »Hadleighs Wagen ist aufgetaucht. Sie haben ihn aus dem Fluß gezogen. Ist reif für den Schrottplatz. Den Bericht der Spurensicherung vom Tatort sollten wir morgen früh kriegen. Außerdem liegt uns ein Fax von Jennings Verlag vor. Es enthält Einzelheiten über seine Person und seine Karriere. Ich habe das Epos etwas zusammengestrichen. Sergeant?«
      Troy räusperte sich. »Anfang der Fünfziger in Schottland geboren und aufgewachsen. Staatliche Schulen. Examen in ... ehm ... Eng ...«
      »Eng. Lit. ist die Abkürzung für Englische Literatur, Sergeant«, fiel Meredith ein. »Das war doch gemeint, oder?«
      »Ja, richtig.« Troy bekam einen roten Kopf. »An der Universität Birmingham. Ist nach Hause zurückgekehrt, hat einen Job als Redakteur bei einem Lokalblatt angenommen. Dann

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