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Inspektor Jury lichtet den Nebel

Inspektor Jury lichtet den Nebel

Titel: Inspektor Jury lichtet den Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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hat.»
     
    «Weißt du, wer der Anwalt eurer Familie ist, Jessie?» fragte Jury. Sie standen jetzt in dem geschmackvoll neugestalteten Hof hinter dem Haus.
    «Mr. Mack. Na ja, er ist einer von ihnen. Wir haben –» Sie schien nicht recht zu wissen, wieviel sie hatten – «kofferweise Geld. Mögen Sie Autos?»
    «Wie lange arbeitet er schon für die Familie?»
    Sie kräuselte die Stirn. «Wer?»
    «Euer Anwalt, Mr. Mack.»
    «Schon ewig. Mögen Sie nun Autos oder nicht?»
    Er hatte ein ungutes Gefühl, eine Vorahnung. Wynchcoombe, Clerihew Marsh, Lyme Regis, Dorchester. Nur Dorchester lag außerhalb eines Radius von vierzig Meilen, nicht jedoch das Herrenhaus von Ashcroft. Und sie war zehn Jahre alt.
    «Ja. Ich mag Autos», sagte Jury.
     
    Sie waren bei Nummer neun angelangt – eins von Jessies Lieblingsautos –, dem Lotus Elite. «Neunzehnsiebenundfünfzig», verkündete sie feierlich. Mit Begriffen wie «Hubdimension» und «Schwingarmgrill» warf sie so selbstverständlich um sich wie ein Fachmann.
    Plötzlich hörten sie eilige Schritte und laute Stimmen. Ein Mann strebte mit Riesenschritten in Richtung des Stalls. «Jess! Was zum Teufel geht hier vor?»
    Man konnte an ihrem Gesicht sehen, daß Onkel Robert nicht mehr verschwunden war.

14
    E R HÄTTE SICH NICHT vorstellen müssen. Da Jessie wie ein Diskus durch den Raum wirbelte und sich ihm in die Arme warf, hätte Jury gleich gewußt, daß dies Robert Ashcroft war.
    «Aber ich habe dir doch Bescheid gesagt», sagte Onkel Robert. «Ich habe einen Zettel unter deiner Tür durchgeschoben. Und wer ist das?» Er deutete auf Jury.
    «Scotland Yard.» Jury reichte Ashcroft seine Karte und lächelte, als wollte er unterstreichen, daß er als Freund gekommen war. «Lady Jessica hat sich wohl etwas Sorgen gemacht und der Polizei erzählt, Sie seien verschwunden. Die Polizei von Devon war auch schon da.»
    Ashcroft sah seine Nichte erstaunt an. «Mein Gott, Jess. Du hast die Polizei gerufen –» Er blickte auf Jurys Karte. «Scotland Yard? Nicht zu fassen.»
    «Reiner Zufall. Ich bearbeite eigentlich einen anderen Fall und habe den Divisional Commander begleitet –»
    Ashcroft kam aus dem Staunen nicht heraus. «Ein Superintendent und ein Divisional Commander, Jess? Und die Premierministerin? Hast du die vergessen? Wie hat es Jess nur geschafft, Sie mit einer Vermißtenmeldung hierherzulocken?»
    Jessie betrachtete eine interessante Wolkenformation und schlug vor, ins Haus zu gehen, es sähe ganz nach Regen aus. Und dann fiel ihr noch eine Möglichkeit ein, das Thema zu wechseln: Sie rief nach Henry. «Wo steckt denn Henry? Er ist doch mit uns rausgegangen. Henry!»
    Henrys Schnauze tauchte hinter der Windschutzscheibe des Ferrari auf.
    «Er fährt gern Auto», sagte Jessie, ließ ihren Onkel los und zerrte Henry aus dem Auto.
    Aus den Augen, aus dem Sinn, dachte Jury und lächelte. «Mr. Ashcroft, es tut mir leid, daß sich die Polizei eingemischt hat. Ein Windei. Ich bearbeite einen Fall in Dorchester –»
    «Ich habe davon gehört. Wirklich eine furchtbare Geschichte.»
    «Furchtbar ist, daß noch zwei weitere Morde geschehen sind.»
    Ashcroft blickte seine Nichte an und erbleichte: «An Kindern?»
    Jury nickte.
    Jessica kam mit Henry zurück. «Eins wurde mit einem Messer erstochen, dem anderen der Schädel eingeschlagen oder so. Rums.»
    «Darüber macht man keine Scherze, Jess», sagte ihr Onkel streng.
    «Tu ich ja gar nicht. Ich wollte dir nur zeigen, wie’s war. Es ist übrigens in der Kirche passiert!»
    Ashcroft wirkte ratlos. «In welcher Kirche?»
    «Drüben in Wynchcoombe.»
    Es schien sie nicht weiter zu beunruhigen, daß der Mord direkt in ihrer Nähe passiert war. Ashcroft jedoch war sichtlich besorgt, und Jurys ernster Gesichtsausdruck konnte seine Befürchtungen auch nicht gerade zerstreuen. Ashcroft verfiel in Schweigen, denn er wollte seiner Nichte keine Angst machen.
    Jessie wußte über alles genauestens Bescheid. «Sharon hat es mir erzählt. Sie liest mir immer die Schauergeschichten aus der Zeitung vor. Der Axtmörder ist aus dem Gefängnis ausgebrochen –»
    Jury lachte. «Moment mal! Er wurde entlassen! Und ob er es überhaupt getan hat, ist gar nicht geklärt. Außerdem war er kein Axtmörder. Da hat die Presse wieder einmal ein bißchen übertrieben.»
    Ashcroft war wütend, allerdings nicht auf Jury. «Sharons Tage sind gezählt. Sie hätte dir so was nicht vorlesen dürfen. Und die Pralinen hat sie dir auch nicht gegeben? Ich

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